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Kahlaer Nachrichten
Ausgabe 15/2025
Vereine und Verbände
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19.01.1924 101 Jahre Sportanglerverein Kahla e.V. 1924 19.01.1925

Bild: So berichteten teils Medien, ohne je vor Ort das Gespräch zu suchen, Zusammenhänge zu hinterfragen, um zu verstehen.

Die Fische in den Gewässern und die Angler brauchten Hilfe!

Fische Sterben leise…!

War der Winter 2001 / 2002 nicht schon hart für Fische und jene, welche sich um sie sorgten, sich sorgten um den Erhalt des Fischbestandes in ihrer Artenvielfalt in unseren Gewässer Bundesweit. Durch den extrem kalten Winter mit selbst zugefrorenen Flüssen gab es für den nicht heimischen Kormoran ein echtes Problem, dass der Nahrungsfindung um selbst zu Überleben. Ganze Kolonien siedelten sich an den Gewässern an, zu schwach um größere Entfernungen zu Fliegen um auftauende Gewässer zur Jagd zu finden.

Der interessierte Leser wird sich erinnern an zurückliegende Veröffentlichungen, der Kormoran benötigt täglich zwischen 4-6 Kilo Fisch zur Nahrungsaufnahme.

Angler sind keine Tiermörder wie es manch „Anglergegner“ gern darstellt, dennoch bemühten sich die Sportfreunde mit „Vergrämungsmaßnahmen“ gegen die Kormorane den Fischbestand in den Gewässern zu schützen. „Vergrämmaßnahmen“, gesetzlich erlaubt heißt mittels Schreckschusspistolen den Kormoran zu verjagen, der Kormoran ist viel zu intelligent sich davon verjagen zu lassen. Ein enormer Zeitaufwand seitens der Sportfreunde wurde erforderlich.

Zwischen Kahla und Orlamünde wurden täglich Kontrollen und entsprechende „Vergrämmaßnahmen“ durchgeführt, mitunter wurden in diesem Bereich mehr als 300 und mehr Kormorane geschätzt, die Wiesen waren überfüllt!

Durch die Behörde im Landratsamt des Saale- Holzland- Kreises wurden entsprechende Genehmigungen für den Gebrauch von Schreckschusspistolen ausgestellt, die Kosten trugen die Mitglieder des Vereines.

Hier haben die Mitglieder sowie der Vorstand über das Maß hinaus einen aktiven Beitrag geleistet um den Erhalt des Fischbestandes in und um unsere Heimatstadt Kahla.

März 2002 - verheerende Auswirkungen der Kormoran- und Fischreiherpopulation nicht nur in Thüringen! Der intarsierte Leser wird sich erinnern, ein Kormoran benötigt täglich 3-5 Kilo Fisch zum Fressen, ungezählte nicht erjagte Fische Verenden in Folge Verletzungen, bringen Erkrankungen des Fischbestandes ins Gewässer.

Nach vorsichtigen Schätzungen der Fischereibetriebe trat infolge des sehr stark

zugenommen Einfalles vor allem der Kormorane und Fischreiher in die Produktionsgewässer ein Schaden über 10 Mill. € ein! Fischbesatz- sprich junge Fische für den Besatz in den Gewässern gezüchtet- sind praktisch nicht mehr zu bekommen! Für viele Fischereibetriebe bedeutete dies das „Aus“! Mann vergesse nicht, durch die Überfischung sowie Verklappung in den Weltmeeren gewinnt die „Fischproduktion“ im heimischen Gewässer immer mehr Bedeutung als Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung.

Diese Schäden bezogen sich allein auf die Produktionsgewässer der Fischereibetriebe, die Schäden in den Pachtgewässern der Vereine waren derzeit noch nicht im vollen Umfang überblickbar.

Dies für die Erhaltung und Entwicklung eines gesunden Fischbestandes in den Gewässern unverzichtbar musste nun durch die Sportfreunde in freiwilligen unbezahlten Arbeitsleistungen sowie erheblichen finanziellen Mitteln durch die Sportfreunde in den Vereinen kompensiert werden!

Ein im Mai 2002 anberaumtes Hegefischen in den Pacht- und Aufzuchtgewässern des SAV Kahla hat, neben anderen festgelegten Maßnahmen gezeigt: Die positive Entwicklung des Fischbestandes der in den letzten Jahren getätigten Besatzmaßnahmen wurden Futter für den Kormoran, nach Auftauen der Gewässer wurden die Bemühungen der zurückliegenden Jahre unsere Gewässer wieder zu beleben durch den Kormoraneinfall zunichte gemacht.

Der Vorstand gemeinsam mit seinen Mitgliedern standen vor der Aufgabe durch eigene Aufzucht in den Aufzuchtsteichen im Leubengrund, auch durch eigene finanzielle Mittel den durch den Winter entstandene Schäden in den Gewässern wieder aufzuarbeiten.

Die Leistungen in den Teichen im Leubengrund ermöglichten ein Nachbesetzen in die Gewässer unserer Heimatstadt. Hiertrugen die Sportfreunde des Teichkollektives dazu bei das die notwendigen Besatzmaßnahmen durchgeführt werden konnten.

Der geneigte Leser wird sich aus voran veröffentlichten Beiträgen erinnern, hinzu wird überwiegend der Fischbesatz in unseren Gewässern durch die Mitgliedsbeiträge der Sportfreunde finanziert.

Und wieder fanden die Kahlaer Sportfreunde ein offenes Ohr beim damaligen Abgeordneten der CDU des Thüringer Landtages Wolfgang Fiedler. Zuvor durchgeführte Fischbestandsaufnahmen mittels E- Fischen zeigte die ernüchternde Bilanz des Winters, veranlassten selbst den damaligen Landwirtschaft- und Umweltminister der CDU des Thüringer Landtages Volker Sklenar sich ein Bild der Situation hier in Kahla zu machen. Er überzeugte sich von den vielfältigen Bemühungen der Kahlaer Angler, durch Aufzucht in den Vereinsteichen nebst nicht nur finanziellen Aufwendungen, den erlittenen Schaden des Winters 2001 / 2002 aufzuarbeiten. Ja, wenn auch wiederholt, das waren seinerzeit Politiker, welche sagten und taten zum Gemeinwohl, denn intakte Gewässer haben viel mit dem Gemeinwohl zu tun, dem Anblick eines intakten Gewässers bis hin dem Erholungsfaktor für die Bevölkerung an diesem in der freien Natur.

Ja, und den Sportfreunden des Kahlaer Sportanglervereines wurde geholfen, nicht zuletzt in Würdigung der selbst gezeigten Leistungen den Fischbestand in den Gewässern in all seiner Artenvielfalt wieder zu beleben. Durch Fördermittel sowie eigenen finanziellen Aufwendungen wurde nachhaltig erneut Fischbesatz in Größenordnungen möglich, selbst dies war nicht ohne den persönlichen Einsatz der Sportfreunde möglich. Die Mitglieder des Sportanglervereines erlegten sich erneut eine 1-jährige Angelsperre in ihren Pachtgewässern auf damit sich der Fischbestand erhole.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, die in den nun bereits 101- jährigen Pachtverträgen der Kahlaer Angler mit der Stadtverwaltung Kahla vereinbarten Leistungen hinsichtlich der Pflege und Uferzonen unserer Gewässer wurden trotz des erhöhten Arbeitsaufwandes für die Sportfreunde in gewohnter Form durchgeführt. Hier und heute nochmals Dank und Anerkennung an die Mitglieder des Vereines!

Jeder scheint es zu kennen, oft kommt ein „Dickes“ nach dem anderen …

April 2002, Ankündigung der zu leistenden „Steuer A“ für Pachtgewässer der Vereine!

Die Emotionen seitens der Sportfreunde entladen sich im Verlaufe der Mitglieder-versammlungen. Für die seit Jahrzehnten unentgeltlich erbrachten Arbeitsleistungen seitens der Sportfreunde und enormer finanzieller Aufwendungen, um trotz aller Widrigkeiten der letzten nahezu 10 Jahre dennoch ein intaktes Gewässer mit einem gesunden Tier- und Fischbestand auch für die Allgemeinheit zu schaffen, nicht geringe Mitgliedsbeiträge zu entrichten um die notwendigen Fischbesatzmaßnahmen zu realisieren, dem Umstand das Angler zu sein 80 Prozent unbezahlte Arbeitsleistungen beim Umwelt- und Naturschutz zu erbringen und wenn überhaupt 20 Prozent die Ausübung des Angelsportes heißt – nicht verursachte Rückschläge finanziell und durch zusätzliche Arbeitsleistungen zu kompensieren und wieder „Ernten andere“ - dafür am Ende neben den üblichen Pachtgebühren noch rückwirkend auf 6 Jahre Steuern zahlen zu müssen!

So wurde es für den Vorstand immer schwerer die Sportfreunde zu motivieren, wurde hier vergessen das die Sportangler die Einzigen sind welche sich um die Gewässer und die Erhaltung der Fischbestände in all seiner Artenvielfalt sowie der Uferzonen der Gewässer sorgen und aktiv dafür zusammengefasst fast nicht mehr bezifferbare Leistungen erbringen?

Dennoch, immer wieder: Angler sein ist eben mehr als „Fische aus dem Wasser zu ziehen“!

Wir Angler sind Anwälte der Natur. Gemeinsam in den Vereinen und Verbänden setzen wir uns überall für einen sinnvollen Umwelt-, Landschafts-, Gewässer-, sowie Tierschutz ein und unterstützen entsprechende praktische Initiativen. Gleichzeitig wenden wir uns gegen jeglichen rücksichtslosen Umgang mit und in der Natur.

Unsere Aktivitäten schließen die Nutzung und aktive Gestaltung der Natur zur individuellen Erholung und für das Gemeinwohl ein.

Wir können dank unserer Kompetenz im Umgang mit den uns anvertrauten Biotopen und den darin lebenden Tieren unsere Mitmenschen zum Verständnis und zur Achtung der Natur hinführen. Wir beweisen, dass man die Natur für eigene Bedürfnisse nutzen kann, sie aber zugleich erhalten und pflegen muss.

Dies vermitteln wir schon unseren Junganglern, zeigen wir Kindern und Jugendlichen aus nicht nur Kahlaer Schulen einen Weg zur aktiven und kreativen Freizeitgestaltung, abseits von Straße und Drogen, auf!

Wie es weitergeht, bleiben Sie interessiert!

Dieter Melzer, sen.

P/Ö