Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden viele Mitglieder unseres Vereines zum Kriegsdienst eingezogen.
| Folgende Sportfreunde kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück: | ||
| Adam, Ernst | gefallen | am 18. November 1943 in Frankreich |
| Buchholz, Paul | gefallen | unbekannt |
| Gentsch, Gerhardt | gefallen | März, 1944, Ort unbekannt |
| Kästner, Fritz | gefallen | 1942 in Rußland |
| Schaub, Hermann | gefallen | Italien |
In stillem Gedenken an unsere gefallenen Sportfreunde sowie aller gefallenen Bürger der Stadt Kahla legen die Sportfreunde des Sportanglervereines Kahla e.V.1924 alljährlich seit 1985 zum Volkstrauertag ein gedenkendes Gebinde am Ehrenmal der gefallenen in Kahla nieder!
Dies seither unterstützt vom Floristikmeisterbetrieb Krug in Kahla / Bachstraße. Auch an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön.
Nachzutragen an dieser Stelle wäre das in der Zeit des Nationalsozialismus es wiederholt zum Wechsel in der Vereinsführung kam. Nachdem Gustav Meinhardt seinen Verein aus politischen Gründen verlies, übernahm von 1933 bis 1936 Hermann Voigt / Inhaber eines Textilgeschäftes in Kahla, von 1936 bis 1941 der Bäckermeister Karl Hentschel die Vereinsführung. Bereits 1941 kam es zum erneuten Wechsel, Willy Hart / Porzellanschleifer im hiesigen Porzellanwerk wurde Vereinsvorsitzender der Angler bis 1946.
(Wenige werden sich erinnern oder es Wissen, Willy Hart wurde 1946 der 1. Werkdirektor im Porzellanwerk Kahla. d. Autor)
In dieser Zeit, geprägt von Entbehrung und vor allem Hunger, war die Ausübung der Angelei auch ein wesentlicher Bestandteil des Überlebens, ging es um die Ernährung der Familienangehörigen. So nicht verwunderlich, dass wohl an allen Gewässern Deutschlands und nicht nur in Vereinen organisierte Angler versuchten, den Speiseplan der Angehörigen mit einem Fisch zu bereichern. Wer von uns heute könnte ihnen das verübeln, ging es doch um das Überleben der Familie!
Durch die Besatzungsmacht wurden zunächst alle Vereine, ja sogar die Anglervereine „Geschlossen“. Man ging davon aus das die Vereinsführungen im Besatzungsgebiet der Roten Armee aus ehemals NSDAP- Mitgliedern bestand.
Der Kahlaer Anglerverein begann sich bereits kurz nach dem Ende des Weltkrieges neu zu organisieren, jedoch fühlte sich keine Behörde in der Lage die „Notwendigkeiten“ zu erfahren.
So begab sich im Herbst 1945 unser unvergessener Sportfreund Robert Schroth im Auftrage des Vorstandes zu Fuß nach Weimar, um mit der russischen Militärkommandantur über die organisierte Weiterführung des Angelsportes in Kahla zu verhandeln.
Nach 3 Tage unfreiwilligem Aufenthalt in der Militärkommandantur, kehrte er mit den erforderlichen Unterlagen wieder nach Kahla. Ob diese 3 Tage Zwangsaufenthalt in der Kommandantur auf eventuelle Sprach-schwierigkeiten zurückzuführen sind, oder auf irgendwelche andere Gründe - dies lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Sicher ist das er diese Tage „Gast“ der Kommandantur war, jedoch ohne jedwede Verpflegung! Seine Selma sowie die Sportfreunde rechneten mit dem schlimmsten!
Wie aus vorhandenen Unterlagen ersichtlich, waren es zum größten Teil die Gründungsmitglieder, die alles daransetzten, unseren Verein und damit das Vereinsleben in der schweren Zeit des Wiederaufbaus neu zu beleben.
Neben vielen aktiven Mitgliedern des Vereins erwarben sich die Sportfreunde Willy Hart und Robert Schroth bleibende Verdienste.
Nachdem zwischenzeitlich durch den Vorstand des damals Anglervereines die erforderlichen Unterlagen und Wege zur Wiederzulassung des Vereines erbracht wurden, jedoch dennoch seitens der Behörden keine erforderlichen Dokumente zur Wiederzulassung den Verein erreichten, scheint mir, griffen die Mitglieder des Vorstandes zu einer List um endlich zum ersehnten Ergebnis ihrer Bemühungen zu gelangen- der Wiederzulassung als Anglerverein.
Am 07.07.1946 erging an den Landrat von Stadtroda folgendes Schreiben:
An den Herrn Landrat, Stadtroda.
„Der Angler- Verein Kahla hat am 03.02. ds. J. ( 1946 - d. Autor ) und am 17.03. ds. J. Versammlungen mit der Genehmigung des Herrn Kreiskommandanten abgehalten, in denen die Neugründung des Vereines, die Annahme von neuen Vereinssatzungen sowie die Neuwahl des Gesamtvorstandes laut Protokoll vorgenommen wurde. Durch die erteilten Versammlungs- Genehmigungen waren wir der Ansicht, dass der Verein damit die Zulassung erhalten hat.
Der Verein wurde hier am Orte der FDJ Abt. Körperkultur angeschlossen.
Der Form halber bitten wir Sie um Erteilung einer Zulassungsbescheinigung für den Anglerverein Kahla e.V.
Hochachtungsvoll
1. Vors.“
Handschriftlich ist auf dem uns erhaltenen Dokument zu lesen:
„Durch mündliche Mitteilung des Bürgermeisters Metzner erledigt. Verein besteht, weil er am Orte der FDJ angeschlossen ist. Vereinsregister- Eintragung gibt es vorläufig nicht.“
(Als Unterschrift ein Namenskürzel, vermutlich W. Hart- damaliger Direktor des PWK und Vereinsvorsitzender. d. Autor) — Archiv SAVK
(Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 20. 12. 1948, also erst 2 Jahre Später-d. Autor.)
Sicher - ohne den Anschluss an die FDJ am Orte hätten die Kahlaer Angler wohl noch lange auf ihre Wiederzulassung als Verein warten müssen. Hierzu später mehr.
In der „Thüringer Volkszeitung“ vom 25.03.1946 konnte der Leser unter:
„Wussten Sie schon“ lesen: „ Das der oberste Chef der Sowjetischen Militärverwaltung einen Befehl erlassen hat, wonach die wirtschaftliche Leitung des gesamten Fischfanges und aller Fischgewässer in die Hände der örtlichen deutschen Selbstverwaltung überging, um eine maximale Steigerung des Fischfanges zur Versorgung der Bevölkerung in der sowjetisch besetzten Zone zu erreichen?“
(Das Fragezeichen entspricht dem Originaltext- d. Autor.) — Archiv SAVK
Am 21.04.1946 erging eine amtliche Bekanntmachung des Oberbürgermeisters der Stadt Jena, Amt für Handel und Versorgung sowie des Landrates, Amt für Handel und Versorgung / Abteilung Erfassung zur Fischereiwirtschaft folgenden Inhaltes:
„Auf Grund Befehl II der SMA Deutschlands vom 11.01.1946 hat Thüringen eine Auflage zur Lieferung von Fischen
| a) | der See- und Flussfischerei, |
| b) | der Teichwirtschaften erhalten. |
Jeder Fischer, auch Nebenberuflich und Sportler, sind zur Pflichtabgabe der Fangergebnisse heranzuziehen.
Auf Grund dessen haben alle, die Fischfang betreiben, ihre Fangergebnisse sofort und dann laufend am 1. und 10. sowie jeden 20. des Monates schriftlich dem Amt für Handel und Versorgung Abteilung Erfassung, in Stadtroda zu melden.
Bezüglich der Aale sind als Erfassungsfirma zunächst die Firma Karl Scharb, Stadtroda, Klosterstraße 3 bestimmt. Gefangene Aale sind dieser Firma jeweils zur Aufarbeitung und Aufbewahrung zu liefern bzw. werden von dieser auf Anforderung abgeholt.
„Ablieferungspflichtig sind z.Zt. nur Aale, Meldepflichtig jedoch alle Fangergebnisse.“ — Archiv SAVK
Abgabepflichtig waren also vor allem Aale- wer von den noch heute lebenden Zeitzeugen kann sich erinnern jemals auf Lebensmittelkarte einen Aal bezogen zu haben? Oder lag es ganz einfach daran das der zuständige Fischhändler von Kahla es schlicht und einfach versäumte Aal für sein Geschäft zu Ordern- oder tat er dies vielleicht bewusst nicht, da eigentlich niemand nach Aal in seinem Geschäft nachfragte,......!?
Was letztendlich aus den abgelieferten Aalen geschah, darüber möge sich jeder seine eigenen Gedanken machen.
Während also die Fischer und Sportangler angehalten, besser verpflichtet waren, zur besseren Versorgung der Bevölkerung beizutragen, machten sich an den Gewässern nicht nur in und um Kahla „Angler“ mit einer besonders „erfolgreichen Art“ zu schaffen.
Auch heute noch liegen mehrere Zeitdokumente unseres Vereines, in welchen der damalige Vorstand auf das Massivste Beschwerde gerade gegen die Angehörigen der russischen Truppen führte.
So sind wir im Besitz eines Dokumentes vom 21.04.1946 :
„...auf einer Saale Strecke von ca. 10 KM durch russische Soldaten und Offiziere wohl an die tausend Handgranaten in der Saale zur Explosion gebracht wurden.“
Protokoll: Schroth, R. / Archiv SAVK
Das diese „Fangmethode“ die Vernichtung des gesamten Fischbestandes einschließlich der Fischbrut und Setzlinge zur Folge hatte, dürfte wohl jedem klar sein!
Datiert vom 16.05.1946 an die Ortspolizeibehörde in Kahla, unterzeichnet vom damaligen 1. Vorsitzenden Willy Hart, können wir nachfolgende Anzeige wegen unberechtigten Fischens lesen:
„Am Sonntag, den 12.05. d.J. wurde wieder durch Personen in russischer Offiziers-Uniform in unserem gepachteten Saalefischwasser bei dem Dorfe Schöps b. Kahla mit Handgranaten gefischt. Unser Fischereiaufseher, Herr Paul Ebertz aus Kahla, hat folgende Wagennummern festgestellt. 6439 c Th. Und 652 Gera.“
Einwohner von Schöps erklärten, dass diese Autos aus Jena wären.
Die Fahrer waren in Zivil. Auf der anderen Seite ( der Saale- d. Autor) waren noch mehr Autos die an der Sprengung beteiligt waren. Die Nummern konnten nicht festgestellt werden, da niemand in die Nähe durfte. Vormittags und nachmittags wurden zahlreiche Handgranaten auf einer Strecke von 2- 3 km ins Wasser geworfen. Größere Fische wurden verhältnismäßig wenig „gefangen“, da dort im Monat April durch Personen in russischer Uniform schon öfters gesprengt worden ist.
Ein Anwohner aus Schöps, Herr Herman, hat mit einem Kahn die Fische aus dem Strom herausgeholt.
„Die Vernichtung der Fischbrut und Setzlinge auf dieser Strecke ist restlos geschehen.
Die größeren Fische standen zu dieser Zeit gerade in Laichzeit.“
1. Vorsitzender — Archiv SAVK
Da sich dieses Problem immer weiter auszuweiten schien, sah man sich seitens der Ämter gezwungen, mittels konkreter Maßnahmen Einhalt zu gebieten.
So schreiben der Landrat und der Leiter der Kreispolizei an die Vollzugsleiter der Städte und Kreispolizeiposten des Landkreises Stadtroda am 12.4.1946.:
Betrifft: Schutz der Fischerei
„Ab sofort sind energische Maßnahmen zum Schutze der Fischerei zu ergreifen. Die Kreispolizei hat daher eine scharfe Kontrolle der Flüsse, Teiche und sonstiger Gewässer durchzuführen und gegen jedes unerlaubte Fischen entsprechend einzuschreiten.
Gegen alle Zuwiderhandlungen sind die gesetzlichen Strafmaßnahmen anzuwenden.
In jenen Fällen, in denen unerlaubter Fischfang durch Angehörige der Roten Armee festgestellt wird, ist sofort Meldung in dreifacher Ausfertigung an die Dienststelle abzugeben. Von hier aus wird dann das Weitere beim zuständigen Kreiskommandanten veranlasst werden.
gez. Schilling
Komm. Leiter der Kreispolizei“ — Archiv SAVK
In den 1980- iger Jahren kam es erneut massiv zu solch „Angelmethoden“, mittels Übungs-munition durch Offiziere der Garnison Jena.
Mutig wie sie seinerzeit waren, im Auftrag des Vorstandes, begaben sich der 1. Vereinsvorsitzende Udo Gudd, die Sportfreunde R. Bochert, D. Zille sowie D. Melzer mehrmals zur Garnison in Jena um das Problem anzusprechen sowie eine Lösung herbeizuführen.
Nach mehreren „Terminen und Gesprächen“ mit Major Igor sowie Komsomol- Sekretär Alexandrow, reichlich Wodka und Nastrovje, gab es die Lösung: Aufnahme der Offiziere als Mitglieder im Sportanglerverein Kahla.
Manch älterer Sportfreund erinnert sich wohl noch an die gemeinsamen Erlebnisse: Rustikale Angelausrüstung und Methoden auch reichliches „Nastrovje“ auf die Freundschaft, dem Frieden, der Mutter sowie dem Vater, guten Fang, ... Aber natürlich nahmen die Offiziere auch am geselligen Vereinsleben teil, bis hin zum „Kreissportfest der Werktätigen“ welches im Vereinsgelände wohl der Höhepunkt für viele Kahlaer war.
Die Zeit nach der Neugründung des Anglervereines 1946, alles beginnt bei NULL!
Wie die Ortsgruppe der Freien Deutschen Jugend in Kahla (FDJ, der Autor) gemeinsam mit dem Vorstand sowie den Mitgliedern den Grundstein einer wirklich erfolgreichen Jugendarbeit im Anglerverein Kahla legt.
Bleiben Sie interessiert!
Dieter Melzer, sen.
P/Ö