(Ausstellung Stadtmuseum Kahla)
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Das Jenaer Elektrizitätswerk hatte große Schwierigkeiten, die enorme Menge der Anforderungen zur Kabelverlegung und Netzanschließung zu realisieren.
Das betraf neben den eigentlichen Arbeiten auch die Beschaffung des erforderlichen Materials und vor allem Treibstoff, um die vielen Baustellen zu erreichen. Hinzu kam, dass sich gleichermaßen alle hier involvierten Firmen mit ihren Bedarfsforderungen an das Jenaer Elektrizitätswerk wandten.
Die Dringlichkeit der Stromanschlüsse belegen viele Dokumente, ein Großteil von ihnen stammt von den zum „REIMAHG“ Bau eingesetzten Firmen. So beantragte die Berliner Baufirma Quade u.a. eine Freileitung vom Bahnhof Orlamünde bis zu ihrer Baustelle am Verladebahnhof. Für die enorme Menge der zu realisierten Arbeiten verpflichtete das Jenaer Elektrizitätswerk Fachleute der Jenaer Elektro-Innung sowie 17 Jenaer Elektrofirmen mit insgesamt 41 Arbeitern. Diese stiegen jeden Arbeitstag früh 5.15 Uhr am Jenaer Paradiesbahnhof in einen Sonderwagen, der sie direkt zur Haltestelle in Grosseutersdorf brachte. Viele dieser deutschen Arbeiter verpflichtete man zu Arbeiten in der „REIMAHG“, wofür sie einen speziellen Verpflichtungsbescheid erhielten.
Damit entstanden oft Diskussionen über die Zuständigkeiten der Bezahlung. Am 12. Januar 1945 beschwert sich das Jenaer Elektrizitätswerk bei der „REIMAHG“ Bauleitung, dass die Monteure, die im Hummelshainer Betriebskrankenhaus arbeiteten, auch Anspruch auf eine tägliche Auslösung und Übernachtungsgeld von 4,50 Reichsmark hätten.
Selbst Zwangsarbeiter, die von der REIMAHG abgestellt wurden, waren beim Jenaer Elektrizitätswerk im Einsatz. Die Verpflegungskosten musste die Jenaer Firma übernehmen.
Mit dem zunehmenden Ausbau der „REIMAHG“, benötigte die Betriebsdirektion auch immer mehr Räumlichkeiten, vorrangig in Kahla. So wurden von Sauckel am 18. Dezember 1944 im Verwaltungsgebäude der Kahlaer Porzellanfabrik die Ausstellungsräume für Büros beschlagnahmt. Dafür musste vom Jenaer Elektrizitätswerk speziell eine neue 220 Volt Leitung installiert werden. Das Kahlaer Porzellanwerk bezog zwar seinen hohen Strombedarf direkt aus dem betriebseigenen Kraftwerk, das jedoch nicht in der Lage war, einen noch höheren Strombedarf für die geplanten Büros abzugeben. Interessant ist der Grund für den zu erwartenden hohen Stromverbrauch. Die neuen Räumlichkeiten waren als Verwaltungsbüros bestimmt, in denen 25 Angestellte arbeiten sollten. Die Ausstattung erfolgte mit elektrischen Buchungs- und Rechenmaschinen.
Dazu gehörte auch das ADREMA System, das erklärt, warum sich unbeachtet Anfang der 90er Jahren noch sehr viele ADREMA-Matrizen im Keller des Porzellanwerks befanden, die bei Aufräumarbeiten, unwissentlich ihrer Bedeutung, entsorgt wurden.
Ein Schreiben vom 24. November 1944 belegt die Notwendigkeit weiterer Räumlichkeiten der REIMAHG-Verwaltung in Kahla, so in
Das Verhältnis zwischen der „REIMAHG“ und dem Jenaer Elektrizitätswerk war oft von Kommunikationsproblemen überschattet. So forderte die Jenaer Firma mehrfach Pläne der einzelnen Lager mit deren Bezeichnung an.
Als Mitte April 1945, das Werk zum Erliegen kommt und nachfolgend unter Sequester gestellt wird, bleiben viele der Firmen auf ihren unbezahlten Rechnungen sitzen.
Auch für schon aufgelöste Lager, wie in Großpürschütz, lagen noch unbezahlte Stromrechnungen vor.
Das schließt selbst die interne Heizung der Stollen im Walpersberg ein. Eine Rechnung von 29. März 1945 belegt die Summe von 127.335 Reichsmark für die Lieferung und Verlegung einer Protolitrohrheizung.
Die wahrscheinlich höchste unbezahlte Rechnung war die vom Jenaer Elektrizitätswerk. Ihre Gesamtforderung belief sich auf insgesamt 308.376 Reichsmark, was den heutigen Wert von 1.895.704 Euro entspricht!