Titel Logo
Hildburghäuser Stadtanzeiger
Ausgabe 4/2023
Nichtamtliche Bekanntmachungen der Stadt Hildburghausen (NaB)
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Therese von Sachsen-Hildburghausen

Lesung von Carolin Philipps

Eingebettet in eine gut gefüllte Woche verschiedenster Veranstaltungen bildete die Lesung von Carolin Philipps am 09.03.2023 im Bürgersaal des historischen Rathauses Hildburghausen einen der Höhepunkte rund um den Frauentag 2023. Über 60 Gäste waren neugierig darauf, was die Historikerin und Autorin über Therese zu erzählen wusste und sie wurden nicht enttäuscht.

Zu Lebzeiten der Hildburghäuser Prinzessin ging es bei einer Heirat nicht um persönliche Befindlichkeiten, sie wurden aus politischem Kalkül geschlossen. Durch ihre Erziehung wurde Therese schon lange darauf vorbereitet, einem möglichst standesgemäßen Ehemann eine tugendsame und präsentable Gattin zu sein und viele - vor allem männliche - Kinder zu gebären. Wenn man sich dann noch nach dem Kennenlernen nicht unsympathisch war, erleichterte es beiden Eheleuten den Schritt ins gemeinsame Leben.

Therese und Ludwig waren sich nicht unsympathisch, zumindest am Anfang ihrer Ehe nicht. Und wie zu ihrer Zeit üblich, wechselten als wichtigstes Kommunikationsmittel häufig Briefe den Besitzer, und zwar ein Leben lang. Diesen wahren Schatz an Informationen konnte Carolin Phillips heben und das Leben der Therese anhand der Fülle nachgelassener Briefe authentisch nachzeichnen. Ludwig der I. schickte seiner Gattin per Brief oft überschwängliche Gedichte, die er selbst verfasste, auch dann noch, als er sie mehr oder weniger diskret mit anderen Frauen betrog. Er war kein guter Ehemann, nicht nur hinsichtlich seiner zahlreichen Affären. Das erlaubten sich auch andere Herrscher. Ludwig war jähzornig und setzte im Laufe der Ehe seinen Willen auch schon mal mit Gewalt durch. Darüber findet sich kaum etwas im öffentlichen Bild ihrer Beziehung. Therese übte sich ihr Leben lang im passiven Widerstand.

Nicht nur auf Grund ihrer Erziehung war sie so duldsam und verkörperte das Bild der gütigen und hilfsbereiten Herrscherin, die einen vorbildlichen Hausstand führte und vor allem caritativ tätig war. Anders konnte sie die cholerischen Ausbrüche und die Demütigungen ihres Gatten nicht aushalten, ohne ihr Gesicht zu verlieren. In ihren Briefen machte sie ihm keine Vorwürfe, sondern bestätigte sein Tun, so konnte ihr Ludwig keine Bitte abschlagen, Bitten, die sie vor allem für Hilfsbedürftige an ihn stellte. Im Laufe der Jahre wurde Ludwig immer unberechenbarer, er brüskierte Therese mit zunehmend öffentlich ausgelebten Affären.

Auch seinem Hofstaat, den Ministern und Beratern, den bayerischen Untertanen und vor allem der katholischen Kirche missfiel sein Verhalten immer mehr. Nachdem er sich mit 60 Jahren Hals über Kopf in die bis dato unbekannte Tänzerin Lola Montez verliebte, für die fortan weder Regeln noch Gesetze galten, hatten nicht nur die Münchner langsam die Nase voll. Kritik kam auch aus anderen Herrscherhäusern und aus der Familie. Der Höhepunkt bildete Ludwigs Versuch, seine Geliebte in den Adelsstand zu erheben und sie bei Hofe einzuführen.

Doch hier hatte seine Frau das Sagen. Therese war endlich an dem Punkt angelangt, an dem sie ihm offen Widerstand leistete. Sie weigerte sich rundheraus und in einer letzten großen Auseinandersetzung machte sie ihm klar, dass er seinen Thron riskierte.

Vor den Toren der Residenz hatten sich Steinewerfer versammelt, die eine Revolution anzetteln wollten, Ludwig sollte abdanken. Therese konnte ihn nun endlich zum Umdenken bewegen. Lola Montez musste gehen, und Ludwig trotzdem als Regent seinen Hut nehmen.

Carolin Philipps wird weiterhin über besondere Frauen schreiben. Ihr nächstes Buch befasst sich mit dem Leben der Therese von Thurn und Taxis, der Patentante der Hildburghäuser Prinzessin. Es erscheint im März 2023 und erzählt aus dem facettenreichen Leben einer Herrscherin, von der Napoleon sagte: „Die Fürstin ist der einzige Mann im Hause Thurn und Taxis.“

Herzlichen Dank an die Kreisvolkshochschule, das Frauenkommunikationszentrum Binko und die Stadt- und Kreisbibliothek Hildburghausen für diesen wunderbaren Abend.