Ein sanfter Maiabend hüllt Hildburghausen in warmes Licht, als Bürgermeister Patrick Hammerschmidt im Stadttheater Hildburghausen den feierlichen Auftakt zu einem Abend voller kultureller Entfaltung setzte. Mit Nachdruck betonte er die bemerkenswerte Vielfalt des Programms: „Hier wird große Vielfalt geboten - von Musik bis Theater.“ Besonders erfreulich für die Gäste war die erstmalige Abstimmung des Programms, die es den Interessierten ermöglichte, alle Angebote in Ruhe zu genießen. Statt eines hektischen Kultur-Wettlaufs konnten die Besucher entspannt durch die vielfältigen Facetten der Hildburghäuser Kulturszene flanieren.
Der Auftakt der 13. Kleinen Kulturnacht gelang mit „Karibischem Trubel“, der gleichnamigen Kurzkomödie, auf die Bühne gebracht durch die Amateurbühne Hildburghausen e. V. Abenteuer aus dem ereignisreichen Leben der vier besten Freundinnen Mathilda, Thea, Frida und Martha. Nachdem Frida ihre Freundinnen mit einer Torte betrunken gemacht hat und ein Staubsaugervertreter an seinem Staubsauger verzweifelt, verkündet Mathilda, dass sie eine Reise in die Karibik gewonnen hat. Bald darauf versenkt Frida das erste klimaneutrale Schiff und die Damen finden sich auf einem Floß, mitten in der Karibik wieder. Das Stadttheater wurde Schauplatz herzhaften Gelächters und der Applaus des Publikums war ebenso laut wie verdient.
Weiter ging es danach in der Christuskirche, dort erlebte das Publikum ein außergewöhnliches kulinarisch-musikalisches Erlebnis. Kantor Torsten Sterzik, ausgestattet mit Kochmütze und Riesenlöffel, hieß die Gäste mit einem charmanten Augenzwinkern willkommen. Anstelle eines traditionellen Eintopfs erwartete die Anwesenden ein musikalisches Degustationsmenü, das sowohl die talentierte Julia Lucas als auch eine Fülle an Hildburghäuser Musikgeschichte präsentierte. Ein besonders emotionaler Moment des Abends war die ehrende Erinnerung an Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen sowie an ihren Klavierlehrer Johann Andreas Gleichmann. Dieser bemerkenswerte Komponist, dessen 250. Geburtstag gefeiert wurde, stand im Mittelpunkt der musikalischen Darbietungen und verlieh dem Event einen festlichen Rahmen.
Um 19:00 Uhr öffnete die Galerie HibuArt ihre Tore für die beeindruckende Ausstellung „Farbenspiel“, die nicht nur im Titel, sondern auch im Konzept überzeugte. Die beiden talentierten Künstler Nadezhda Streltsova und Dmitry Nayda verbanden auf beeindruckende Weise Emotionen und persönliche Erfahrungen miteinander.
Parallel brachte Regisseur Gerald Backhaus im Bürgersaal mit seinem Dokumentarfilm „Thüringen, Deine Sprache“ Thüringens Mundarten im Bürgersaal zum Klingen. Entgegen vieler Annahmen gibt es ja nicht „den“ Thüringer Dialekt, es gibt mehrere - genaugenommen neun Sprachgebiete in Thüringen. Regisseur Gerald Backhaus und Kameramann Martin König machten für den 3. Teil ihrer Filmreihe diverse Mundart-Sprecher in den Tälerdörfern um Pößneck, im Werratal, in Steinbach-Hallenberg und der Sonneberger Gegend ausfindig. Nach dem Film gab es noch das Making-of. Gerald Backhaus, persönlich anwesend, gewährte einen Blick hinter die Kulissen und einen zweiten auf die regionalen Lautfärbungen an sich.
Eindrucksvoll demonstrierte die Volkshochschule, wie ein Perspektivwechsel unser Weltbild bereichern kann. Die Fotoausstellung aus dem Kurs von Stephan Six lädt dazu ein, die Stadt mit frischen, neugierigen Augen zu betrachten. Hildburghausen wird aus der Sicht der Einheimischen präsentiert - und doch zeigt es uns auch neue Facetten. Es ist eine stille Liebeserklärung an die verschiedenen Mundarten und Kulturen, die unsere Stadt prägen und setzt einen inspirierenden Impuls zur Wertschätzung der heimischen Vielfalt. Musikalisch untermalt wurde der Abend von der Singer-Songwriterin Nele Anders, die mit gefühlvollen Songs und sanften Gitarrenklängen den passenden akustischen Rahmen bot. Ihre Musik verlieh der Ausstellung eine warme, persönliche Note und machte den Besuch der vhs zu einem ganzheitlichen Kulturerlebnis - für Auge, Ohr und Herz.
Im Stadtmuseum erlebte man eine wunderbare Mischung aus Nostalgie und praktischen Einblicken. Die neue Ausstellung über die Unternehmerfamilie Scheller, die die Tütensuppe erfunden hat, verband auf charmante Weise alltägliche Dinge mit spannenden historischen Aspekten. Die Besucher konnten einen Einblick in die unternehmerische Innovation und das Familienleben der „Schellers“ im Laufe der Zeit gewinnen. Die Ausstellung vermittelte nicht nur historische Fakten, sondern auch ein Gefühl für die Veränderungen im Alltag und in der Wirtschaft, was sie besonders lebendig und greifbar machte.
Auch in diesem Jahr war " Trützschler's Milch- und Reklamemuseum " wieder zur Kleinen Hildburghäuser Kulturnacht geöffnet. Nachdem im Vorjahr der Stadtturm und die Reklameabteilung des Museums zu besichtigen waren, konnte man dieses Jahr auch das Milchmuseum besuchen. Viele interessante Gespräche wurden geführt. Das Motto " Jeder kocht sein eigenes Süppchen " wurde im Museum stilgerecht umgesetzt. Eine Original ca. 85 Jahre alte " Scheller Suppe " wurde zum köcheln gebracht und verlieh den Räumen einen typischen Brühwürfelduft. Die Familie Trützschler bedankt sich bei allen Besuchern.