Karl-Franz Hoffmann
Lehrerkollegium im Jahr 1992
Heiko Rosenbaum
Ende der 1980er Jahre wurde in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der DDR immer deutlicher, dass das bisherige gesellschaftliche System auf einen Kollaps zusteuerte. Im September 1989 begann das letzte Schuljahr an der EOS Geschwister Scholl, welches sich im Wesentlichen noch an den bisherigen Vorgaben der Volksbildung der DDR orientierte. Ab dem 9. November 1989, dem Tag der Grenzöffnung zur BRD, vertieften sich die gesellschaftlichen Auflösungserscheinungen zusehends und erfassten auch den Bereich des Bildungswesens.
So wurde Anfang Dezember 1989 der bis dahin übliche Schulunterricht an den Samstagen eingestellt. An den Schulen, so auch an der EOS Hildburghausen, kam es im Januar 1990 unter dem Einfluss des sogenannten „runden Tisches“ zur Stellung der Vertrauensfrage gegenüber dem Schulleiter, in deren Folge dem Direktor Karl-Franz Hoffmanndurch das Lehrerkollektiv das Vertrauen entzogen wurde. Er schied noch im gleichen Monat als Lehrer aus der Schule aus. Auf dem Foto trägt K.-F. Hoffmann (*1935 †2007) die Uniform der Freiwilligen Feuerwehr, denn er war neben seiner Lehrertätigkeit viele Jahre auch Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Hildburghausen.
Noch völlig unklar war zu jener Zeit, wie es mit dem Schulsystem in der noch bestehenden DDR weitergehen würde. Mit dem 17. Mai 1990 endete im politischen Aufbau des Regierungssystems der DDR das Prinzip des „demokratische Zentralismus“. Durch Beschluss der Volkskammer wurde die „kommunale Selbstverwaltung“ wieder eingeführt. Ein weiteres markantes Datum jener Zeit war der 1. Juli 1990. An diesem Tag trat die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion auf dem Territorium der DDR in Kraft, welche im Prinzip den Beitritt der DDR zur BRD einläutete. Am 22. Juli 1990 beschloss die Volkskammer der DDR das sogenannte „Ländereinführungsgesetz“, mit dem die 1952 auf dem Gebiet der DDR gebildeten Bezirke abgeschafft und die seinerzeit aufgelösten Bundesländer wieder eingeführt wurden. Schließlich beschloss die Volkskammer am 23. August 1990 den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik mit Wirkung vom 3. Oktober 1990. Mit diesem Zeitpunkt galt auf dem Gebiet der ehemaligen DDR das Grundgesetz der BRD vollumfänglich und das Rechtssystem der BRD wurde, abgesehen von verschiedenen Übergangsregelungen, von heute auf morgen eingeführt. Damit war klar, dass mit Einführung des in der BRD herrschenden Prinzips des Föderalismus die Bildungspolitik wieder in die Zuständigkeit der Länder fallen würde.
Dies geschah in Thüringen im Oktober 1990, denn am 14.10.1990 fanden Landtagswahlen statt und am 25.10.1990 konstituierte sich in Weimar der neue Thüringer Landtag. Die seitdem vergangenen 35 Jahre zeigen, dass diese Entscheidung die Entwicklung das Bildungswesen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR nicht nur positiv beeinflussten. Eine vertiefende Wertung möchte sich der Verfasser an dieser Stelle ersparen. Mit dem Schuljahr 1991/92 startete man am Gymnasium die Schulausbildung wieder mit der Klasse 5. Die Zahl der Schüler lag nun wieder bei über 900 (im Schuljahres 1989/90 besuchten ca. 200 Schüler die EOS, die von 23 Lehrern unterrichtet wurden). Die Zahl der Lehrer stieg auf 55 (mit weiter steigendem Bedarf).
Die Schüler können nun zwischenzwei Ausbildungszweigen wählen - dem mathematisch-naturwissenschaftlichem Zweig sowie dem musisch-künstlerischem Zweig. Da das bisherige Schulgebäude für eine solche Zahl von Schülern nicht ausgelegt war, entschied die Schulverwaltung des Landkreises, das Schulgebäude der Joliot-Curie-Schule als Haus II für das Gymnasium mit zu nutzen.
Im Oktober 1991 fasste die Schulkonferenz des Gymnasiums einen Beschluss, der bis heute, insbesondere bei ehemaligen Schülern, als sehr fragwürdig angesehen wird - die Umbenennung der Schule von Gymnasium Geschwister Scholl in Gymnasium Georgianum. 1992 wurde Heiko Rosenbaum (*1944 †2022) zum Schulleiter bestellt und führte die Schule bis 2009. Unter seiner Leitung erfolgten ab dem Jahr 1993 gravierende Umbau- und Neubaumaßnahmen, über die im nächsten Beitrag berichtet wird.
gez.
Burkhard Knittel