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Amtsblatt der Gemeinde Südeichsfeld
Ausgabe 6/2025
Aus den Ortschaften
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Verschiedenes

Anita Metz (93) übergibt Ortschaftsbürgermeister Andreas Henning ein großformatiges Ölgemälde von Heyerode.

Gebürtige Heyeröderin bringt rund 50 Jahre altes Gemälde und erfährt Episoden dazu

Heyerode. Wie in einer einschlägigen Fernsehsendung betrachtet eine Runde interessierter Damen und Herren gebannt ein mehr oder weniger atemberaubendes Gemälde. Der Blick aus westlicher Richtung auf Heyerode mit der Pfarrkirche „St. Cyriakus“ im Mittelpunkt, deren Spitze auf den 455 Meter hohen Hachelberg zeigt, spricht in vielerlei Hinsicht Bände und lädt zum Nachdenken ein. Die 93-jährige Anita Metz aus Heiligenstadt hatte den Familienschatz jetzt mit ins Gemeindeamt nach Heyerode gebracht, um ihn nicht etwa bewerten zu lassen, sondern offiziell ihrer Heimatgemeinde zu übergeben. Anwesend waren deren Tochter Christiane und Sohn Thomas sowie Bernhard Laufer, der das Treffen mitinitiiert hatte.

Weil die gebürtige Heyeröderin in eine kleinere Wohnung umgezogen ist und auch ihr Sehvermögen nachgelassen hat, muss sie sich schweren Herzens von verschiedenen lieb gewordenen Dingen trennen. So in Abstimmung mit dem Familienrat beispielsweise von jenem Ölgemälde als Auftragswerk des einst im Eichsfeld wirkenden Kunstmalers Jan Grilz (1904 bis 1998). Laut Stadtarchivarin Anne Hey gehörte der aus Tschechien stammende Maler dem Verband Bildender Künstler der DDR an und lebte zeitweise in Heiligenstadt.

Auf den ersten Blick mag das um 1979 entstandene Motiv im Format von 60 mal 80 Zentimeter zunächst wenig spektakulär anmuten. Höchst interessant ist vor allem die Szene im Vordergrund mit der jetzigen Festhalle „Heyeröder Hafen“, die in früheren Zeiten einmal als Schafstall und Sägewerk diente. Als das Bild vor rund 50 Jahren entstand, befand sich in dem Objekt einmal eine BHG, die sogenannte Bäuerliche Handelsgenossenschaft. Darin wurden zu sozialistischen Zeiten knapp bemessene Baumaterialien sowie begehrte Dinge für Kleingärtner und Kleintierzüchter gehandelt.

Vor und hinter dem Gebäude mit dem markanten Bogendach am Ortsrand lagern Baumaterialien. Daran und an eine entsprechende Episode kann sich Ortschaftsbürgermeister Andreas Henning aus Kindertagen noch leidlich erinnern, als er sich einmal frühmorgens für seinen Vater anstellen musste. Und zwar für mehrere Stunden nach ein paar Brettern. Bauholz war damals absolute Mangelware, obwohl man quasi mitten im Wald wohnte. Selbst den Tischlern der ortsansässigen PGH Holz, der Produktionsgenossenschaft des Handwerks, ging es unter den Umständen der Mangelwirtschaft nicht viel anders.

Es wäre doch am besten, wenn das Bild zurück nach Heyerode käme und für die Nachwelt erhalten bliebe, sagte sich Anita Metz, geborene Böhm. „Das Bild war bei uns immer präsent“, schwärmt sie von ihrem Heimatort. Während es die frühere Justizfachangestellte mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Siegfried zunächst nach Bad Salzungen gezogen hatte, wirkte dieser als Rechtsanwalt über Jahrzehnte in Heiligenstadt.

Als die Runde in dem Südeichsfelder Gemeindeamt von Details des eher neuzeitlichen Gemäldes abgekommen war, blendete Anita Metz einmal 80 Jahre zurück. Als 13-jähriges Mädchen habe sie nämlich den Einmarsch der Amerikaner in Heyerode erlebt. Auch das Bild eines mutigen Mädchens, das sich damals auf einem Panzer der Befreier gesetzt hatte und darauf mit durch das Dorf fuhr, habe sie noch vor Augen.

„Jetzt bin ich beruhigt, dass das Bild in guten Händen ist“, sagte Anita Metz, nachdem sie den Schenkungsvertrag mit Bürgermeister Andreas Henning unterschrieben hatte. Dieser bedankte sich und versicherte, einen würdigen Platz für das Kunstwerk und Dokument der Heyeröder Ortsgeschichte.

Foto und Text: Reiner Schmalzl