Titel Logo
Frankenblick Bote
Ausgabe 12/2023
Nachrichten aus dem Rathaus
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Nachrichten aus dem Rathaus

in der letzten Ausgabe unseres Amtsblattes konnten Sie die Veröffentlichung der Haushaltssatzung der Gemeinde für das Jahr 2023 zur Kenntnis nehmen. Auch gab ich Ihnen einen kleinen Abriss der laufenden Projekte in der Gemeinde. Viele der kleinen und auch größeren Einzelvorhaben sind sogenannte Investitionsfördermaßnahmen, für welche Fördermittel beantragt und bereitgestellt worden sind. Im letzten Viertel des Jahres 2023 angekommen, überschlagen sich die Termine zur Fertigstellung und unbedingt erforderlichen Abrufung des Fremdkapitals. Ich bin unter Anspannung, ja nichts vergessen zu dürfen, alle Termine einzuhalten. Die Zahl der Projekte, auf die zur Fertigstellung hingearbeitet werden muss und die damit verbundenen noch zu beauftragenden und auszuführenden Leistungen und Lieferungen sind, zumindest gefühlt, recht groß.

Hinzu kommen viele dienstliche und private Termine. Sicherlich wird es Ihnen im privaten Bereich nicht anders gehen wie mir. Da flattern unzählige Briefe ins Haus mit Beitragsberechnungen, die zur Kenntnis und Bearbeitung gelangen müssen und deren Höhe es im Übrigen nicht eben leichtmachen, den Kopf frei zu bekommen und zu ordnen.

Im Auto sitzend und dabei etwas zur Ruhe und zum Nachdenken kommend, fiel mir kürzlich der Spruch ein: „Alles hat seine Zeit.“ Wenig Worte, die doch viel sagen und die tatsächlich meine Gedanken sortieren ließen. Die mich fragen ließen, wieso versuchst Du eigentlich Alles auf einmal zu erledigen? Alles hat seine Zeit - und du brauchst den Dingen doch nur die Zeit zu geben, die sie beanspruchen. Und jedes Ding beansprucht seine eigene Zeit und hat diese eigene Zeit verdient. Hat man diese Erkenntnis gewonnen und akzeptiert, gibt es keinen Zeitzugewinn, aber man kann den Zustand des Verwirrens verlassen. Die anstehenden Aufgaben müssen hintereinander und nicht nebeneinander sortiert werden. Manches dauert doch eigentlich gar nicht lange und ist schneller erledigt als gedacht, wenn man sich ihm nur mit ganzem Herzen und allen Gedanken hinwendet. Bei einigen Sachen wächst das Bewusstsein, dass es doch gar nicht so dringend ist, wie geglaubt.

Und bei so einem Projekt gedanklich angekommen, hat mich der Spruch „Alles hat seine Zeit“ zu seinem „verbrieften“ Ursprung gebracht. Das Zitat „Ein jegliches hat seine Zeit“ stammt aus der Bibel. Es will uns zum einen sagen, dass nichts von dem, was Menschen tun oder erleben, Bestand hat und uns Trost spenden, dass nicht nur das Glück vergänglich ist, sondern auch die Traurigkeit und die Trauer vorübergehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Sicherlich ist mir dieser Spruch, im Auto sitzend, nicht nur in die Gedanken gekommen, weil die Zeit für noch zu erledigende Dinge zu knapp bemessen schien. Wenn sich das Jahr zu Ende neigt, die Laubblätter ihre Äste verlassen, die Tage kürzer und scheinbar ungemütlicher werden, neigen wir dazu, melancholisch und nachdenklich zu werden. Mit dem Herbst bricht in unserem Land eine Zeit der Besinnung, Rückbesinnung und auch eine Zeit der Danksagung für uns Gegebenes, Erworbenes, Erlebtes an. Wir feiern Erntedank, eigentlich für viele lebenserhaltende, auf dem Feld, in der Natur geerntete Lebensmittel, symbolisch aber auch für in Geschäften erbeutete sowohl wahrlich erforderliche als auch eigentlich nicht benötigte Dinge.

Wir begehen in wenigen Tagen bzw. Wochen auch offizielle Gedenktage für Menschen, die die irdische Welt verlassen haben. Für jene Bekannte oder Unbekannte, Namentliche oder Namenlose, die gewaltsam aus dem Leben gerissen, Opfer von Terror und Gewaltverbrechen wurden. Aber auch für unsere geliebten Mitmenschen, die uns im stattlichen Alter verließen, genauso wie für diejenigen, die uns „vor der Zeit“ zurückließen. Sie saßen gerade noch neben uns … und nun sind sie weg. Unbegreiflich und doch so einfach: „Alles hat seine Zeit“. Es ist wichtig, dies zu akzeptieren und eben nicht nur in der Rückschau und zum Trost. Nicht nur die Trauerzeit hat einen Anfang und ein Ende. Vor allem hat das Leben seine Zeit. Unser eigenes und das gemeinsame Leben mit Menschen, die uns wichtig sind, uns glücklich machen. Unter uns sind Einige, für die der Schmerz darüber, dass die gemeinsame Zeit vorüber ist, ganz frisch und fast unerträglich. Ihnen gilt aktuell unser besonderes Mitgefühl. Doch auch diejenigen, die sich im größeren zeitlichen Abstand immer wieder in Wehmut an glücklichere Zeiten erinnern, haben Trost und Mitgefühl verdient. Sie können es nur von den Mitmenschen empfangen, die jetzt zusammen mit ihnen „ihre Zeit haben“.

Nicht nur die einzelnen Projekte, denen wir uns widmen, die einzelnen Schreiben, die uns ins Haus flattern, beanspruchen ihre Zeit und sollten Achtung erfahren, dadurch, dass man deren Zeit akzeptiert und sich damit als Haupteffekt Ordnung schafft.

Vor allem sollten wir die Zeit des Glückes an der Seite von Angehörigen, Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen, Vereinskameraden erkennen und sie gebührlich verbringen. Vieles im Leben ist nicht gerecht, vermeintlich auch nicht der Zeitpunkt des Endes unserer Lebenszeit. Doch ein jeder von uns hat das Recht und die Möglichkeit, Alles, was eine Zeit hat, zu ordnen - in der Reihenfolge und der Rangfolge!

Ich wünsche Ihnen allen einen friedlichen Herbst

und grüße aus dem Rathaus.

Ute Müller-Gothe, Bürgermeisterin