Zum zweiten Mal nahm eine Delegation aus Kahla am Jahrmarkt, der „Fiera di San Michele“, der italienischen Partnerstadt Castelnovo ´ne Monti teil und verkaufte am eigenen Marktstand landestypische Spezialitäten: Thüringer Bratwurst, Schwarzbier, Fettbrote. Dazu Helles Bier und Rostbrätel. Pünktlich zum Abschluss des zweiten und letzten Markttages waren die Vorräte dann aufgebraucht - und die erschöpften Reisenden überglücklich.
Insgesamt 17 Frauen und Männer - allesamt Mitglieder des Partnerschaftsvereins oder des Feuerwehrvereins - reisten Ende September für fünf Tage rund 1000 Kilometer in den Süden. Wenn auch der Stand auf der „Fiera“ der Anlass der Reise ist, so geht es tatsächlich doch um soviel mehr:
Die offizielle Städtepartnerschaft zwischen Castelnovo und Kahla ist gerade einmal drei Jahre alt. Aus den Fremden, die sich anfänglich gegenseitig besuchten, sind inzwischen wenigstens gute Bekannte, vielfach gar Freunde geworden. Und genau diese Freundschaften sind das Fundament, auf dem die Partnerschaft beider Stadtgesellschaften zusehends wächst. Deshalb standen neben der Marktteilnahme und vielen individuellen Besuchen einzelner, vor allen Dingen gemeinsame Unternehmungen mit dem italienischen Partnerschaftsverein, dem „Comitato Gemmellaggi“, auf dem Programm. Einer der Höhepunkte war der Besuch einer uralten Essigmanufaktur, einer „Acetaia“, die Einblicke in die traditionelle Herstellung von Balsamico erlaubte. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten servierten die Gastgeber regionaltypische Spezialitäten, die beim launigen Plausch mit Händen und Füßen neben allen Unterschieden auch Gemeinsamkeiten offenbarte - beim Nachtisch jedenfalls: Denn was den Menschen in Castelnovo als „Schokoladen-Salami“ schmeckt, genießt der Thüringer gemeinhin als „Cane freddo“. Oder anders: Im Süden wird der „Kalte Hund“ zur „Salame di cioccolato“.
Während des Marktes wurden die Kahlaer - wie schon im Vorjahr - von engagierten Schülerinnen der örtlichen Berufsfachschule „Nelson Mandela“ unterstützt: Dort lernen Rebecca, Diamanta, Guilia und Camilla „Deutsch als Fremdsprache“. Am Stand trainierten die jungen Frauen ihre Kenntnisse und halfen andererseits bei kniffligeren Gesprächen auf Italienisch weiter. Ebenso Elmar: Der gebürtige Südtiroler lebt in Castelnovo. Ihn hatten die Kahlaer im vergangenen Jahr kennengelernt. Und in diesem wollte er unbedingt mithelfen.
Eingerahmt von den beiden anderen Partnergemeinden von Castelnovo - links die Freunde aus dem französischen Voreppe, rechts die aus dem baden-württembergischen Illingen - genießen insbesondere die thüringischen Spezialitäten bei den Marktbesuchern großen Zuspruch. Einige hatten sich das ganze Jahr über auf Bratwurst und Schwarzbier gefreut und eigens für die Bestellung ein paar Worte Deutsch geübt: Guten Tag. Bitte. Danke. Lecker. Servierte und Kugelschreiber wurden zu wichtigen Hilfsmitteln, um den vielen Interessierten immer wieder aufzuzeichnen, wo Kahla eigentlich liegt. Eine bestimmte Bestellung jedoch sorgte am Stand anfangs für Irritationen, irgendwann für gute Laune: „Panini con Wurstel“ - „Salsa?“ - „Si. Mayo.“ Eine Bratwurst mit Mayonnaise? Ein echter Gaumenschmaus für die Leute in Castelnovo!
Die wenigen Tage in Italien, die viel zu schnell vergingen, ließ die Gruppe gemeinsam auf der Terrasse der Unterkunft ausklingen: bei spannenden Geschichten oder fröhlichem Gesang bis tief in die Nacht hinein. Szenenapplaus von anderen Gästen gab es für das inbrünstig vorgetragene Rennsteiglied. Ein alter Bewohner des Ortes kam an den Tisch, streckte den Daumen in die Höhe und lobte: „Deutsche Leute, gute Leute!“
Obwohl die Reise erst seit wenigen Tagen Geschichte ist, ist die Vorfreude aufs nächste Mal schon groß. Addio, Castelnovo. A presto, cari amici. Auf Wiedersehen, Castelnovo. Bis bald, ihr lieben Freunde.