„Dolle Dinsdag“, Abzug der deutschen Truppen in Rotterdam, 5. September 1944
Den Haag, Abtransport festgenommener Männer
Schlachthof-Halle in Den Haag, Sammelstelle
Inschriften in der „ Van Heutszkaserne“
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Am 5. September 1944 kursierte in Den Haag/Niederlande das Gerücht, dass die alliierten Truppen die Außenbezirke der Stadt erreicht hätten.
An diesem Dienstag war ganz Niederland in Aufruhr. Gerbrandy, der holländische Premierminister, informierte die Bevölkerung in einer öffentlichen Rede, dass die alliierten Armeen die niederländische Grenze überschritten hätten. Daraufhin herrschte eine ausgelassene Stimmung in der Bevölkerung, die auf die Straßen strömten, um ihre Befreiung zu feiern. Dieser Tag sollte später in die Geschichte der Stadt als „Doller Dinsdag“ (närrischer Dienstag) eingehen.
Während die Einwohner der Stadt aufgeregt auf die Ankunft der Alliierten warteten, warteten am Bahnhof von Den Haag unsicher die Deutschen und holländische Kollaborateure auf einen Zug nach Deutschland.
Die Freude des ersten Tages hielt nur kurz, da schnell klar wurde, dass die proklamierte Befreiung nicht der Realität entsprach. Im Gegenteil, der zweite Weltkrieg war in den Niederlanden noch voll im Gang und die Menschen ahnten nicht, dass ihnen die schwerste Zeit des Krieges noch bevorstand.
Zwei Monate später, Den Haag ist immer noch unter deutscher Besetzung, werden am frühen Morgen in der Stadt Straßensperren aufgebaut und jedes Haus systematisch nach Männern zwischen 17 und 40 Jahren durchsucht. Diese Aktion wurde später unter „Operation Schneeflocke“ bekannt.
Bereits 10 Tage vorher, am 10. und 11. November 1944, fand in Rotterdam eine ähnliche Aktion statt. Bei der 52.000 Männer festgenommen wurden, die man in deutsche Arbeitslager schickte. In Den Haag konnten „nur“ 7.000 inhaftiert werden, die Hälfte weniger als die deutsche Besatzung geplant hatte. Der Grund war, dass sich die Menschen gegenseitig warnten, dass nach Rotterdam auch in anderen Städten Festnahmen stattfinden würden.
In Den Haag wurden die verhafteten Männer in drei Gebäuden untergebracht, im Haus der Kunst und Wissenschaft, im Tiergarten und im Gymnasium Haganum. Von hier kamen sie ins Sammellager, in die große Halle des Schlachthofes, von wo man sie nachfolgend auf Rheinlastkähnen über das Ijsselmeer nach Kampen transportierte und in der dortigen „Van Heutszkaserne“ einquartierte.
Alle Männer aus der Kaserne hat man als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert. Viele von ihnen kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück.
Einige der deportierten Holländer kamen auch nach Kahla. Stellvertretend für viele, sei Hendrik Quak genannt, geboren am 4. März 1919, der vom KZ Buchenwald nach Kahla überstellt wurde. Er konnte im Januar 1945 nach Orlamünde fliehen und überlebte.
Nicht so Wilhelmus Josephus Pieters, geboren am 17. April 1907 in Den Haag, er starb am 8. April 1945, einige Tage vor der Befreiung. Seine letzte Ruhestätte ist bis heute unbekannt.