St. Wendel. Am 9. November lädt der St. Wendeler Chor „Chorlores“ e.V. zum Konzert „Vom Dunkel zum Licht“ um 18 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche St. Wendel ein.
Der 9. November ist ein höchst ambivalenter Tag in der deutschen Geschichte, ein Tag, an dem „Dunkel“ und „Licht“ zusammenfallen. Während sich am 9. November 1989 mehr oder weniger zufällig die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR öffnete und damit die Wiedervereinigung einleitete, fand auch die schreckliche Reichspogromnacht am 9. November im Jahr 1938 statt, einem Datum, an dem sich die Nazis aus Anlass des gescheiterten Putsches 15 Jahre zuvor versammelten.
Die sich daran anschließende Erfahrung von Krieg und Massenmord hat sich über Jahrzehnte in das kollektive politische Bewusstsein eingebrannt und Entscheidungsprozesse geprägt. Mit dem Erstarken der politischen Ränder stehen heute zivilisatorische Errungenschaften allerdings wieder zur Disposition.
Der gemischte Chor „Chorlores“ e.V. hat vor diesem Hintergrund bereits zum Gedenken des 80jährigen Endes des Zweiten Weltkrieges im Mai ein Konzertprogramm erarbeitet, das aufgrund des regen Interesses nun aus gegebenem Anlass wiederholt wird.
Eingeladen hat der Chor den Jugendchor des Cusanus Gymnasiums, „Hardchor“, sowie die Gesangssolisten Katharina Becker (Sopran), Angela Lösch (Mezzosopran), Jan C. Kunold (Bariton), die Violinistin Solveigh Röttig, den Kirchenmusiker Thomas Layes und den Klarinettisten Jürgen Brill. Die Leitung hat Harald Bleimehl.
Im Mittelpunkt des Konzertes stehen zwei oratorische Werke zweier britischer Komponistinnen: Helen Ostafews „Requiem for Humanity“ und Cecilia McDowells „The Girl from Aleppo“.
Helen Ostafew kombiniert die liturgischen Texte der christlichen Totenmesse mit Texten aus der jüdischen, islamischen und buddhistischen Tradition, die die Gemeinsamkeiten der Religionen im Umgang mit den letzten Fragen deutlich machen.
„The Girl from Aleppo“ basiert auf den in dem Buch „Flucht in die Freiheit“ festgehaltenen Erinnerungen von Nujeen Mustafa, die mit einer Zerebralparese geboren im Rollstuhl vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen ist.
Außerdem werden die „Five Hebrew Love Songs“ des amerikanischen Komponisten Eric Whitacre und zwei Werke des syrischen Komponisten Kinan Azmeh zu hören sein. Eines davon ist Edward Said gewidmet, der 1999 zusammen mit Daniel Barenboim das West-Östliche-Divan-Orchester gegründet hat, das sich aus jungen Musikerinnen und Musikern aus Israel und arabischen Ländern zusammensetzt.
Im Anschluss an das Konzert hebt die Stolperstein AG der Gemeinschaftsschule Nohfelden in Türkismühle in Text- und Bildbeiträgen saarländische Einzelschicksale aus dem Kontext der Reichspogramnacht hervor.
Flankiert wird das Konzert durch eine Ausstellung des Adolf-Bender-Zentrums zur Fragestellung „Was geschah am 9. November 1938?“. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in vielen Städten und Gemeinden des Deutschen Reichs jüdische Geschäfte zerstört, Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Verlauf der Ereignisse an den unterschiedlichen saarländischen Orten.
Die Ausstellung im Gemeindehaus der evangelischen Stadtkirche in St. Wendel ist geöffnet:
Samstag, 8. November von 16 - 20 Uhr,
Sonntag, 9. November von 11 - 16:30 Uhr und 20 - 22 Uhr;
Montag, 10. November von 8 - 14 Uhr.
Das Projekt ist gefördert im Rahmen der „Partnerschaft für Demokratie“ des Landkreises St. Wendel aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Der Eintritt ist frei. Kostenlose Einlasskarten gibt es über Ticket-Regional.de.
Weitere Informationen unter chorlores.de.