Beim Treffen am 28.3.: (v.l.) Frank Hellwig, Maren Hellwig, Ina Köllner, Elisabeth Wedding, Stephan Tiesler und Richard Machnik vor dem Johann-Walter-Positiv in der Stadtkirche Kahla
Die Kirchgemeinde in Kahla befürchtet einen kulturellen Rückschlag mit weitreichenden Folgen für die ganze Region des südlichen Saale-Holzlandes. Wie Kirchenvertreter berichten, plant der zuständige Kirchenkreis Eisenberg die Kürzung von derzeit vier auf drei Kantorenstellen. Da aber alle vier Kantoren gebraucht werden, um bspw. die Gottesdienste musikalisch abzusichern, sei derzeit eine Reduzierung aller vier Stellen auf jeweils 75 % vorgesehen.
„Die Kantorin in Kahla, Ina Köllner, leistet einen unermesslichen Beitrag für die Bildung von Kindern, für die Vielfalt kultureller musischer Angebote in der Region, für soziale Durchmischung von unterschiedlichen Teilen unserer Gesellschaft und vieles mehr“, hebt Pastorin Elisabeth Wedding die Bedeutung von Frau Köllner für die ganze Region hervor. Allein in den fünf Kahlaer Chören kommen jede Woche über 100 Sängerinnen und Sänger zusammen. Für viele von Ihnen stellt das gemeinsame Musizieren einen unverbindlichen Erstkontakt zur Kirche dar. Die Menschen werden abgeholt und erleben Kirche zum Anfassen. Man dürfe jetzt nicht den Fehler machen und den Ast absägen, der am stärksten wächst und damit ein prosperierendes System zerstören.
„Dass man jetzt darüber nachdenkt, in der Geburtsstadt Johann Walters, des Begründers der evangelischen Kirchenmusik und ersten Kantors, die Kantorenstelle um 25 % zu kürzen, ist eine Katastrophe“ sagt Dr. Maren Hellwig vom Gemeindekirchenrat. Es werde aber auch deutlich, dass das vielfältige kulturelle Angebot in der Kahlaer Kirche und das laufende Neubauprojekt einer einzigartigen Orgel keine Selbstverständlichkeit seien.
Welche Auswirklungen die drohende Kürzung auf die Stadtkirche Kahla als musikalisch-kulturelles Zentrum hat, ist ungewiss. Käme es tatsächlich zu der Reduzierung auf eine 3/4-Stelle, bestünde die Gefahr, dass Chöre geschlossen und Gottesdienste zum Teil ohne Orgelmusik gefeiert werden müssten. „Bei dem Gedanken daran blutet mir das Herz“, sagt Ina Köllner. Hier wünscht man sich in Kahla eine klare Aussage vom Superintendenten, wie die zukünftige Arbeit ausgestaltet werden soll. Konkrete Vorstellungen, wo die 25 % gekürzt werden sollen, lägen bisher noch nicht vor.
Am 28. März gab es ein Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Stephan Tiesler und Prof. Dr. Frank Hellwig sowie Richard Machnik von der CDU Kahla. Die Beteiligten machten deutlich, dass es unter keinen Umständen zu einer Kürzung bei der Kantorenstelle kommen dürfe. „Die Arbeit von Frau Köllner für die Gemeinde, für die Kinder und Erwachsenen sowie das kulturelle Leben in der Stadt ist unersetzlich und einzigartig“, sagt Stephan Tiesler. Die Politiker wollen sich dafür einsetzen, dass in Kahla die volle Kantorenstelle erhalten bleibt.
Über die Kürzungspläne informierte Superintendent Arnd Kuschmierz am 9. April offiziell Vertreter aus den zum Kirchspiel Kahla gehörenden Kirchgemeinden und die zahlreich erschienenen Mitglieder der verschiedenen Chöre. Die Pläne wurden lebhaft diskutiert. Die große Unzufriedenheit damit wurde von den Anwesenden sehr deutlich geäußert.
Möglicherweise kann die Kürzung noch hinausgezögert werden, falls Gelder, die durch zurzeit unbesetzte Pfarrstellen frei sind, für die Fortführung der Kantorenstellen verwendet werden können. Die Kreissynode entscheidet in ihrer kommenden Sitzung Ende des Monats über die Stellenkürzungen.