Die historische Rathaushalle war voll besetzt, als am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, Mühlhäuser Bürgerinnen und Bürger zusammenkamen, um der Millionen Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Unter diesen Opfern waren auch zehntausende Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen, die von der SS als „schlechtrassig“ bewertet, von ihren Eltern getrennt und in sogenannten Ausländerkinder-Pflegestätten isoliert wurden, wo viele von ihnen aufgrund von bewusster Vernachlässigung starben. In einem bewegenden Vortrag berichtete Prof. Dr. Isabel Heinemann (Universität Bayreuth) über dieses weitere grausame und weniger bekannte Kapitel der Herrschaft der Nationalsozialisten. Auch ihr Bericht über die Praxis der Zwangsabtreibungen verdeutlichte einmal mehr die abgrundtiefe Unmenschlichkeit des NS-Regimes.
Musikalische Beiträge von Gregor Czarkowski (Flügel) und Melissa Thiele (Violine) verliehen dem Abend eine berührende Tiefe. Schirmherr Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns und Pfarrer Markus Ebert begleiteten die Veranstaltung mit ihren Redebeiträgen. In seiner Ansprache betonte der Oberbürgermeister: „Es ist unsere Verantwortung, die Verbrechen der Nationalsozialisten im Gedächtnis zu behalten. Es ist an uns, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und uns klar und deutlich für Respekt, Toleranz und Menschlichkeit einzusetzen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passieren kann.“
Traditionell begehen Mühlhäuser Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam den alljährlichen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im historischen Rathaus. Es laden ein der Christlich-jüdische Arbeitskreis im Kirchenkreis Mühlhausen, der Mühlhäuser Geschichts- und Denkmalpflegeverein und der Rotary Club Mühlhausen. Der 27. Januar erinnert an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945.