Der rekonstruierte Plesseturm zwischen Wanfried und Hildebrandshausen ist wieder begehbar.
Von Reiner Schmalzl
Hildebrandshausen. „Bis zum Plesseturm und zurück, das ist unser schönstes Glück“, sangen Thilo Vogt und Niklas Schein zur Einweihung des restaurierten Aussichtsturms auf dem Berg Plesse oberhalb von Wanfried. Mit dem neuen Plesselied sprach das Duo „Kloweskenner“ wohl allen der nahezu 400 versammelten Gäste aus den Herzen. Denn der Zugang zu dem 22 Meter hohen Plesseturm musste im Frühjahr 2016 aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Bei recht stürmischem Wind wurde das symbolträchtige hölzerne Bauwerk nahe der einstigen innerdeutschen Grenze nun am Tag der Deutschen Einheit feierlich wiedereröffnet.
Die Ausflügler und Wanderer waren aus vielen Orten des Werratals, aber auch aus Hildebrandshausen, Lengenfeld/Stein, Geismar, Faulungen, Struth, Wendehausen, Effelder, Eigenrieden, Heyerode und Mühlhausen gekommen, um bei dem Ereignis dabei zu sein. „Wir haben euch angesprochen und wir sind eine richtig nette Drückerkolonne. Ihr habt‘s geschafft, wir haben’s geschafft“, begrüßte Uwe Roth als Vorsitzender des Fördervereins Plesseturm die vielen Unterstützer des ehrgeizigen Projektes. Man habe gesehen, wo die Schwachstellen des 1964 errichteten Turmes waren, neue Fundamente und Sockel geschaffen. „Ein Plesseturm, der 100 Jahre hält“, äußerte sich der euphorische Vereinschef zuversichtlich zum Bestand des Symbols der Stadt Wanfried und der früheren Grenze.
An dem Projekt haben die Baufirma Uwe Klaucke aus Hildebrandshausen, die Bauschlosserei Schröter aus Wendehausen, die Wetzestein Holzbau GmbH aus Wanfried, die Gerüstbau Pudenz GmbH aus Geismar, das Sägewerk Großburschla und weitere Firmen mitgewirkt. Somit sei es ein deutsch-deutsches Projekt, betonte Wanfrieds Bürgermeister Wilhelm Gebhard. Dieses konnte nur dank des 2018 gegründeten Fördervereins angegangen werden, zumal die Stadt Wanfried damals gerade aus dem Schutzschirm des Landes Hessen gekommen war. Dem Vorstand des Fördervereins gehört auch Florian Klauke aus Hildebrandshausen an. Die Gesamtkosten liegen bei voraussichtlich 220.000 Euro. Dies sind etwa 50.000 Euro mehr als ursprünglich kalkuliert. Ursachen dafür seien laut Gebhard statische Mehrkosten, Preissteigerungen sowie unerwartete Verzögerungen in der Bauausführung wegen des Wetters auf dem 480 Meter hohen Gipfel. Deshalb brauche man noch einige Mittel.
Die Ansprachen während der würdigen Feier wurden immer wieder durch kräftigen Applaus unterbrochen. So beispielsweise für die 87-jährige Gertrud Holzapfel aus Wanfried, die hochwertiges Bauholz zur Verfügung gestellt hatte. Ein besonderer Dank ging auch an den Kranfahrer Frank Nachtwey aus Kreuzebra, für den die Herausforderungen alles andere als Routine waren. „Einerseits war der Plesseturm für uns so nahe und bis zur Grenzöffnung 1989 doch unerreichbar“, erinnerte Hildebrandshausens Ortschaftsbürgermeister Veit Görsdorf.
Nachdem auch der zottelige Brombermann (Christian Roth) als Symbolfigur der Wanfrieder mit seinen Elfen und Zwergen eingetroffen war und die Gästeschar herzlich empfangen hatte, hielt der Zimmermeister Hubertus Wetzestein den Richtspruch. Dann durchschnitt der Zimmerer Markus Lischke aus Faulungen das Band zur Treppe und der Turm durfte endlich vom Publikum gestürmt werden.