Diese Fragen drängen sich auf, wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre in St. Wendel anschaut. Immer öfter werden Baulücken dazu genutzt, auf Gewinnmaximierung der Investoren ausgelegte Betonklötze aus dem Boden zu stampfen – oftmals ohne Rücksicht auf die charakteristische Erscheinungsbild des Straßenzugs.
„Viele St. Wendler stört das, weshalb diese sich vermehrt an uns, wenden“, berichtet der Fraktionsvorsitzende Marc André Müller und zählt einige Beispiele auf: Das geplante Projekt „Floragarten“ am Schlaufenglan, ein aktuelles Bauprojekt am Kniebrecher und ein angekündigtes Bauprojekt in der Beethovenstraße unmittelbar neben der Villa Elise. Dort werden zudem vermutlich auch stattliche Bäume dem Bagger zum Opfer fallen.
„Bei vielen Projekten handelt es sich um Projekte auf privatem Grund, die nicht einmal im Stadtrat behandelt werden müssen. Bauvorhaben bis 10 Wohneinheiten, die eine Sondergenehmigung erfordern, liegen laut im alleinigen Entscheidungsbereich des Bürgermeisters“, erklärt Marc André Müller und ergänzt: „Ich finde, dass wir einen offenen Dialog darüber führen sollten, ob wir den Charakter und den Charme einer ländlich geprägten, idyllischen Kleinstadt bewahren oder stattdessen akzeptieren möchten, dass immer mehr überdimensionierte Wohnwürfel zwischen Ein- und Zweifamilienhäuser oder alle Stadtvillen gepresst werden.“
Als Lösungsansatz schlägt Müller eine Gestaltungssatzung vor, wie es sie bundesweit schon in vielen Städten gibt und wie sie die Kreisstadt Merzig gerade erst beschlossen hat. Darin kann eine Stadt genau definieren, was und wie gebaut werden darf. Für die Sanierungsgebiete in St. Wendel gibt es einen Gestaltungsleitfaden. Für Neubauten außerhalb dieser Gebiete gelten die Bestimmungen hingegen nicht. Daher wäre eine Ergänzung und Ausweitung mit Rechtsverbindlichkeit.
auch auf andere Gebiete unbedingt wünschenswert!“, so Müller.
Da angesichts der aktuellen Genehmigungspraxis durch den Bürgermeister und des Abstimmungsverhaltens der Mehrheit im Stadtrat nicht zu erwarten sei, dass ein entsprechender Antrag im Stadtrat Erfolg hätte, will Müller dieses Vorhaben im Falle eines Wahlsiegs im kommenden Jahr sofort nach der Wahl angehen.