„Hochverehrte Festgemeinde, Menschen aus unserer guten Stadt Neustadt - Weiber, Männer und Kinder, hochedle Ratsmenschen und Herrschaftspersonen, liebe Brunnenmeister und Ratskumpane, fleißige Helfer aus dem Brunnenverein, Menschen aus dem ganzen Reich, aus dem Land der Franzosen und aus den spanischen Niederlanden, aus allen fernen Ländern und aus den nahen Dörfern und Städten unserer Heimat, alles Volk aus Dörfern und Städten, seien sie fern oder nah,
geliebte, geschätzte und teure Gäste,
in diesem Jahr feiern wir den Bornquas - den 38. der neuen Zeit - abermals nicht auf dem vertrauten Marktplatze, sondern hier in einer freien Ecke hinter dem Kloster. Wir hoffen sehr, dass uns der Marktplatz in seiner neuen Gestalt bald wieder empfangen kann und wir das auch wollen. Möge es noch ein kurze Weile dauern, wir sind bereit und freuen uns darauf und sind voller Neugierde. Möge das Werk gesegnet bleiben!
Beim Brunnenrundgang wurden die Brunnen der Stadt gehörig geputzt und bekränzt gefunden. Gleichwohl wurde mit großer Betrübnis das Fehlen eines Brunnens bedauert.
Nun seid Ihr wohl alle in froher Erwartung, zu lauschen, wer in diesem Jahre der neue Brunnenmeister für ein Jahr sein wird. Lange hat der „Alte Rat“ beraten und disputieret und diskutieret, wem wohl die Ehre gebühret. Wer stände mit seiner Person dafür ein, das große Ehrenamt würdig, mit Fleiß und Ausdauer und Weitsicht und gehörigem Geschick zu erfüllen. Es galt einen rechtschaffenen Neustädter Bürger zu finden - nicht zu alt, aber auch nicht mehr grün hinter den Ohren, dessen Wirken in unserer guten Stadt schon vielfältig und segensreich erkennbar - wenn auch manchmal erst auf den zweiten Blick.
In einer Zeit, da Neustadt der Hebammen verlustig gegangen war, kam seine Mutter mit ihm im Jahre des Herrn 1981 in der Residenz Schleiz nieder. Sein Geburtsjahr 1981 stand zunächst nicht unter einem guten Stern. Der US-Präsident Ronald Reagan wurde bei einem Attentat verletzt. Die tödliche Seuche AIDS wurde gesichert in den USA erstmals festgestellt. Der ägyptische Präsident Saddat wurde erschossen. Der kalte Krieg wurde wieder schärfer. Papst Johannes Paul II. wurde angeschossen. Aber es gab auch Gutes und Hoffnungsvolles: Helmut Schmidt kam zu seinen ersten Staatsbesuch zu Erich Honecker in die DDR (wir alle wissen, wie das dann später weitergegangen ist.) und unser zukünftiger Brunnenmeister wurde geboren.
Mit seinen beiden Brüdern wuchs er im heute zu Neustadt gehörenden Dorf Knau auf und lebte seit 1988 im ebenfalls zu Neustadt gehörenden Dreba. Er ist also gleich doppelt Neustädter Bürger! Namen von Eltern und Brüdern verrate ich Euch nicht, sonst wisst Ihr zu früh Bescheid.
Als die Grundschule Knau noch „Polytechnische Oberschule Alexander Matrossow“ hieß, besuchte er diese. Er wechselte 1992 an das Gymnasium und legte dort 2000 das Abitur ab. Was jetzt? Zunächst probierte er es mit der Bundeswehr in Erfurt. Ganz scheint es ihm dort nicht gefallen zu haben, denn nach 10 Monaten verließ er den Bund. Danach studierte er zwei Semester in Jena auf Lehramt Sport und Wirtschaft, aber das war wohl auch nix. Maßgeschneidert (es ist immer gut, wenn man jemanden kennt) begann er sein duales Studium in der Berufsakademie Eisenach und einer Firma aus dem Oberland mit dem Abschluß Diplomingenieur für Produktionstechnik im Jahr 2005.
2011 heiratete er seine Frau Annet und bald wurden die Töchter Mia und Maja geboren. Seit 2013 wohnt er mit seiner Familie im Eschenweg in Neustadt - nun also das dritte Mal Neustädter. Wenn er Zeit für Hobbys hat, so liebt er Radfahren und Sauna - nur nicht gleichzeitig. Und Hobby sagt er auch zu seinen Reisen mit dem Traumschiff „Aida“. An Musik hört er alles, was „Pop“ genannt wird, etwas Spezielles bevorzugt er nicht.
Gar vielfältig ist sein gutes Wirken für die Bürger unserer Stadt, vielfältig wird sein Name genennet: In der Reihenfolge, in der ich es notiert - nicht nach Rang, Zeit und Wichtigkeit: Tennisklub TC 94, Schützengesellschaft, Karnevalsgesellschaft, stellvertretender Vorsitzender von „Blau-Weiß Neustadt“, Stadtrat und Vorsitzender des Bauausschusses, CDU-Kreisvorstand. Bald wird er auch Mitglied in unserem ehrbaren Brunnenverein sein. Überall kann er seine kommunikativen Möglichkeiten wirken lassen, seine Fähigkeiten zum Organisieren von Kontakten ausleben und viel in Bewegung bringen und halten, beispielsweise bei der penetranten Beantragung von Fördermitteln.
Seine Beziehung zum Wasser ist keine herausragende familiäre oder berufliche, auch wenn er natürlich in den Plothener Teichen das Schwimmen lernte. Wir haben uns gedacht, warum nicht diesen würdigen Neustädter Bürger, der Wasser bisher nur zum Trinken und Waschen kannte, zum Brunnenmeister machen, damit er auch beim Reinhalten von Wasser und Brunnen seine Fähigkeiten weiter entfalten kann?
Gefragt nach besonderen Ereignissen in seinen Leben - außerhalb von Familie, Arbeit und Umtriebigkeit in der Stadt - ist ihm nichts eingefallen. Na, ja, klar da hat mal eine Mülltonne gebrannt und er wurde von einer tollwütigen Katze gebissen, aber das ist lange her und hat derzeit keine bleibenden Schäden hinterlassen. Und weil ich gerade auch von Arbeit sprach, er hat auch eine richtige, womit er sein Geld verdient: Seit 2006 ist er Geschäftsführer der wohlbekannten „Oberland Metallbau & Bauschlosserei GmbH“ in Weira.
Meine Damen und Herren, liebe Festgäste, begrüßt mit mir den Brunnenmeister des 38. Bornquas, Alexander Franz.“