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Kahlaer Nachrichten
Ausgabe 9/2025
Vereine und Verbände
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Der Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V.“, Sitz Kahla, informiert:

Meldung der 89. Infanteriedivision betreffend Lager VII, 14. April 1945

Verordnung der Stadt Kahla an das Ausländerreferat, 21. April 1945

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Befreit und geplündert - Teil 1

Kurz vor Einmarsch der amerikanischen Armee, Anfang April 1945, entschied die „REIMAHG“ Betriebsleitung die tausenden Zwangsarbeiter aus Kahla und Umgebung zu „evakuieren“. In mehrere Kolonnen aufgeteilt, leerten sich die Lager um den Walpersberg. Unter strenger Bewachung von Werkschutz und Volkssturm trieb man die Menschen Richtung Tschechoslowakei.

Vielen gelang es aus der Kolonne zu fliehen und sich in den Wäldern zu verstecken. In der Hoffnung, dass die Alliierten bald eintreffen würden und sie frei wären.

Die „Evakuierungsmärsche“ vermischten sich mit den Todesmärschen aus dem KZ-Buchenwald. Unter den vielen Toten dieser Märsche waren auch Zwangsarbeiter. Nach einigen Tagen der Bewachung, verschwanden in der Nacht SS und Volkssturm. Die Zwangsarbeiter waren nun sich selbst überlassen. Ohne Ortskenntnis, kehrten tausende zurück nach Kahla, den Ort, den sie kannten.

Am 13. April rückt die 89. US-Infanteriedivision mit einer eigens dafür aufgestellten Kampfgruppe Richtung Saale vor. Ihr Auftrag lautete, so schnell wie möglich die intakten Brücken zwischen Rothenstein und Orlamünde einzunehmen und die Saale zu überqueren. Vor Eintreffen der Alliierten werden zwar die meisten Brücken noch von deutschen Wehrmachtsangehörigen gesprengt, das jedoch für die vorrückenden US-Einheiten kein Problem darstellte. Bereits einen Tag später hatten sie die Saale überquert und rücken Richtung Gera vor.

Vor Eintreffen der US-Armee hatte sich auch die Betriebsdirektion der „REIMAHG“ abgesetzt.

Im Lager VII, im Leubengrund, fanden die Amerikaner fast 800 halbverhungerte, kranke Zwangsarbeiter. Es waren diejenigen, die für die Evakuierung nicht gehfähig oder schwer krank waren. In dieses Lager gebracht, überlies man sie hier ihrem Schicksal. Das wenig verbliebene Sanitätspersonal des Lagers war mit der Situation überfordert.

Mit Eintreffen der Amerikaner kam Kahla und die umliegenden Dörfer unter Verwaltung des Military Government (M.G. Militärregierung) das alle NS-Bürgermeister absetzte. In Kahla wurde Karl Budina als amtierender Bürgermeister eingesetzt. Er übernahm ein schweres Amt. Das tägliche Leben musste neu reguliert und die Verpflegung für die Einwohner wie auch der tausenden Zwangsarbeiter beschafft werden.

Dazu wurde ein Ausländerreferat gegründet, dessen Aufgabe die Kommunikation mit dem Zwangsarbeiter betraf. Diese hatten inzwischen „Nationale Komitees“ gegründet, bestehend aus den jeweils einzelnen Nationalitäten.

Auch die Versorgung der Stadt mit Strom, Wasser und Heizmaterial musste schnellstmöglich wieder hergestellt werden.

Ebenso wurde die örtliche Polizei entwaffnet. Sie trug nur noch Zivilkleidung mit einer entsprechenden Armbinde.

Die tausenden Zwangsarbeiter waren wieder in den Lagern, sie waren hungrig, hatten keinen geregelten Tagesablauf, keine Perspektive und keine Motivation etwas zu tun, da sie von allen Arbeiten befreit waren. In dieser Situation entwickelte sich bei ihnen Rache, dem spielte der Umstand zu, dass überall weggeworfene Waffen herum lagen. Diese Konstellation sorgte für ein beginnendes Chaos in der Region. Die deren Folge überall rigoros geplündert wurde. Vor allem die umliegenden Dörfer hatten darunter massiv zu leiden.