Titel Logo
Amtsblatt der Stadt Mühlhausen Thüringen
Ausgabe 12/2023
Nichtamtlicher Teil
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Spektakulärer Zuwachs für Stadtarchiv Mühlhausen

Luis Frank übergab die Chronik in der Alten Kanzlei des Mühlhäuser Rathauses an Stadtarchivar Dr. Helge Wittmann und Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns (von links).

Berliner Familie übergibt handschriftliche frühneuzeitliche Chronik

Zu den bedeutendsten Schätzen des Stadtarchivs Mühlhausen gehört der umfassende Bestand von rund 60 Chroniken - allen voran das „Chronicon Muhlhusinum“, die älteste erhaltene handschriftliche Mühlhäuser Chronik aus dem späten 16. Jahrhundert.

Was bisher nicht bekannt war: Es scheint ein Nachfolge-Werk zu geben. Wie es entstand und warum es vor langer Zeit - wovon auszugehen ist - aus dem Stadtarchiv verschwand, ist unklar. Umso größer waren Überraschung und Begeisterung darüber, als im Sommer dieses Jahres eine Nachricht aus Berlin das Team um Stadtarchivar Dr. Helge Wittmann erreichte:

„In unserem Familien-Besitz befindet sich eine alte Stadtchronik von Mühlhausen. Diese umfasst die Zeit der Reformation und dokumentiert handschriftlich zum Beispiel die Hinrichtung Thomas Müntzers. Da das Buch in professioneller Umgebung besser konserviert und wissenschaftlich genutzt werden kann, wenden wir uns an Sie.“

Absender war Luis Frank, der sich im Namen seiner einst in Mühlhausen lebenden Großmutter Annemarie Schulz an das Mühlhäuser Stadtarchiv gewandt hatte. Die heute 87-Jährige war als kleines Kind aus dem Vogtland nach Mühlhausen gekommen und hier aufgewachsen. Die Chronik hatte zunächst deren Bruder von anderen Mühlhäusern erhalten - wie es dazu kam, darüber liegen Frau Schulz keine Informationen vor. Seit dem Tod ihres Bruders verwahrt sie sorgsam das altehrwürdige, dicke Buch, von dem auch ihr Enkel Luis fasziniert ist, so lange er sich an den Anblick erinnern kann.

So war sich die Familie einig, dass es nach Mühlhausen zurückkehren und wissenschaftlichen Zwecken zugänglich gemacht werden sollte - ein Anliegen, dass bei Stadtarchivar Helge Wittmann sofort auf offene Ohren stieß. Nun war Luis Frank gemeinsam mit seiner Frau und kleinen Tochter in Mühlhausen zu Besuch, um die Chronik persönlich zu übergeben.

„Wir danken Ihnen von Herzen, dass Sie sich an uns gewandt haben. Bei den Kolleginnen und Kollegen unseres Stadtarchivs ist die Chronik in besten Händen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns.

„Wir sind überwältigt und dankbar, dass dieses spektakuläre Stück den Weg zu uns gefunden hat. Es wird für die Erforschung der Frühneuzeit einen deutlichen Mehrwert bieten“, so der Stadtarchivar, der nun zunächst mit seinem Team prüfen wird, ob Restaurierungsbedarf besteht. Auch die Digitalisierung wird - wie bei allen anderen Chroniken im Bestand - auf den Weg gebracht.

„Meine Oma wird es sehr freuen, das Buch hier nun bestens aufgehoben zu wissen“, sagte Luis Frank, der den Besuch in Mühlhausen nutzte, um die ehemalige Heimatstadt seiner Großmutter zu erkunden. Vor allem das Historische Rathaus und insbesondere das Reichsstädtische Archiv hinterließen bleibenden Eindruck - und die Erkenntnis, dass die Zeit viel zu kurz war. Deshalb möchte er so bald es geht wiederkommen und möglichst die ganze Familie hier zu einem Treffen zusammenbringen.