"Fischzug kulinarisch" auch in historischer Perspektive

Es war eine Premiere - eine schön gedeckte Tafel im Hofe des Lutherhaues lud zum gemeinsamen Mittagessen. Aber nicht nur wegen des Mittagsmahls eines Sonntages selbst, sondern aus Anlass eines Lokalereignisses kam man am 27. April zusammen. Fast auf den Tag genau 500 Jahre zuvor fischten Neustädter widerrechtlich in den Teichen der umliegenden Orte und kamen anschließend zu einem gemeinsamen Essen zusammen. Dieses historische und durch Quellen gut dokumentierte Ereignis stellte sozusagen den Rahmen für die Veranstaltung der Stadt Neustadt an der Orla.

Eröffnet wurde der Tag mit einer Ausstellungserweiterung unter dem Titel „Auf Lanzen gespießt. 500 Jahre Bauernkriegsgeschehen an der Orla“ im Lutherhaus. Mit viel Liebe zum Detail und Sachkenntnis wurde das Ereignis illustriert, mit Originalquellen angereichert und visuell aufgearbeitet. Dem Museumsteam ist es gelungen, die Komplexität des Themas in eine heutige Sprache und Darstellung zu überführen. Christoph Müller, Mitarbeiter am Museum für Stadtgeschichte hob die Herausforderungen beim Machen der Ausstellung in seiner Eröffnungsrede hervor, bevor diese mit mehr als 50 Interessierten eröffnet werden konnte. Die Ausstellungserweiterung ist noch bis zum 13.10.2025 zusehen.

Den Fortgang fand die Veranstaltung im Hof des Lutherhauses. Weißes Geschirr, blankpolierte Gläser und liebevolle Details ließen einen gemütlichen Mittag erwarten. Als die Neustädter Gruppe Eulenspiegel ihren ersten Titel erklingen ließ, wusste man sogleich, dass Kurzweil, ein gutes Kulturprogramm und jede Menge Heiterkeit folgen würden. Die Herren des Alten Rates, begleitet von einer Marketenderin und einem Vertreter der Tuchmachergarde, stimmten in diesen Reigen sogleich mit ein. Historische Hintergründe und das Besondere aus Neustadts Bauernkriegsgeschichte wechselten sich mit Musik ab, bis dann der Fisch auf den Tisch kam. Frisch geräucherte Forelle, selbstgebackenes Brot und ein schmackhafter Fischtopf wurden serviert. Die Küche des Hotels „Stadt Neustadt“ verstand es, die Gäste mit diesen Gaumenfreuden zu verwöhnen. Dazu gab die Tischgesellschaft mit 70 Gästen einen wunderbaren Rahmen. Eines darf verraten werden: Unter den Gästen befanden sich, und dies ist wohl einzigartig, alle Einwohner von Sorga, dem ehemaligen Vorwerk vor der Stadt.

Das lebendige Erleben von Stadtgeschichte ist es, dass die Einzigartigkeit dieser Veranstaltung ausmacht, lobte Bürgermeister Ralf Weiße, der natürlich selbst unter den Gästen weilte. Und diese waren voll des Lobes über die Idee, die liebevolle Gestaltung aller Beteiligten bei dieser wohl einmaligen Veranstaltung im herrlichen Ambiente des Lutherhaushofes.