Die Kreisorganisation Saale-Holzland des Blinden- und Sehbehindertenverbands Thüringen e.V. ist Geschichte. Zuletzt wurde der Verein mit Unterstützung des Landkreises über das „Landesprogramm Solidarisches Zusammenleben der Generationen“ gefördert, das Ende 2023 ausläuft. „Für ein neues Programm hat das Land Thüringen die Hürden so hoch gelegt, dass wir nicht in der Lage sind, die Anforderungen zu erfüllen. Beispielsweise soll der neue Büroleiter ein abgeschlossenes Hochschulstudium nachweisen“, erklärt Christian Vogel, langjähriger Kreisvorsitzender. Da trotz langwieriger Bemühungen und der Unterstützung vieler Partner keine andere Möglichkeit gefunden wurde, den Verein weiterzuführen, haben die Mitglieder des ehemaligen Kreisvorstands „festgelegt, die Kreisorganisation bis Ende 2023 abzuwickeln.“
Im Rahmen der Sprechstunde am 8.11. in Eisenberg haben sich die Vorstandsmitglieder offiziell verabschiedet und langjährigen Wegbegleitern für ihre Unterstützung der Verbandsarbeit gedankt. Dazu gehörten die beiden Ehrenmitglieder des Verbands, Dr. Dietmar Möller und Wolfgang Fiedler, Landrat Andreas Heller, der Eisenberger Bürgermeister Michael Kieslich, aber auch Detlef Poller vom Wasserturm Eisenberg und sein Hörzeitungs-Team, Gastgeberin Heike Priese von der Volkssolidarität, in deren Räumlichkeiten in der Jenaer Straße der Blindenverband viele Jahre seine Sprechstunde durchführen konnte, und Ute Prüfer, die mit einem Fahrdienst diese Sprechstunden unterstützte. Besonderer Dank ging an Reiner Hofmann, der als sehender Mitarbeiter langjährig den Vorstand unterstützte und dabei weit mehr als die festgelegten Aufgaben erfüllte, sowie an den Vorstand, dessen Mitglieder inzwischen alle über 70 Jahre alt sind, die älteste ist 88.
Auch alle Mitglieder der Kreisorganisation werden noch einmal angeschrieben, und es wird ihnen für ihre Mitarbeit gedankt. Am 14.11. kommt der Landesvorstand und holt die Umzugskisten mit den Geschäftsunterlagen ab. „Vor Weihnachten werden wir zuschließen und den Schlüssel abgeben“, so Christian Vogel. „Das war’s.“
Die Gäste sprachen ihr Bedauern und ihr Unverständnis darüber aus, dass ein über Jahrzehnte gewachsener Verein nun so endet. „Hier brechen Strukturen, die funktionieren, einfach weg.“ Zumal die Kreisorganisation nicht nur für ihre blinden und sehbehinderten Mitglieder ein wichtiger Ansprechpartner, Interessenvertreter und Gemeinschaftsstifter war, sondern auch über Projekte wie die Hörzeitung und die Zusammenarbeit mit Schulen weit in die Gesellschaft im Landkreis hineingewirkt hat. Dr. Dietmar Möller, der auch ehrenamtlicher Vorsitzender des Kreisvolkshochschul-Vereins ist, bot den Mitgliedern an, künftig die Möglichkeiten der barrierefrei sanierten Volkshochschule nutzen. Johann Waschnewski, der Erste Beigeordnete des Landkreises, überbrachte die Grüße des Landrates und betonte, dass gerade im demografischen Wandel mit einer alternden Gesellschaft Hilfe für Menschen mit Behinderungen wichtiger denn je ist.
Künftig werden hauptamtliche Stellen die vom Verband geleistete Arbeit schultern müssen. „Ich sehe es als Verpflichtung, ihre Arbeit weiterzuführen“, sagte er an Christian Vogel gewandt. „Wir stehen Ihnen auch 2024 mit Rat und Tat zur Seite.“