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Oberkörper
Dr. Christian Tannhäuser
Am 05.09.25 fand im Funkwerkmuseum der Thematische Abend zum Thema „Die Dame von Kölleda“ statt. Mit Dr. Christian Tannhäuser, Leiter der Abteilung Praktische Denkmalpflege- Bodendenkmalpflege/ Archäologie Gebietsreferat Mitte, konnten wir einen Spezialisten auf seinem Fachgebiet als Referenten einladen.
Zwischen 2017 und 2021 konnte das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) im Zuge der geplanten Erweiterung des Gewerbegebietes Kölleda-Kiebitzhöhe eine etwa 20 ha große Fläche intensiv archäologisch untersuchen. Dabei ließen sich mehr als 3700 archäologische Befunde dokumentieren, die eine 4000 Jahre währende Besiedlungsgeschichte zwischen dem 4. Jahrtausend v. Chr. und dem 7. Jh. n. Chr. belegen. Als bedeutsam kann die Entdeckung von 17 Grablegen des 6./7. Jh. n. Chr. angesehen werden - das einstige Thüringer Königreich war zu dieser Zeit bereits Teil des Frankenreiches. Schon während der Ausgrabung fielen verschiedene Besonderheiten auf, die den kleinen Bestattungsplatz als außergewöhnlich kennzeichneten. So waren in sieben Gruben insgesamt 11 enthauptete Pferde eingebracht und als besonders wertvolle Tiere den Toten zur Seite gelegt worden.
Die Gräber der bestatteten Menschen waren aufwendig gebaut. Zum einen waren sie außergewöhnlich tief angelegt und zum anderen die Toten in sorgfältig gearbeiteten hölzernen Grabkammern mit zahlreichen Beigaben beerdigt. Neben kunsthandwerklich äußerst qualitätsvoll gefertigten Waffen und Schmuckgegenständen gehören zu den herausragenden Beigaben Luxusgüter wie Glasgefäße, die aus Werkstätten im Rhein-Main Gebiet stammen. Als Seltenheit sind zudem mehrere Bronzegefäße anzusehen, die vermutlich im östlichen Mittelmeerraum hergestellt wurden, sie kommen vor allem im fränkischen Siedlungsgebiet in besonders reich ausgestatteten Gräbern der adligen Elite vor.
Die wertvollen Grabbeigaben weckten offensichtlich Begehrlichkeiten, denn die meisten Grablegen wurden bereits nach wenigen Jahrzehnten beraubt. Dennoch belegen zurückgelassene Beigaben den ursprünglichen Reichtum der Ausstattungen. Auf dem kleinen Gräberfeld bei Kölleda wurden die Angehörigen der sozialen Oberschicht einer Dorfgemeinschaft bestattet.
Nur etwa 100 m südlich des Bestattungsplatzes wurde die dazugehörige Siedlung freigelegt. Etwa 70 Hausbefunde geben einen Einblick in die Lebenswelt vor 1300 Jahren. In Mitteldeutschland wurden bislang nur wenige Siedlungsplätze der Merowingerzeit ausgegraben. In Kölleda konnte die Siedlung dabei nicht nur in Gänze erfasst werden, mit dem nahegelegenen Gräberfeld konnte erstmals auch ein zu einem Dorf gehöriger Begräbnisplatz identifiziert werden.
Eine der untersuchten Beisetzungen hob sich deutlich von den übrigen dokumentierten Grabbefunden ab. Ihre eigentliche Grabkammer lag in mehr als 4 m Tiefe unter der heutigen Oberfläche. Unmittelbar darüber war eine zweite Kammer angelegt worden, an deren Rand große Feldsteine standen. Der Zweck dieser ungewöhnlichen Konstruktion ist bislang unklar - sie verhinderte jedoch eine Beraubung.
Die untersuchte Grablege gehörte zu einer etwa 25-30 Jahre alten Frau. Die Tote war mit verschiedenen Speisebeigaben und persönlichen Gegenständen bestattet worden. Insbesondere zahlreiche Schmuckgegenstände aus Gold und Silber sowie ein getriebenes Bronzebecken unterstreichen die herausragende soziale Stellung der Verstorbenen. Die Objekte von herausragender kunsthandwerklicher Qualität offenbaren dabei weitreichende kulturelle Beziehungen von Angehörigen dieser Oberschicht bis nach Mittelitalien und in den Mittelmeerraum.
Dr. Christian Tannhäuser führte die etwa 70 interessierten Besucher souverän durch den Abend.
Anhand seiner Bildpräsentation konnten sich alle Anwesenden vorstellen wie die Auffindesituation war. Viele Fragen musste Dr. Tannhäuser im Anschluss an seinen Vortrag beantworten. Gerade die Grabbeigaben der „Dame von Kölleda“ waren beim Publikum von besonderem Interesse. Gern hätte man noch umfangreichere Informationen von Herrn Dr. Tannhäuser bekommen, aber vieles muss noch untersucht und herausgefunden werden. Der Abschluss der Untersuchungen liegt noch in weiter Ferne. Man kann auf die weiteren Ergebnisse gespannt sein.