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Blickpunkt St Wendel
Ausgabe 39/2023
Aus unserer Stadt
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Aktuelle Informationen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung in der Kreisstadt St. Wendel

Ziel ist es unter anderem, die in den Wäldern ablaufenden natürlichen Prozesse so weit wie möglich zuzulassen. Ökologische Ziele und die Erholungsfunktion des Waldes stehen im Vordergrund. Bei der Entwicklung des Waldes setzt die Kreisstadt vorrangig auf Naturverjüngung.

Die Kreisstadt St. Wendel unterhält ihren gesamten Stadtwald nach den Prinzipien der Waldbewirtschaftungsrichtlinie des Saar-Forst-Landesbetriebes sowie in Anlehnung an dessen Biodiversitätsstrategie. Diese Richtlinien gelten im bundesweiten Vergleich als sehr weitgehend und fortschrittlich im Bereich der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Waldes. Diese Richtlinien werden regelmäßig den sich veränderten Bedingungen für die Wälder nach den neuesten Erkenntnissen von Experten und Forschern angepasst.

Die Umsetzung im St. Wendeler Stadtwald stellt die ökologischen Ziele und die Erholungsfunktion des Waldes in den Vordergrund. Dies wird auch in regelmäßigen Abständen durch unabhängige Gutachter überprüft. Entsprechend ist der St. Wendeler Stadtwald seit 2003 nach FSC und seit 2005 nach PEFC zertifiziert.

Ein Ziel ist es, die in den Wäldern ablaufenden natürlichen Prozesse so weit wie möglich zuzulassen. Waldwirtschaftliche Eingriffe werden auf negative Einflüsse in Bezug auf die Walddynamik ausgewertet und die Intensität der Bewirtschaftung so ausgerichtet, dass ausreichend Raum für die natürliche Entwicklung vorhanden ist. Im Zweifel treten wirtschaftliche Ziele der Waldbewirtschaftung zurück, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder zu erhöhen. Wirtschaftsziel ist die einzelbaumorientierte Produktion von wertvollem Starkholz. Der jährliche planmäßige Holzeinschlag im Stadtwald St. Wendel liegt bei lediglich der Hälfte des Zuwachses. Dadurch erfolgt eine kontinuierliche Steigerung des Baumbestandes.

Der Stadtforst und Staatsforst werden zudem kontinuierlich in einen Mischwald umgewandelt. Im Stadtwald hatte die Fichte vor 30 Jahren noch einen Anteil von 30-35 Prozent. Heute sind es weniger als 18 Prozent. Dabei wurde die Fichte durch klimaresistentere Arten ersetzt - vor allem Buchen, Kirschen, Bergahorn, Esskastanien und Douglasien. Die Stadt investiert jedes Jahr in neue Kulturen. Schon seit Jahren wird im Forst außerdem auf den Einsatz von Chemie verzichtet.

Bei der Entwicklung des Waldes wird vorrangig auf Naturverjüngung gesetzt, mit dem Ziel einer baumartenreichen Naturverjüngung mit großem genetischem Spektrum. Notwendige Pflanzungen, um stabile und möglichst klimaresistente Mischbestände anzulegen, erfolgen mit heimischen und standortgerechten Baumarten unter Berücksichtigung der PEFC und FSC Vorgaben.

In der Winterbacher Wurzelbach wurde vor einigen Wochen bei trockener Witterung ca. 300 Festmeter frisch befallenes Fichtenkäferholz eingeschlagen und gerückt. Der Einschlag und das Rücken von Holz erfolgte mit bundesweit gängigen Forstmaschinen, welche dem Stand der Technik entsprechen. Großteile des Holzes wurden unverzüglich abgefahren. Lediglich Sägeholzabschnitte liegen noch zu größeren Teilen am Weg. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass abnehmende Sägewerke Betriebsferien hatten. Die eingesetzten Forstmaschinen bewegen sich immer auf einem Rückegassensystem, einem permanenten Erschließungsnetz. Dieses System dient einzig und allein der Waldbewirtschaftung. Forstmaschinen bewegen sich nur auf diesen Wegen. Um den Einfluss auf die Bodenverdichtung, der nur in diesem Bereich des permanenten Erschließungsnetzes entsteht, zu minimieren, werden Rückegassen zusätzlich mit Ast- und Kronenmaterial der biologisch toten Bäume bedeckt. Wurzelschäden konnten auch in diesem Bereich nicht entstehen, weil die geernteten Bäume durch den Borkenkäferbefall biologisch tot waren.

In einer naturnahen Waldwirtschaft ist die Nutzung des Rohstoffes Holz gewünscht. Auch die Ernte des Fichtenkäferholzes ist weiterhin sinnvoll, da es ein nachwachsender Rohstoff darstellt, welcher vor unserer Haustür wächst. Dies führt zu kurzen Transportwegen. Die Nutzung des Fichtenkäferholzes führt zur dauerhaften Speicherung des Kohlendioxids und zu einer finanziellen Entschädigung des Waldbesitzers (egal ob Stadt- oder Privatwald). Verbleiben befallene Fichten stehend im Wald hat diese verschiedene Folgen für das Ökosystem:

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Der Borkenkäfer kann sich weiter ausbreiten

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Das im Fichtenholz gespeicherte Kohlendioxid wird beim Zersetzen des Holzes freigesetzt

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Eine Neubepflanzung der Kahlflächen mit klimastabilen Bäumen ist so gut wie unmöglich, da die absterbenden, zusammenbrechenden Fichten die Neuanpflanzungen zerschlagen

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Es würden massive Verkehrssicherungsprobleme auftreten, die zu einer Sperrung etlicher Wanderwege führen würde (Beeinträchtigung der Erholungsfunktion)

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Verzicht auf nicht unbedeutende Einnahmen aus dem noch zu verwertbaren Fichtenkäferholz

Auch die Arbeiten schaden dem Status des Wasserschutzgebietes nicht. Wald ist für die Wassergewinnung enorm wichtig, weil Waldboden wie ein Schwamm wirkt. Diese Schwammwirkung wird auch dann erzielt, wenn der Wald bewirtschaftetet wird und daher ca. 10 - 15 % auf der Waldfläche auf Rückgassen entfällt. Trotz der vorhandenen Rückegassen gibt es keine großflächigen Bodenerosionen bei Starkregen, im Gegensatz zur Landwirtschaft (Maisanbau).

Auf der Kahlfläche Winterbach Wurzelbach wurden tatsächlich auf Teilen Nadelbäume angepflanzt. Dem gewieften Kenner fällt aber auf, dass es sich um Douglasien handelt. Die Douglasie ist eine Baumart, die wesentlich besser mit Trockenheit zurechtkommt, als die Fichte. Sie passt vom Standort her auf die hier vorherrschenden Diluvialsande. Wie gut die Douglasie in der Wurzelbach klarkommt, zeigen Waldbilder mit älteren Douglasien, die noch sehr vital und gesund wirken. Sie liefert zudem ein gut bezahltes, vielseitig verwendbares Holz. Ein weiterer Grund liegt in der auf den Sandböden vorkommenden Konkurrenzflora des Adlerfarnes. Dieser Farn übernimmt durch Wurzelausläufer in kurzer Zeit die Vorherrschaft auf diesen Kahlflächen und erstickt im Herbst beim Absterben seiner Wedel sämtliche Pflanzen, die er bedeckt. Also war es angebracht, hier Baumarten einzusetzen, die mit einem schnellen Jugendstart dem Adlerfarn davonwachsen können. Neben den Douglasien sollten auch die Laubbäume erwähnt werden, die hier gepflanzt wurden. Hierbei handelt es sich um Esskastanien, Walnüsse und Winterlinden. Sie alle zusammen sollen in Zukunft einen klimastabilen Mischwald bilden.

Fragen und Anregungen der Bürger können auch zu den üblichen Öffnungszeiten jederzeit mit den Mitarbeitern des Amtes für Umwelt, Grünflächen, Forst und Nachhaltigkeit ausgetauscht werden. Weiterhin existiert eine monatliche Sprechstunde beim Amt für Umwelt, Grünflächen, Forst und Nachhaltigkeit, die immer am dritten Samstag des Monats nach vorheriger Terminabstimmung stattfindet. Termine können unter umwelt@sankt-wendel.de oder unter der 06851 809 - 1953 vereinbart werden.