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Cölledaer Anzeiger
Ausgabe 11/2023
Nichtamtlicher Teil
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VOM UNZUFRIEDENEN NACHBARN

Er hat gleich nääm mir jewohnt, un stets jesacht, dasses nich lohnt,

die väle Arweet - spät un frieh - so offn Land - un mittn Vieh…!

Er war nich dumm, och nich zuu schlau, zwee Kinner hatte un ne Frau…!

Nich, dasse seine Frau nicht liebt, doch meente, dasses schenre gibt…!

De Jungs, er gäb se zwar nich her, doch sewolln och nich so wie er…!

Er jammerte von frieh bis spät, daß gar nüscht klappt un nüscht gut geht.

Er habe doch am gleichen Tach - ja fast zur gleichen Stunde -

die Saatkartoffeln einjebracht - wie Bauer Porzelmunde…!

Die gleiche Saat, vom gleichenMann, och s Land liecht sogleich nähman;

Doch wie e se dann ernte tat - jenau zur gleichen Stunde

Mit Hacke un mit Bänert - wie Bauer Porzelmunde…,

da riefe laut: Nu guckoch her, ich kenne lauthals greine,

das is doch Hexerei, mei Freind, das sin doch alles Kleine.

Warum hat nur der Porzelmunde - so scheene große - kuchelrunde -

Ich machte alles doch wie er - ich mag nich mehr…!

Ich hab derheeme och e Hund, vom gleichen Wurf, wie Porzelmund.

Der seine mutich, stark un scheen, ….hüt‘ Schafe mitn Schäfer…

Un meiner, mickrich anzusehn un ohmnedrein e Kläffer…!

Ne Kuh, die hawwich och da stehn…, s i senne scheene bunte,

sJeschwistertier von drimmne der, bein Bauer Porzelmunde…

Wenn ich de friehs jemollken ha, ha ich villeicht vier Litter

Un drimmne die, die gibt gut zehn, ich glob, ich ha e Zwitter…!

Mit unsen Schwein’n das gleiche Spiel, mit Hasen, Huhn un Katzen,

ich kannn mache, was ich wiill…, s sin stets die gleichen Faxen…!

Zwee Jahre später dreht´t sichs Blatt -

er ehrlich arch väl Glicke hat -

un wie ichs mir nun doch ma wachte -

un ihn nach sein’n Kartoffeln frachte,

da sachte tief bekümmert mir.

s wird werklich immer schlimmer hier …;

guck her…; nur große…; keene kleinen …;

was fittrich da nur dieses Jahr mein’n liehm Schwein’n…!

von Barbara Scherbaum, 1999