Anweisung an den Kahlaer Bürgermeister, 29. April 1945
Beschwerde an den Bürgermeister von Altenberga wegen ungenießbarem Brot, 7. Mai 1945
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Die nach der Befreiung veränderte Situation in allen Lebensbereichen, gestaltete sich für die Kahlaer Bevölkerung wie auch der umliegenden Dörfer zunehmend schwerer. Forderungen und Vorgaben unter Verwaltung der alliierten Besatzung, auch die Rückkehr und dass Verhalten der ca. 8.000 Ausländer und deren Forderungen bereiteten dem Bürgermeister und der Stadt viele Probleme. Vor allem die Versorgung der Einwohner und Ausländer mit Lebensmitteln sowie Bekleidung stellte eine der größten Herausforderungen dar. In dieser Notsituation erhielten Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie einige Kahlaer Einwohner einen amtlichen Berechtigungsschein um Rohstoffe, Lebensmittel, Kleidung, Medikamente und vieles mehr zu beschaffen. Dazu kam das Transportproblem der Güter. Es fehlte an Fahrzeugen und Kraftstoff. Die Stadt beschlagnahmte daraufhin alle einsatzfähigen Transportmittel. Die Reichsbahn erleichterte das Problem nicht wesentlich, da diese ihren Betrieb noch nicht voll aufgenommen hatte und somit nicht zuverlässig war.
Ab Mitte April 1945, stationierte sich das 16.Füsilierbatallion in Kahla, eine belgische Armeeeinheit, die zur US-Armee gehörte. Ihr Zuständigkeitsgebiet reichte von Magdala, ihrem Hauptquartier, bis nach Rudolstadt. Sie bewachten vorrangig jedoch die Baustelle am Walpersberg und sorgten regional für das Einhalten der Sperrstunde, den alliierten Anweisungen und Befehlen.
Die von den ehemaligen Zwangsarbeitern gebildeten „Länderkommissionen“ und deren Kommunikation mit dem dafür gebildeten Auslandsreferat im Rathaus sorgten zwar für eine täglich bessere Kommunikation untereinander, jedoch häuften sich unhaltbare Forderungen der Kommissionen an die Stadt Kahla und an die umliegenden Gemeinden, die von diesen kaum zu realisieren waren. Die Situation spitzte sich so zu, dass am 21. April 1945 das Ausländerreferat allen Kommissionen mitteilte, dass ab sofort Plünderungen sowie Einkäufe von Lebensmitteln verboten waren.
Besonders das belgische Komitee der ehemaligen Zwangsarbeiter nutzte die Präsenz der belgischen Armeeeinheit, um ihre Forderungen erfolgreich durchzusetzen. Dies dokumentiert unter anderem die Beschwerde des Altendorfer Bürgermeisters an den Kahlaer Bürgermeister, die beinhaltete, das am 5. Mai 1945 belgische Soldaten eigenmächtig Lebensmittel aus den Gehöften in Altendorf entwendet haben.
Nicht nur die Ausländer, sondern auch die deutsche Bevölkerung war ständig auf der Suche nach Lebensmitteln. Oftmals wurde aus der Not heraus gestohlen, dies blieb für die meisten nicht ohne Folgen. So erhielt eine Frau aus Kahla eine Geldstrafe von 50 Reichsmark, weil sie am 21. April 1945 Kohlen aus den REIMAHG Lager entwendet hatte. Am gleichen Tag bekam eine andere Frau eine Geldstrafe von 200 Reichsmark und die Sperrung der Stromlieferung, weil sie ohne Genehmigung Strom verbraucht hatte.
Die allerorts erfolgten Plünderungen, vor allem in den umliegenden Dörfern, wurden teilweise von der US-Armee genehmigt. Sehr schlimm traf es Schmölln, ein kleines Dorf zwischen Lindig und Hummelshain. Die Plünderungen und der Vandalismus nahmen so ein Ausmaß an, dass die US-Armee einschreiten und dass Dorf geräumt werden musste.
Fortsetzung folgt...