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Neustädter Kreisbote
Ausgabe 14/2025
Nachrichten aus dem Rathaus
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Neustädter Altar Teil der Neuerscheinung „Cranach und die Fürsten“

Prof. Dr. Manuel Teget-Welz bei der Buchpräsentation in Kronach

Im Mai 2025 jährte sich der 500. Todestag von Cranachs Landesherrn, Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen, einem der bedeutendsten Mäzene für Kunst und Humanismus der deutschen Renaissance, in dessen Dienst Lucas Cranach d. Ä. seit 1505 stand. Aus diesem Anlass setzt die Städtekooperation „Wege zu Cranach“ die Buchreihe „Cranach und…“ mit einem thematisch passenden Band „Cranach und die Fürsten“ fort. Das Reformationsjubiläumsjahr 2017 gab für die Städtekooperation den Anlass, die Publikationsreihe „Cranach und …“ aus der Taufe zu heben. Im ersten Band „Cranach und Luther“ wurde das Verhältnis von Lucas Cranach d. Ä. und d. J. zu Martin Luther und zur Reformation in prägnanten, leicht verständlichen Texten zu 13 Kunstwerken ausgelotet.

Nun bietet der neue Band „Cranach und die Fürsten“ kontextbezogene Einblicke in den Dienst der Wittenberger Bildermanufaktur für die Reichsfürsten, sei es bei autonomen Bildnissen oder weiteren Imageprojekten wie Altarstiftungen. Vorgestellt werden neben den Ernestinern auch weitere bedeutende Reichsfürsten, für die die Cranachs arbeiteten, so Albertiner, Askanier oder Hohenzollern. Auch Neustadt an der Orla ist, wie alle Städte der Kooperation, mit einem Text vertreten. Unter der Überschrift „Ehre der Altäre“ beleuchtet Ronny Schwalbe die kurfürstlichen Darstellungen auf dem Altarretabel der Stadtkirche St. Johannis, sowohl auf dem Tafelgemälde der Hinrichtungsszene wie auch bei den Schreinwächterfiguren.

Die Texte des gesamten Bandes möchten insbesondere zum Objektstudium vor Ort in den Cranach-Städten einladen. Bei der Buchpräsentation Ende Juni in Kronach gab Mitherausgeber Prof. Dr. Manuel Teget-Welz folgendes Interview:

Warum erscheint „Cranach und die Fürsten“ gerade jetzt?

Vor 500 Jahren starb Cranachs erster Dienstherr, Friedrich der Weise. Für ihn arbeitete Cranach ab etwa 1505 als kursächsischer Hofmaler. Dieses runde Jubiläum nimmt Wege zu Cranach zum Anlass, die Reihe Cranach und …, die 2017 mit Cranach und Luther begann, fortzusetzen.

Was erwartet die Leserinnen und Leser in „Cranach und die Fürsten“?

Die Leserinnen und Leser erwartet eine spannende Reise zu den Kooperationsorten der Wege zu Cranach. An jedem dieser Orte befindet sich mindestens ein bedeutendes Werk, das mit Cranach und Friedrich dem Weisen in Verbindung steht - aber auch mit weiteren Dienstherren oder anderen Vertretern der Reichselite, für die Cranach gearbeitet hat. Diese Personen und ihre Rolle werden in Cranach und die Fürsten gezielt in den Mittelpunkt gestellt.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse im Hinblick auf den Kurfürsten und seinen Maler?

Deutlich wird, wie facettenreich und vielseitig Cranach für Friedrich den Weisen gearbeitet hat - und wie enorm viel er für ihn geschaffen hat. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass Cranach darüber hinaus ein gefragter Künstler für weitere Mitglieder der Reichselite war, etwa für Kardinal Albrecht von Brandenburg.

In welchem Kontext und auf welche Weise hat der Maler seinen Kurfürsten dargestellt?

Cranach hat eine kontinuierliche PR-Kampagne für seinen Kurfürsten betrieben. Er überwachte die öffentliche Darstellung Friedrichs des Weisen gattungsübergreifend: vor allem die Tafelbilder, welche er vorrangig selbst anfertigte, aber auch die Druckgrafiken und die Gestaltung von Münzen. Dabei wurde das Bild des Kurfürsten immer wieder aktualisiert - etwa durch Anpassungen in Kleidung und Haltung oder auch in der Physiognomie.

Wie nutzte Cranach seine Kunst in der PR-Kampagne für Friedrich den Weisen und dessen Nachfolger?

Beeindruckend ist die Quantität, zum Beispiel an Diptychen mit den Porträts der Kurfürsten Friedrich des Weisen und Johann des Beständigen die Cranach produziert hat. Solche Werke wurden zu Propagandazwecken weit verbreitet. Man weiß zum Beispiel von einem Triptychon mit Friedrich dem Weisen, Johann dem Beständigen und Johann Friedrich im Nürnberger Rathaus. Das zeigt, wie konsequent und im großen Stil Cranach an einer langfristigen Imagekampagne für Friedrich den Weisen gearbeitet hat - ähnlich übrigens wie für Martin Luther, den er ebenfalls über Jahre hinweg gattungsübergreifend immer wieder neu ins Bild gesetzt hat.

Wie war das Verhältnis zwischen Friedrich dem Weisen und seinem Hofmaler?

Das wüsste man natürlich gern im Detail - aber es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass Friedrich der Weise seinen Hofmaler Cranach sehr geschätzt hat. Vor allem als zuverlässigen Produzenten von Werken, die er auch als diplomatische Geschenke einsetzte, und eben als Gestalter seiner Imagekampagne. Cranach übernahm eine Vielzahl an Aufgaben im Dienst des Kurfürsten - bis hin zur Mitwirkung an der Fertigung der Gräber in der Wittenberger Schlosskirche. Die Verlässlichkeit Cranachs dürfte einer der Gründe gewesen sein, warum er so großes Vertrauen genoss. Und das nicht nur bei Friedrich dem Weisen: Auch die beiden nachfolgenden Generationen der Wittenberger Kurfürsten wollten Cranach unbedingt am Hof halten und setzten die enge Zusammenarbeit mit ihm fort.

Welche stilistischen Entwicklungen lassen sich bei Cranach im Dienste der Fürsten beobachten?

In den ersten Jahren in Wittenberg - bis etwa 1510 - lässt sich ein klar erkennbarer individueller Künstlerstil beobachten, der ganz wesentlich von Cranach selbst geprägt und gepflegt wurde. In den Jahren danach entwickelt sich dann ein typischer Werkstattstil, den er systematisch ausbildet. Bemerkenswert ist, dass es ihm gelingt, trotz eines großen Mitarbeiterstabs ein durchgängig hohes künstlerisches Niveau zu halten - ohne erkennbare Qualitätsschwankungen. Seine Werke bleiben stets wiedererkennbar. Und genau das machte Cranach so attraktiv: Wenn man bei ihm ein Werk in Auftrag gab, wusste man genau, was man bekommt.

Wie blicken Sie auf die Zusammenarbeit im Redaktionsteam - und gibt es schon Pläne für eine Fortsetzung?

Es hat mir große Freude bereitet, gemeinsam mit dem tollen Team von Wege zu Cranach an diesem Buch zu arbeiten. Ich bin überzeugt, dass es das Interesse an Cranach weiter fördert - auch bei Menschen, die bisher noch keinen vertieften Zugang zu seinem Werk hatten. Genau das ist das Ziel: Neugier zu wecken und eine intensivere Auseinandersetzung zu ermöglichen.

Ich würde mir sehr wünschen, dass wir als Team weitermachen und die Reihe Cranach und … in absehbarer Zeit fortsetzen können. Es gibt noch viele spannende Querschnittsthemen, die die beteiligten Kooperationsorte von Wege zu Cranach miteinander verbindet - und die zu einer gemeinsamen Rundreise durch die Partnerstädte rund um Cranach einladen.

Der Band „Cranach und die Fürsten“ wurde im Auftrag der Städtekooperation „Wege zu Cranach“ von Manuel Teget-Welz, Elke Anna Werner, Stefanie Knöll und Thomas Schauerte herausgegeben. Mit zahlreichen Abbildungen versehen ist der 80seitige Band für 6,95 € in der Neustädter TouristInformation im Lutherhaus wie auch im Buchhandel erhältlich.

Ronny Schwalbe

FD Kultur