Vereinsnachrichten

Die Dicke und die Dünne Buche

Was würden uns Bäume sagen, wenn sie reden könnten? Die Dicke Buche - ein einstiges Wahrzeichen in Wendehausen - könnte so einiges aus ihrer sicherlich über 300-jährigen Vergangenheit erzählen. Sie würde vielleicht erzählen, dass ihr Stamm zu ihrer besten Zeit 5 Meter im Durchmesser und 25 Meter in der Höhe maß und dass ihr beträchtliches Blätterdach „einst so mächtig war, dass vier mit Heu beladene Leiterwagen darunter passten, um Schutz vor einem Regenguss zu suchen“. Dies hielt bereits Franz Döring 2013 im damaligen Amtsblatt fest.

Die einst prächtige Rotbuche würde sicher auch vom 1. Schützenfest in Wendehausen berichten. Dies wurde 1871 im Schatten der Dicken Buche gefeiert. 1941 wurde die Dicke Buche unter Schutz gestellt und ist seitdem ein Naturdenkmal. Berichten würde sie wahrscheinlich auch von den Kindern, die sich einen Spaß daraus machten, herauszufinden, wie viele Kinder es braucht, um einmal um die Dicke Buche herum zu reichen!

Vielleicht würde die Dicke Buche auch vom Anfang ihres Endes erzählen. Vermutlich erlitt sie erste Schädigungen durch den Ausbau des direkt am Naturdenkmal verlaufenden Weges durch die Grenztruppen der DDR Ende der 1970er Jahre. Die dort verlegten Betonplatten könnten die Wurzel der Dicken Buche geschädigt haben, denn in den folgenden Jahren konnte man der Dicken Buche beim Sterben zusehen - einer der drei Hauptäste wurde trocken und auch der Stamm wies Schädigungen auf.

Der zweite Hauptast brach am 02.06.2001 in Folge eines Sturmes ab. Der Ast war so gewaltig, dass daraus eine Bank gefertigt werden konnte, die neben dem Naturdenkmal noch viele Jahre als Rastmöglichkeit gedient hatte. Die Schönheit des Wahrzeichens war dahin. Jedoch produzierte die Dicke Buche noch bis 2003 Samen.

Es ist dem Wendehäuser Erich Schmitz zu verdanken, dass die Geschichte der Dicken Buche weitergeschrieben werden kann. 2003 sammelte er Bucheckern der Dicken Buche und zog 16 kleine Buchen daraus. Drei kleine Buchen überlebten. Einer der jungen Bäume wurde kürzlich, am 10.05.2024, durch Erich Schmitz neben dem berühmten Mutterbaum gepflanzt und ein Schild weist fortan auf die Geschichte der Dicken und der Dünnen Buche hin: „Ich bin ein Kind der Dicken Buche - 2003“.

Karina Schlothauer

Heimatverein Wendehausen