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Kahlaer Nachrichten
Ausgabe 12/2024
Vereine und Verbände
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Der Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V.“, Sitz Kahla, informiert:

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Vom Fund- zum Ausstellungsobjekt - die Gerätetafel der Me 262 A 1-a

Es erstaunt einen immer wieder, was irgendwo an Artefakten noch existent ist. So auch dieser rechte Teil einer Gerätetafel der Me 262. Aus einem Gespräch heraus ergab sich, dass man uns dieses Originalteil als Leihgabe für die Ausstellung im Stadtmuseum anbot, mit der Bitte, dies kostenlos zu restaurieren. Gern übernahmen wir dieses fragile Objekt, damit es unsere Museologin für die Ausstellung aufarbeitet.

Vorrangig wichtig sind hierbei die Fundumstände, ihre Bergung und damit die Konservierung. In diesem Fall wurde es vor langem aus dem Stollensystem des Walberbergers geborgen. Der dafür typische Geruch haftete dem Objekt noch stets an. Leider war die, zum Zeitpunkt des Auffindens noch gegebene Holzfeuchte, nicht mehr vorhanden, was den jetzigen fragilen Zustand zur Folge hat.

Zum Erhalt und zur Schadensanalyse erfolgte vor Arbeitsbeginn eine umfassende Voruntersuchung. Dazu sind gewisse, umfassende Kenntnisse und ihre Anwendungsmöglichkeiten nötig. Die je nach Kunst- und Kulturgut unterschiedlich sind. Hier war zuerst die Recherche zu den Materialien, Verarbeitung und Verwendung des 53 x 34,5 cm großen Objektes wichtig, um nachfolgend die einzelnen Schritte zur Restaurierung festzulegen.

Viel zu oft wird unsachgemäß ein Objekt „totrestauriert“, womit es seine einzigartige Authentizität verliert.

Die Recherchen ergaben, dass das vorliegende Objekt Teil der Hauptgerätetafel 262.904-001 ist und aus 16 mm Sperrholz besteht, dass aus mehrschichtig geklebten, hauchdünnen Holzplatten besteht. Zur Gewichtsreduzierung und Erreichung der optimalen Stabilität ist die Tafel rückseitig ausgefräst. Die ursprüngliche Lackierung RLM 66 war nur minimal erhalten. Korrosionspunkte verweisen auf die Hinweisschilder aus geätztem Aluminium, zur Funktionsbezeichnung der Motorinstrumente, die mittels Holzschrauben angebracht waren.

Im Brett befindliche große Öffnungen waren zur Aufnahme von 2 Drehzahlmessern, 2 Differenzdruckmessern, Temperaturanzeige, 2 Druckmessern, Heizungshebel, Schusszähler, Verteiler- sowie Schalt- und Kontrollkasten vorgesehen.

Vor Beginn der Sicherung vor weiterem Zerfall, wurde das gesamte Objekt mit äußerster Vorsichtig gereinigt, auch um nachfolgend so wenig wie möglich Fremdpartikel in den zu verwendenden tierischen Warmleim zu bekommen. Der hier verwendete natürliche Leim, gegenüber PVAC -Leimen (Kunststoffdispersionen), erfolgt auf Grund seiner natürlichen Bestandteile, da Holz zu den organischen Stoffen zählt, die aus Kohlenstoffhaltigenverbindungen bestehen. Dieser Leim wird wie alle Glutine und Chondrite aus tierischen Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie hergestellt. Dazu zählt ihre ökologische Unbedenklichkeit, Reparaturfreundlichkeit, Reversibilität und ist bei Bedarf auch jederzeit wieder zerstörungsfrei zu Öffnen. Ein wichtiges Kriterium bei der Restaurierung.

Zur Stabilisierung des Objekts wurde Glutinleim in Granulatform verarbeitet. Wichtig, in jedem Fall sollte auf die jeweilige Verarbeitung, Quellzeit und Mischungsverhältnis geachtet werden.

Zur Vorbereitung, das über einen Tag dauern kann, den Leim quellen lassen - Erwärmen (Schmelzen) - Abkühlen. Nachfolgend, zur Verarbeitung, den Leim wieder erwärmen, dass einen schnellen und einfachen Arbeitsablauf ermöglicht.

Wie beim Weißleim, so war auch hier ein beidseitiger Leimauftrag auf die einzelnen Sperrholzschichten empfehlenswert, um die Benetzung zu gewährleisten.

Wobei der Leim nicht zu dickflüssig sein durfte. Ebenso musste das Holz vor der Verleimung gleichmäßig erwärmt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass Holz und Leim nicht abkühlen, bis man sie mit Pressen fixiert hat. Nach der Trocknung, in der Regel nach ein paar Tagen, ist eine überragende Festigkeit gegeben, wobei aber Leimfuge und Holz restelastisch bleibt.

Demnächst können die Besucher dieses Gerätebrett in unserer Ausstellung ansehen und sich beim Betrachten die Frage stellen, wo ist es denn restauriert worden? Damit war die Restaurierung erfolgreich.