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Kahlaer Nachrichten
Ausgabe 8/2024
Vereine und Verbände
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Sportanglerverein Kahla e.V.

Vermessungen im 16. Jahrhundert

Sicher, mit der Vereinschronik geht es weiter.

Zunächst ein weiterer Exkurs über die Pachtgewässer des Sportanglervereines

Die „Schröters Lache“

Neben der Saale seit nunmehr 100 Jahren Pachtgewässer

des SAV Kahla e.V.

Deren Entstehungsgeschichte sowie geschichtliche Ereignisse.

Die „Schröders Lache“ als 0,4 ha großes, stehendes Gewässer, ist sie abhängig vom Wasserstand der „Saale“ sowie des Grundwasserspiegels der „Parnitzer Wiesen“.

Durch die Sportfreunde des Sportanglervereines wurde die „Schröders Lache“ seit nunmehr 100 Jahren währender Hege und Pflege zu einem Biotop, umsäumt von einem 3- 4 Meter breiten Schilfsaum. Durch mehrere Benjeshaufen wurden Nistplätze für die Vögel geschaffen, Nistkästen für Höhlenbrüter angebracht.

Ohne den Fischbesatz durch den Sportanglerverein wäre sicherlich das Gewässer ein nahezu „Totes Gewässer“, nicht nur durch Fischreiher und Kormorane wird dem Fischbestand arg zugesetzt!

Sicherlich wird den Einen oder Anderen interessieren welche Fischarten in der „Schröders Lache“ zu Hause sind, Karauschen und Moderlieschen sind die überwiegenden Fischarten in diesem Gewässer.

Ja, wie Eingangs schon erwähnt, ein Segen für die „Schröders Lache“, dass dieses Gewässer seit nunmehr 100 Jahren das Pachtgewässer der Kahlaer Sportangler ist, ohne die nun seit 100 Jahren währende Hege und Pflege der Sportfreunde gäbe es dieses Gewässer längst nicht mehr.

Ja, sicherlich ist allgemein bekannt, dass Umwelt- und Naturschutz in vergangenen Zeiten nicht solch Wertstellung hatte wie jetzt, dass auch viele Privateigentümer an Gewässern nicht die notwendigen finanziellen Mittel wie auch Arbeitsvermögen besaßen und besitzen, um diesen gerecht zu werden. Dies trifft ebenso auf die Stadt Kahla zu, als Verpächter der „Schröders Lache“.

Ja auch, wohlwollend nehmen die Sportfreunde zur Kenntnis das viele Bürger unserer Heimatstadt hier Verweilen, zur Entspannung und Erholung.

Dennoch ist die „Schröders Lache“

kein natürlich entstandenes Gewässer.

Also, wann und vor allem wie ist sie entstanden?

1563- die Stadt Kahla unternimmt an der „Saale“ eine größere Flussregulierung.

Die „Saale“ floss damals von dem Kleineutersdorfer Felsen quer über die Parnitzwiesen, um sich dann in großem Bogen wieder der rechten Talseite zuzuwenden.

Dabei riss der Strom immer mehr Land von der Kahlaer Seite ab und setzte es dann am anderen, dem Kleineutersdorfer Ufer an, es war zu befürchten war, dass es sich mit der Zeit bis an die Parnitzfelsen heranarbeiten und große Kahlaer Wiesenflächen vernichten würde.

Der damalige Bürgermeister Mattes Schmidt (Bürgermeister der Stadt Kahla von 1561 bis 1574) nahm sich diesem Problem 1561 an, es wurden Pläne erarbeitet, um eine Verlegung der Saale zu ermöglichen. Auch da es erhebliche Probleme gab mit der Flößerei der Saale.

1563 war es soweit, die Verlegung des Saalelaufes schien machbar zu sein, da ließ der Stadtrat kurzerhand längs des Kleineutersdorfer Felsens einen breiten Durchstich machen, der die Sehne des Flussbogens bildete, und die Saale in dieses neue Bett zu leiten.

Mit der ausgegrabenen Erde wurde, soweit diese reichte, der abgeschnittene Flussbogen zugeschüttet, doch blieb davon noch ein ansehnlicher Teil übrig, heute die „Schröders Lache“.

Bergner, ein Kahlaer Heimatforscher vergangener Tage berichtet in der „Geschichte Kahla´s“ kurz hierüber: „Eine Schleife, welche der Fluss über die Weisen der Parnitz machte, wurde durch einen vom Rat eröffneten Durchstich 1563 beseitigt“.  — Bergner

Wir reden von 1563, also nichts mit Technik wie wir sie heute zur Verfügung haben und nutzen.

Wie stellen wir uns eine solch gewaltige Aufgabe zu lösen vor, im Jahr 1563!?

Im Foto rechts, eine historische Darstellung der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, um Erdreich in allen Größenordnungen abzutragen. Mit diesem, wie würden heute dazu sagen, Ochsenkarren, wurde das Erdreich „gelockert“, um es mittels Spaten und Schaufeln zu verladen und transportieren.

Ja, ein solches Vorhaben benötigte viele Hände, neben der Arbeitsleistung durch überwiegend der Bauern mussten diese zusätzlich Sorge tragen das dennoch die Äcker und Felder bewirtschaftet wurden. Kahla war seinerzeit ein Städtchen in welchem Ackerbau und Viehzucht die Menschen ernährte. Hier leisteten die Frauen und Kinder „ihren Beitrag“ zur Verlegung der Saale.

Auch der Rat von Kahla mag damals gedacht haben, dass mit der Vollendung der Arbeit die Sache erledigt sei, aber bald zeigte sich, dass eine Menge Streitigkeiten und Verhandlungen die Folge waren.

Der letzte Spatenstich war kaum getan, da kamen von allen Seiten die Klagen und Entschädigungsansprüche gegen den Stadtrat wegen verschiedenen Unheils, welches durch den neuen Flusslauf verursacht sein sollte, und auch der Amtmann zur Leuchtenburg erhob Protest wegen der Gerichts-barkeit auf dem Fluss.

Beide Parteien wendeten sich Beschwerdeführend an die Landesregierung und diese beauftragte eine Kommission mit der Untersuchung der Fälle.

Am 6. November 1567 trafen die Herrn Ditze von Brandenstein und Christoph Durfelden, Doktor, beide Herzogliche Hofräte, in Kahla ein und nahmen die strittigen Objekte an Ort und Stelle in Augenschein. Auch der Schösser zur Leuchtenburg, der Stadtrat von Kahla und weitere Interessenten waren dazu geladen.

Aus dem nach Schluss der Verhandlung abgefassten, 19 Aktenseiten umfassendem Protokoll geht folgendes hervor:

„ Die Sehne des in Rede stehenden Flussbogens wurde durch ein fast ganz ausgefülltes, zur Wiese gewordenes früheres Flussbett gebildet, und weil die Saale an der Spitze des Bogens immer mehr von den Kahlaer Wiesen abspülte und zu befürchten war, dass sie mit der Zeit sich völlig bis an die Felsen des linken Ufers durchfressen würde, hatte die Stadt mit der Erlaubnis der Regierung die Wiese des alten Flussbettes gekauft, dieses wieder ausgegraben, den Strom hindurchgeleitet, mit der ausgehobenen Erde, soweit diese reichte, den abgeschnittenen Flusslauf ausgefüllt und diese trocken gelegte Stellen mit Weiden besteckt, d.h. in Besitz genommen. Hierzu macht der Schösser geltend, dass hier, wie auch an anderen Stellen, die Saale zugleich Grenze der Stadtflur gewesen war und deshalb die Gerichtsbarkeit der Stadt über Hals und Hand sich nur bis hin zur Mitte des Flusses erstreckt habe; das müsse auch nach der stattgefundenen Veränderung hier festgelegt werden.

Hierbei gaben ihm die Kommissionsarien recht und bestimmten:

Im Winter, wenn die noch offene Wasserfläche zugefroren sei, sollte der ganze abgedämmte frühere Flusslauf vermessen, die Mitte genau durch Pfähle bezeichnet und auch da, wo noch offenes Wasser war, starke Pfähle oder „Gerichtssäulen“, die über den Wasserspiegel ragten, in den Grund getrieben werden“.  — Lehmann

Damit waren beide Parteien einverstanden.

Aber nun kam der Schösser (Steuereintreiber) mit einer neuen Forderung.

Er verlangte, dass nicht nur die Gerichtsbarkeit, sondern auch der Grund und Boden des ausgeschütteten Flussbettes, also die neu geschaffenen Wiesen, zwischen Stadt und Staat geteilt werden sollten.

Dem widersprachen aber die Vertreter der Stadt ganz entschieden. Sie führten an das die Veränderung des Flusslaufes mit Genehmigung der Regierung erfolgt sei, dass die Stadt das dazu benötigte Land gekauft und allein für die Arbeiten 2000 Gulden ausgegeben habe, ungerechnet sonstiger Aufwendungen und übernommener Verpflichtungen, dass die Veränderung nicht „ unpedu fluminis“ (nicht im Verlauf des Flusslaufs - der Autor) sondern „Ex opera et labora“ (in Fleiß und Arbeit - der Autor) des Rates entstanden sei.

Die Kommissionsarien waren zuerst geneigt gewesen, dem Schösser Recht zu geben, aber infolge des Widerspruches des Stadtrates beschlossen sie, diese Angelegenheit dem Landesfürsten zur Entscheidung vorzulegen, dessen Spruch sich dann die Parteien zu fügen hätten.

Anscheinend hatte die vor dem früheren Flussbogen umspülte Wiesenfläche ganz oder zum größten Teil einem Bürger, Erhardt Degen, gehört, und zwar auch der Streifen für den Durchstich des neuen Flussbettes von diesem gekauft worden. Degen machte geltend,

dass bei eben diesem neuen Flussverlauf der Saale ihm mehr Land entrissen habe, als ihm abgekauft worden sei.

Dieter Melzer, sen.

P/Ö

Fortsetzung folgt...