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Amtsblatt der Gemeinde Südeichsfeld
Ausgabe 5/2025
Aus den Ortschaften
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Verschiedenes

Ein Blick zurück: Das Kriegsende in Heyerode am 3. April 1945

Der folgende Bericht wurde stammt aus dem Nachlass meines Großvaters und gewährt einen persönlichen Einblick in die Ereignisse rund um das Kriegsende in Heyerode, aus der Sicht das damaligen Bürgermeisters Franz Hunstock. Am 3. April 1945, wenige Wochen vor dem offiziellen Ende des 2. Weltkriegs, erreichte der Krieg auch in unserer Heimatgemeinde seine letzte Phase. Der Bericht des Bürgermeisters Franz Hunstock zeigt, wie dieser Tag von Angst und Unsicherheit geprägt war, aber letztendlich doch noch für alle glimpflich verlief.

Samuel Henning

Wie die Militärische Verteidigung von Heyerode am 03.44.1945 verhindert wurde

Am 03.04.1945, nachmittags 16 Uhr, kam der Unterzeichnete Joh. Maerker in Heyerode aus seinem Wohnhaus heraus und sah, dass dreißig deutsche Soldaten, mit Panzerfäusten auf den Schultern, in Richtung Diedorf gingen. Sofort erkannte er, dass der Ort Heyerode verteidigt werden sollte. Daraus ergab sich die Gefahr, dass das Dorf unter Beschuss genommen wurde. Nach wenigen Minuten kamen schon die Bewohner der Häuser am Sägewerk mit Koffern flüchtend an, weil sie annahmen, dass ihre Häuser zuerst beschossen würden. Dies wäre ganz sicher der Fall gewesen, denn die Soldaten lagen am Sägewerk. Es musste nun alles versucht werden, die militärische Ortsverteidigung zu verhindern.

Maerker ging deshalb zum Bürgermeister, um dies zu erreichen. Als er auf dem Platz am Bürgermeisteramt ankam, lief ihm eine sehr aufgeregte Menschenmenge entgegen, die ihm zurief: "Herr Rektor, bringen Sie die Panzerfäuste weg, unser Dorf wird sonst beschossen." Maerker antwortete: "Wenn ich als Einzelner den Soldaten sage, dass sie weggehen sollen, dann tun sie es doch nicht. Nur der Bürgermeister als Amtsperson kann das erreichen. Ich werde zum Bürgermeister gehen und ihn veranlassen, mit zu den Panzerfäusten zu gehen."

Maerker ging ins Bürgermeisteramt und traf dort Bürgermeister Hunstock und den Schöffen Alfons Krumbein.

Als er denen die gefahrvolle Lage und die Bitte der Heyeröder vorstellte, waren sie sofort damit einverstanden, zu den Truppen zu gehen und die Ortsverteidigung zu verhindern.

Es gingen nun hin:

Bürgermeister Hunstock,

Schöffe Alfons Krumbein,

Fabrikant Paul Hohlbein,

Rektor Johannes Maerker.

Als sie hinter das Sägewerk kamen, lagen die deutschen Soldaten schussbereit, die amerikanischen Panzer, die schon seit einer Stunde in Diedorf waren, erwartend. Als die drei Herren zu ihnen kamen, richtete sich der Leutnant auf und rief ihnen zu in barschem, ironischen Ton: "Na, meine Herren, Sie wollen uns wohl verstärken!"

Als wir nun auf sie einredeten, unserer Absicht gemäß, den Abzug der Soldaten zu erzwingen, wurden die umstehenden Soldaten verwirrt und begannen, hin und her zu laufen. Durch unser Auftreten wurden sie gewillt, die Verteidigung aufzugeben. Als nun plötzlich ein Posten rief: "Panzer kommen!" stob alles auseinander.

Bürgermeister Hunstock schickte gleich P. Hohlbein mit den Worten ins Dorf: "Laufen Sie zurück und sagen Sie den Einwohnern, sie sollen sich doch ruhig verhalten und in die Keller gehen." Herr Hohlbein tat es gleich. Als die drei anderen Herren den Berg hochgingen, sagte Bürgermeister Hunstock: "Einmal habe ich mich kaputtschießen lassen, das zweite Mal nicht."

Durch das Auseinanderlaufen der Soldaten, das durch die Verwirrung entstand, die unser Auftreten verursacht hatte, ist Heyerode von der Verteidigung und damit vor der Zerstörung bewahrt worden.

Maerker

Hunstock

Hohlbein

Alfons Krumbein