Nachdem Corona die Partnerschaft etwas hat einschlafen lassen, nutzten wir das Jahr 2023 zur Erneuerung. Nach mehreren Telefonaten im Frühjahr, nutzen wir den Sommer zu einem Besuch in Niederelbert. Mehrere Besuche standen auf dem Programm und Anfang August fand ein reger Austausch mit der Partnergemeinde statt, wo man sich hauptsächlich über aktuelle Themenschwerpunkte in beiden Gemeinden sowie Ideen und Erfahrungen austauschte. Denn genau das ist der Sinn einer Partnerschaft, von anderen zu lernen und sich gegenseitig zu bereichern. Es dauerte keine vier Wochen bis zum zweiten Besuch. Denn voller Freude erhielt ich unmittelbar die Einladung zum Almabtrieb, welcher nur alle vier Jahre (Aufgrund von Corona jedoch zuletzt 2016) stattfindet. Daher auf ging es am 29. September bis zum 01. Oktober nach Rheinlandpfalz.
„Jo mei, do legst di nieder": Man muss nicht nach Bayern zu fahren, um einen originalen Almabtrieb zu erleben. Niederelbert, unsere Partnergemeinde in der Nähe von Montabaur, hat es wieder möglich gemacht. Bei bayerischem Kaiserwetter zog es Abertausende in den Ort, um zünftig zu feiern und es krachen zu lassen. Die Menschen standen teilweise so dicht in mehrfachen Reihen, so wie man es von der Tour de France kennt. Es war ein richtiges Volksfest, denn die Stimmung und Atmosphäre, die an diesem Nachmittag in Niederelbert herrschte, war phänomenal.
Aus einer "Schnaps-Idee" der "Goldenen Sieben" wurde der Almabtrieb geboren und im Jahr 1990 entschieden, diesen erstmals durchzuführen. Danach folgten vier weitere Almabtriebe (1991, 1993, 1996 bis zum Jahr 2000) mit einem Erlös der Veranstaltungen bis dahin über 60.000 Euro zugunsten der "Unnauer Patenschaft" zur Unterstützung krebs- und schwerstkranker Kinder und Jugendlicher. Mit ihrem Vorsitzenden Manfred Franz und seinen Mitstreitern im Vorstand und Verein entstand daraus eine sehr enge Freundschaft.
Zum 800-jährigen Jubiläum der Ortsgemeinde im Jahr 2012 wurde dann dieses Event wieder aufgelegt und wurde zu einem Mega-Event mit über 3.000 Besuchern und mit einem Erlös über 17.000 Euro für die "Unnauer Patenschaft". An diesem Ereignis durfte ich gemeinsam mit den damaligen Vereinsvorständen aus Heuthen teilnehmen und ein feierliches Wochenende verbringen.
Danach folgte nochmal ein kleinerer Abtrieb im Jahr 2016, womit zusammen ein Betrag in Höhe von 93.000 Euro für krebskranke Kinder gesammelt werden konnte. Das Ziel in diesem Jahr war es, mit dem Spendenergebnis die 100.000 Euro-Grenze insgesamt zu überschreiten. Die Unnauer Patenschaft wird derzeit mit der "Kinderkrebshilfe Gieleroth" verschmolzen, deren Abordnungen waren in diesem Jahr in Niederelbert auch dabei.
Die Kühe nach Niederelbert zu bekommen, war dabei die größte Herausforderung. Hier griffen die „Elberter“ auf bewährte Viehhalter zurück, die die Tiere stellen, die dann zur Anhöhe "Hähnchen" gebracht werden (Das Hähnchen ist mit 516 m genauso hoch wie unser Warteberg.); ebenso die kleinen Ziegenherden. Dort wurden die Tiere bestens verpflegt, um anschließend von teils sehr prominenten Kuhführern ins Tal, vorbei am Dorfplatz begleitet zu werden. Auch für die wartenden wie mich, gab es die erste Verpflegung mit bayrischem Bier.
Gemeinsam mit der Bürgermeisterin Carmen Diedenhoven, sowie Jospeh Müller, dem letzten der goldenen Sieben fuhren wir in der Ehrenkutsche, ein alter von Kühen gezogenen Leiterwagen und eine historische Mähmaschine, die von einem Ochsen gezogen wurde, folgte. Hier liefen auch der Landrat des Westerwald-Kreises sowie der Verbandsvorsitzende der Verbandsgemeinde Montabaur mit. Musikalisch wurde der Almabtrieb vom vier Musikvereinen der Nachbarorte und einem Alphorn-Trio begleitet. Auf dem Dorfplatz warteten auf die Kleinen ein Ballon-Weitflug-Wettbewerb und Kinderschminken, für die Großen eine Tombola mit wertvollen Preisen. Für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt mit Haxen vom Grill und weiteren Spezialitäten. Alles in allem war es ein wunderschöner Tag und man kann unseren Freunden aus Niederelbert nur gratulieren! Es war Bombe!
Im Rahmen des Tages hatte ich auch die Gelegenheit mit den Vereinen ins Gespräch zu kommen und wir haben bereits für das kommende Jahr zwei Besuche mit Vereinen und Einwohnern geplant, um unsere Partnerschaft zu erneuern und gemeinsam zu lernen und zu feiern!
Allen Heuthenern soll ich von den Elbertern herzliche Grüße bestellen und man freut sich schon jetzt auf unseren Besuch!
Michael Gaßmann