Getulio, vorn links, in seiner Einheit, Juli 1942
Das ehemalige Lager Sforza Costa
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Zu den in unserem Bestandsarchiv gespeicherten über 9.000 Namen und Daten, zählt auch Getulio Amore Bonapasta.
Er wurde am 24. Februar 1916 in Matelica, einer Gemeinde in der norditalienische Provinz Macerata, geboren. Nach Schulabschluss, Lehre und medizinischer Ausbildung während seiner Dienstzeit bei der Armee zieht man ihn nach Kriegsausbruch erneut zum Wehrdienst ein.
Vorangegangen war, dass im Militärbezirk seiner heimischen Region Macerata am 16. März 1944 die Frist zur Anmeldung für Jugendliche der Jahrgänge 1922-1925 ablief. Kurz nach dieser Frist und den bis dahin in geringer Anzahl erfolgten Anmeldungen, wurde das gesamte Gebiet mit massiven Razzien von deutschen Truppen und faschistischer Milizen durchkämmt, sie suchten speziell nach Partisanen und Wehrdienstverweigerern. Ein erneuter Aufruf, sich zur Arbeit zu melden, erfolgte am 3. und 4. April durch das deutsche Kommando in Metalica. Dem folgten weitere Aufrufe und Razzien. Die Aussicht, zur Arbeit bei der Organisation Todt in Italien, nicht in Deutschland, eingesetzt zu werden sowie die Androhung der Verhaftung von Familienangehörigen im Falle einer Weigerung, veranlassten viele Jugendliche aus Matelica und Esanatoglia dem Aufruf Folge zu leisten. Sie alle kamen ins Sammellager Sforzacosta, in dem sich zum Schluss 1.500 Menschen befanden.
Das Lager Sforzacosta befand sich in einer ehemaligen alten Fabrik, die nach dem italienischen Kriegseintritt zum Kriegsgefangenenlager vorwiegend für Briten, Australier und Neuseeländer umfunktioniert wurde („Campo prigionieri di guerra 53"). Der Komplex bestand aus insgesamt fünf großen Kaufhäusern. Alle Gebäude waren hohe, fensterlose Backsteinbauten mit Betonböden. Ende April 1944 wurde das Lager reaktiviert, zur Aufnahme und Internierung zahlreicher Wehrdienstverweigerer und Antifaschisten, die von der SS in der Provinz zusammengetrieben wurden. Am 17. Mai 1944 erfolgte eine Bombardierung durch anglo-amerikanische Flugzeuge. In den Wirren der Bombardierung gelang zwar vielen die Flucht, andere jedoch bezahlten dies mit ihrem Leben. Unmittelbar nach dem Luftangriff organisierte die SS eine groß angelegte Razzia-Aktion, während der man wieder einige hundert Männer habhaft werden konnte.
Bereits vor der Bombardierung, werden am 1. Mai 1944 mehr als hundert junge Italiener, darunter auch Getulio, nach Kahla deportiert. Dazu kam zwischen April und Mai 1944 nochmal eine große Anzahl männlicher Bewohner aus der gesamten Region, die alle zum Bau der „REIMAHG“ eingesetzt wurden.
Getulio wird mit weiteren 400 Italienern im Lager Rosengarten einquartiert, das erste Lager, dass für die „REIMAHG“ errichtet wurde. Auf Grund seiner medizinischen Ausbildung setzt man ihn hier als Sanitäter ein.
Ende 1944 kommt er als Sanitäter ins Betriebskrankenhaus nach Hummelshain. Nach der Befreiung, Mitte April 1945, wird das Betriebskrankenhaus zum „Displaced Persons“ Krankenhaus in dem Getulio weiter arbeitet bis er selbst erkrankt. Aus unerklärlichen Gründen wird er am 18. Mai 1945 aus dem „DP“- Krankenhaus entlassen, da für ihn eine fachärztliche Behandlung nicht möglich ist. Er kommt zurück in sein Lager, wo er bis zu seiner Evakuierung in die Heimat verbleibt.