Die BI „Wir für den Wald“ setzt sich für eine naturgemäße Waldnutzung ein. Derzeit erreichen sie viele empörte Bürgerbeschwerden. Diese betreffen vornehmlich diverse forstwirtschaftliche Arbeiten im Stadtwald St. Wendel. Die besorgten BürgerInnen fragen sich, ob dies noch mit der aktuell brisanten Lage des Klimawandels zu vereinbaren ist. Um ein Beispiel zu nennen werden vom Borkenkäfer befallene Nadelbäume mit schwerem Gerät im Winterbacher Wald bei starkem Regen mitten im Sommer gefällt, wo doch vorher wochenlang trockene Witterung herrschte. Nun muss man wissen, dass für einen Harvestereinsatz trockener oder gefrorener Boden notwendig ist, um die unvermeidlichen Boden- und Wurzelschäden zu minimieren. Ohnehin ist der Boden bis in ca. 2m Tiefe jahrzehntelang verdichtet und damit unbrauchbar. So muss man sich fragen, ob es verhältnismäßig ist, mit diesem tonnenschweren Gerät (ca. 23,5 t) einzelne wenige Bäume aus einem Bestand zu entnehmen? „Dies wäre in etwa so, als würde ein Gärtner das Unkraut mit einem Bagger entfernen“, um nur eine besorgte Bürgerin zu zitieren.
Nun lässt sich streiten, ob eine Borkenkäferbekämpfung überhaupt durch Fällen Erfolg haben kann. Es gibt keine Garantie, dass eine Waldfläche nach Entnahme der befallenen Bäume schadfrei bleibt. Zumal die gefällten Stämme wie in diesem Fall wochenlang an Ort und Stelle im Wald verbleiben. Der Borkenkäfer kann sich so weiterhin ausbreiten. (siehe Bild)
Die Art und Weise der Durchführung der Arbeiten ist in Augen vieler fraglich. So ist die Fällung in einem Wasserschutzgebiet, wie es hier der Fall ist, alleine schon wegen der beschriebenen Bodenverdichtung kritisch zu sehen. Wie soll ein verdichteter Waldboden dazu beitragen, Trinkwasser zu bilden?
Rechtfertigen in der Gesamtschau das Entfernen der befallenen Bäume die Beeinträchtigungen für den Wald?
Hinzu kommt, dass auf eine Kahlfläche im Tannenwald Nadelbäume neu angepflanzt wurden, wo den Zuständigen gut bekannt sein dürfte, dass durch die Nadelbäume Nitratbelastung entsteht, die das Trinkwasser belasten wird. Bei vielen ist daher der Eindruck entstanden, es gehe nur um den Gewinn. Einst hatten die Nadelbäume als sog. „Brotbäume“ ihre Berechtigung. Sie wachsen schnell und können damit zügig wieder gefällt werden. Die Zeiten haben sich jedoch geändert. Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, ist jedoch nach unserer Auffassung keine gute Lösung. Der Wald der Zukunft muss ein gesunder, feucht-kühler Laubmischwald sein. Und nur so kann dem Klimawandel getrotzt werden. Dieser ist in trockenen Perioden nicht so brandgefährdet wie ein Nadelwald.
Ein weiteres Beispiel zeigt sich im Bereich des Tiefenbachpfades. Dort, wo vorher noch nicht einmal ein kleiner Pfad war, befindet sich heute eine Forststraße, bei der sogar Autos fahren könnten.
Nicht genug, es entsteht vermehrt der Eindruck, dass die fortwirtschaftlichen Eingriffe in letzter Zeit in ihrer Intensität zugenommen haben. Wo früher Rücksicht auf Boden- und Witterungsverhältnisse genommen wurden, scheint heute einzig der Terminkalender des beauftragten Forstbetriebs entscheidend zu sein, wann Arbeiten stattfinden.
Doch ist dies noch zeitgemäß? Können wir uns diesen Umgang mit der Natur noch leisten? Sind 500 000 ha verlorener Wald in Deutschland nicht genug?
Die BI „Wir für den Wald“ fordert bereits in ihrem fünften Jahr (!) eine Abkehr von der derzeitigen forstwirtschaftlichen Praxis hin zu waldfreundlicheren Methoden. (siehe Petition an den Stadtrat) Wälder, in denen dies praktiziert wird, kennen wesentlich weniger klimageschädigte Bäume.
Doch wann erreicht dies die Verantwortlichen im Stadtrat und Forstamt? Nichtsdestoweniger als eine Sondersitzung mussten die Mitglieder der BI dem Thema einräumen, um den empörten BürgerInnen eine Stimme zu geben. Ursache des Ärgers ist nicht nur die scheinbare Resistenz der Verantwortlichen gegenüber „neuen“ Ideen, wie ein klimafitter und gesunder Wald der Zukunft entstehen kann, sondern vielmehr, dass die Politik und die Verantwortlichen scheinbar keine offenen Ohren für sie haben. Ist es doch so, dass die politischen Entscheider als gewählte Volksvertreter den BürgerInnen und den nachfolgenden Generationen verpflichtet sind.
Zur Info: Das Waldkonzept der BI Wir für den Wald ist nachzulesen unter: https://www.openpetition.de/petition/online/buergerinitiative-wir-fuer-den-wald