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Kahlaer Nachrichten
Ausgabe 13/2024
Vereine und Verbände
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100 Jahre Sportanglerverein Kahla e.V.

Sicher - ohne den Anschluss an die FDJ am Orte hätten die Sportfreunde der damaligen Ortsgruppe Kahla wohl noch lange auf ihre Wiederzulassung als Anglerverein warten müssen.

Klar aber auch das durch den Anschluss an die FDJ / Abteilung Körperkultur eine aktive Jugendarbeit gefordert aber auch unterstützt wurde- eine Notwendigkeit, welche der Vorstand des Vereines längst erkannt hatte- allein aus der Sicht des Altersdurchschnittes der gesamten Mitgliedschaft notwendig und zum weiteren Fortbestehen des Vereines unbedingt erforderlich!

Durch die Bereitschaft der erfahrensten Sportfreunde ihr Wissen und Erfahrungen an die jungen Sportfreunde weiterzugeben, die Liebe zur Natur zu erwecken und ein Verantwortungs-bewusstsein gegenüber der Natur und Kreatur bei der jungend Generation zu erwecken, wurde seinerzeit die Grundlage einer sehr erfolgreichen Jugendarbeit im heutigen Sportanglerverein Kahla e.V. 1924. Hierüber werde ich chronologisch der Entwicklung des SAV Kahla berichten.

Ebenso wichtig wie an das Fortbestehen des Vereines seitens des Nachwuchses zu denken, war nach erfolgter Neugründung des Vereines die Frage der Klärung der bis zum Ende des 2. Weltkrieges bestehender Gewässer- Pachtverträge.

Auf eine entsprechende Anfrage an den Landes- Fischereiverband Thüringen erhielt der Anglerverein Kahla e.V. am 15. Juli 1946 folgende Antwort:

„ Betr.: Besitz, Kauf oder Pacht von Fischereigewässern durch ehemalige Parteigenossen. In Beantwortung Ihrer Anfrage vom 24.06.1946 teilen wir Ihnen folgendes mit: In der Verfügung des Landesamtes für Land- und Forstwirtschaft vom 15.12.1945, V1 D 2300/ 45 wurden alle Beämter angewiesen, die laufenden Pachtverträge über staatlichen nicht forstwirtschaftlichen Grundbesitz, die mit Pächtern abgeschlossen sind, die der ehemaligen NSDAP, oder einer ihrer Gliederungen angehört haben, deswegen aus wichtigem Grunde sofort fristlos zu kündigen.“

In der Verfügung des Landesamtes für Land- und Forstwirtschaft vom 11.01.1946, VI D 2300/46 wird weiter bestimmt, dass Pachtgrundstücke, die dem Pächter wegen ihrer Zugehörigkeit zur ehemaligen NSDAP, oder einer ihrer Gliederungen entzogen worden sind, grundsätzlich nicht an deren Ehegatten oder sonstige nähere Verwandte oder Verschwägerte verpachtet werden dürfen. Bei Beamten, Angestellten, Arbeitern und anderen Kleinpächtern kann von einer des Pachtverhältnisses bis auf weiteres abgesehen werden, wenn sie trotz der Reinigungsaktion weiter im Dienst bzw. Arbeitsverhältnis bleiben können.

In der Verfügung des Landesamtes für Land- und Forstwirtschaft / Abteilung Forstwirtschaft vom 28.02.1946 wurde obige Bestimmung auch auf den Bereich Forstwirtschaft ausgedehnt. Sinngemäß können ehemalige Parteigenossen auch nicht als Käufer oder Pächter von staatlichem Grundbesitz in Frage kommen.

Diese Bestimmungen gelten im gleichen Sinne auch für Gewässer im Gemeindebesitz.

Ehemalige Parteigenossen, die ihre einwandfreie Rehabilitierung erbracht haben, können in ihren bisherigen Pacht- bzw. Besitzverhältnis belassen werden.

Da seitens des SAVK e.V. 1924 der Verpächter der Fischwasser die Stadt Kahla war, und die Vertreter der Stadt Kahla, wissend um die erbrachten Leistungen der Sportfreunde des Anglervereines um die Erhaltung der Gewässer bereit waren die bis 1945 bestehenden Pachtverträge zu erneuern, war die Grundlage gelegt zur weiteren Ausübung des organisierten Angelsportes in Kahla.

Klar, dass auf Grund der Auswirkungen des 2. Weltkrieges auf die Gewässer sowie der „Fangmethoden“ der russischen Besatzungsmacht enorme Anstrengungen notwendig waren, um durch Hege- und Pflegemaßnahmen, Aufzucht- und Besatzmaßnahmen die entstandenen Schäden an und in den Gewässern zu beheben.

Erschwerend kam hinzu das mit Beendigung des 2. Weltkrieges ungezählte Waffen und Munition aller Kaliber in den Gewässern „entsorgt“ wurden.

Viele Freunde des Angelsportes, die infolge des 2. Weltkrieges ihre Heimat verloren und in unserer Stadt Kahla ein neues Zuhause gefunden hatten wurden auf ihren Wunsch hin als Mitglieder in unserem Verein auf-genommen. In den darauffolgenden Jahren übernahmen viele dieser Sportfreunde wichtige Leitungsfunktionen und erwarben sich ebenfalls bleibende Verdienste, so zum Beispiel

Josef Baum, Paul Hohmann, Fritz Gudd- stellvertretend für all die anderen. Durch vielfachen selbstlosen Einsatz und das sich gerade in dieser schweren Zeit herausbildende Zusammen-gehörigkeitsgefühl gelang es, die Weichen für eine erfolgreiche Weiter-entwicklung des Vereines zu stellen.

Am 19. Februar 1949 feierten die Sportfreunde das 25. Jahr des Bestehens des Anglervereines Kahla.

Der Sportfreund Ernst Schroth wird in Anerkennung seiner für den Verein und die Belange der Sportfischerei in vorbildlicher Weise geleisteten Dienste am 1. Januar 1950 zum „Ehrenmitglied“ des Vereins ernannt.

Bis zur Gründung des DAV der DDR im Jahre 1954 gab es keine einheitliche Organisation für den östlichen Teil Deutschlands.

Erst nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Förderung des Angelsportes konnte eine einheitliche Basis für die rechtliche und organisatorische Gestaltung dieser Sportart geschaffen werden.

Die Sportfreunde des Sportanglervereines Kahla e.V. 1924 gehörten seit der Gründung des Deutschen Anglerverbandes im Jahre 1954 diesen bis 2013 an.

Seit 2013 dem Landes Anglerverband Thüringen.

Auch wenn es heute neben dem LAVT noch einen weiteren Dachverband der Sportangler in Deutschland gibt, eines ist allen Sportanglern gemeinsam- der Gruß: „ Petri Heil!“

In den 1950- iger Jahren gab es erstmals eine Gruppe junger Angler, gefordert von der Ortsgruppe der Freien Deutschen Jugend, ein Anliegen des damaligen Vorstandes: „Nachwuchs brauch der Verein!“

Ein paar Zahlen aus dem Jahr 1954:

1954

wurde der Deutsche Anglerverband der DDR gegründet,

1954

gab es in der DDR 200.000 organisierte Angler,

1954

wurde aus dem Angelverein Kahla e. V. die Ortsgruppe des DAV der DDR,

1954

waren 60 Sportfreunde in der damaligen Ortsgruppe organisiert,

1954

musste erst ein Mitglied aus dem Verein „ausscheiden“, bevor ein Jugendlicher oder Erwachsener sich anmelden konnte.

Ja, in dieser Zeit war der Zustrom an jungen Angelbegeisterten groß, war ein Fisch auf dem Teller doch ein großer Bestandteil der Versorgung der Familie.

1954

begingen aber auch die Kahlaer Sportangler ihr 30. Stiftungsfest, heute würden wir sagen- das 30. Gründungsjubiläum.

Aus vorliegenden Unterlagen ist ersichtlich das solch Jubiläen stets zum Anlass genommen wurden, um diesen Höhepunkt im Vereinsleben ein Festlied zu widmen, wobei der Inhalt dieser Festlieder stets das Vereinsleben und speziell besondere Ereignisse im Verein widerspiegelte, Sportfreunde „hochleben“ ließ welche sich in „besonderer Weise“ auszeichneten oder eben auch durch „nichts tun“ sich von der Mitgliedschaft hervorhoben. Aus diesen „Festliedern, welche durch die Sportfreunde selbst verfasst wurden und an bekannte Melodien angelehnt wurden lässt sich heute durchaus das damals stattgefundene Vereinsleben nachvollziehen.

Zum 30. Gründungsjubiläum, begangen am 06.Februar 1954 im Gewerkschaftshaus „Rosengarten“ in Kahla, widmete das Gründungsmitglied und langjährige Schriftführer, Hermann Lärz, den Kahlaer Sportfreunden das „Angler- Marschlied“.

Um ihr 30. Gründungsjubiläum auch mit einem würdigen Fest begehen zu können, sammelten die Sportfreunde und deren Angehörigen ihre Lebensmittelkarten um ein gemeinsames Festessen zu ermöglichen- man erinnere sich das der 2. Weltkrieg erst wenige Jahre zu Ende war und die wirtschaftliche Lage in Kahla nicht gerade rosig aussah.

Aus heutiger Sicht betrachtet ist allein die an alle Sportfreunde ergangene Einladung zum Fest für die damalige Zeit eine wahre Meisterleistung und zeugt vom Organisationstalent des damaligen Vorstandes. In einer Zeit, in welcher es kaum eine Druckerlaubnis gab und Papier sowieso eine Rarität war, gelang es den Sportfreunden eine 8 Seiten umfassende gedruckte Einladung im A 5 Format- gebunden, zu bewerkstelligen. Betrachtet man den Inhalt dieser Einladung, so zeugt dieser von der Lebensfreude der Sportfreunde, dem sprichwörtlichen und nur dem Angler eigenen Humor und betrachtet man die kulturelle Gestaltung an diesem Abend, so ließ diese nichts zu wünschen übrig.

Letztendlich sorgte das „Zitter- Orchester“ des VEB Carl Zeiß Jena für gute Laune und einen gemütlichen Ausklang des Abends. Wie die Kahlaer Angler ein solches Fest auf die Beine stellen konnten, nun da gab es wie es auch heute notwendig ist Gönner und Sponsoren welche hier, wenn auch nur mit kleinen Beträgen das 30. Gründungsfest zu einem Ereignis in der Kahlaer Sportangler- Geschichte werden ließ. So der Heinz, Dachdeckerei-Besitzer (Familienname leider nicht überliefert- d. Autor ),Walter Schüssler- Malermeister zu Kahla, der Frisiersalon Alfred Golz- Kahla, das Schuhhaus Fritz Herrman, Polstermöbel Helmut Wengler- Kahla, Eisenwarenwaren und Haushaltsgeräte Reinhold Jäger- Kahla und nicht zuletzt die Inhaber der „Sonne“, langjähriges Vereinslokal der Sportfreunde, sowie die Familie A. Lober aus dem „Gewerkschaftshaus“ Rosengarten.

Manch einer wird sich jetzt vielleicht denken, warum ich dieses Ereignis so besonders erwähne- sehr wenige werden sich daran erinnern, dass es in Kahla jährlich den „Anglerball“ gab. Diese Veranstaltung war seinerzeit durchaus mit dem uns bekannten „Wiegefest“ in Kahla zu vergleichen und zeigt das die Sportfreunde- und dies bis zum heutigen Tage- es verstanden und verstehen ihre Feste mit hohem Niveau vorzubereiten und zu feiern. Viele Leser werden sich an die Vielzahl der Veranstaltungen auf dem Vereinsgelände der Kahlaer Angler im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte erinnern, ob als Ausflugsziel vieler Kahlaer Familien mit ihren Kindern, durchgeführter Anglerfeste, Kinderferienlagern mit nicht nur polnischen Kindern, Kreissportfeste,.... dem Vereinsfest anlässlich des Stadtjubiläums zur 1125- Jahrfeier von Kahla, dem großen Fest der Vereine der Stadt auf dem Gelände am Saalewehr und viele mehr. Immer wieder konnten sich die Besucher davon überzeugen. Die Kahlaer Sportangler verstehen sich eben nicht nur auf die Erhaltung der Flora und Fauna in all seiner Artenvielfalt in unseren Gewässern, sie beherrschen ihr Sportangler-Handwerk getreu ihrem Vereinsmotto: Umwelt- und Naturschutz- sie verstehen es auch Vereins- und Stadtfeste so zu organisieren und durchzuführen, so dass es für alle eine erlebnisreiche Erinnerung bleibt.

Die Kahlaer Sportangler sind eben: Heimat- und Traditionsverbunden!

1958 gibt es den ersten Nachweis des Bestehens einer Männermannschaft im Turniersport, 1960 nahmen auch die jungen Kahlaer Angler am Wettkampfgesehen teil, erkämpften bis 1989 nahezu jeden Pokal von Jena, Gera bis Berlin. Seinerzeit, Zitat: „Wen Kahla antritt gab es kaum Chancen für andere Mannschaften ….!“

Der damalige Vereinsvorsitzende Hans Schroth verstand es mit seinen Vorstandsmitgliedern die jungen Angler zunächst zu motivieren, der Erfolg tat bei den jungen Sportfreunden das übrige. Hinter den Erfolgen stehen die Wettkämpfer der Mannschaften, vor allem die erfahrenen Sportfreunde, welche sich der Jugendarbeit annahmen, ihr erworbenes Wissen und Erfahrungen weitergaben. So waren es vor allem die Sportfreunde Herrmann Fischer (Männe), Herbert Köhler, Fritz Gudd und Lutz Christiani. Übrigens: Lutz Christiani ist wohl der „Dienstälteste“ in unserem Verein, seit dem 07.01.1957 ist er Mitglied in seinem Verein, nunmehr 68 Jahren!

Ja, so muss man es heute bewerten: Unser „Männe“ war der Motor der Wettkampf-mannschaften im Verein! Heute kaum nachvollziehbar welch Einsatz von ihm seinerzeit ausging, um die Mannschaften zu diesen Erfolgen zu führen!

Ja, sein Ehrgeiz ging so weit, dass er es Verstand selbst die jungen Anglerinnen im Verein zu einer erfolgreichen Mädchenmannschaft zu führen!

Bemerkenswert und auch einmalig für Sportanglervereine im gesamten Kreis- und Bezirksgebiet des ehemaligen Bezirkes Gera- einmalig aber wohl auch in der gesamten Vereinsgeschichte unseres Sportvereines. Es ist durchaus absehbar das eine Jugendarbeit mit all den erreichten Ergebnissen auf allen Wettkampfebenen- soll heißen Kreis- Bezirk- sowie DDR- Meisterschaftsqualifizierungen sowie der erkämpften Platzierungen sich wohl nicht wiederholen werden.

Anfang der 60- iger Jahre wurde die Jugendmannschaft gebildet, deren erreichter Leistungsstand für eine Jugendmannschaft eines „einfachen“ kleinen Sportanglervereines wohl im gesamten Gebiet der DDR als nahezu einzigartig galt und wohl bis heute gilt.

Die damaligen Leiter der Jugendgruppe leisteten hier außergewöhnliches!

Besonders bei der Ausbildung der damaligen Jugendmannschaft im sportlichen Angeln wurde die Jugendmannschaft durch den Jugendleiter so geformt und ausgebildet, dass sie in der Lage war höchste sportliche Leistungen zu erreichen.

Über Jahre hinaus bestimmten sie das Leistungsniveau im Angeln in dem damaligen Bezirk Gera.

In der kommenden Ausgabe:

Die Mannschaften im Turniersport erobern die DDR-Liga mit ihrem Jugendleiter Hermann Fischer, wie es durch die Wettkampftätigkeit zum Bau des Anglerheimes kam.

Bleiben Sie interessiert!

Dieter Melzer, sen.

P/Ö