Foto: Sophie Wanninger
Knall! Puff! Peng! Töchter, bindet eure Muttis fest und stellt den Pfeffi kalt: Das Rumpel Pumpel Theater rollt mit seinem umgebauten LKW, der zur Bühne wird, nach Neustadt und präsentiert das mobile Kooperationsprojekt der Stadt Neustadt an der Orla und des Kunstfest Weimar. Für alle zwischen sechs und 103 bringt die Schauspieltruppe des Rumpel Pumpel Theaters perlende Unterhaltung mit der Neuproduktion das „Hotel im Karussell“.
Hotels und Gasthöfe spielten in der wechselhaften sächsisch-thüringischen Geschichte immer eine große Rolle: Auerbachs Keller, der Schwarzburger Weiße Hirsch oder das Hotel Elephant - tausend prominente Namen geistern durch die Geschichte dieser Regionen und alle diese Namen haben Hotels besucht, dort Pläne geschmiedet, Briefe geschrieben, zwischenmenschliche Begegnungen beim morgendlichen Frühstück gehabt. Denn um das Ziel zu erreichen, muss man rasten.
Gleichzeitig beschreiben Hotels und Gasthäuser den ökonomischen und sozialen Zustand ländlich geprägter Regionen. Denn da wo alle hin wollen, da gibt es viele Hotels, da wo es scheinbar nichts zu sehen gibt, sterben sie aus. Hotels und Gasthöfe sind mit ihren fleischlastigen Frühstücksbuffets wie plastikverschweißten Probierpäckchen häufig aus der Zeit gefallene Orte, gleichzeitig stiften sie Zusammenhalt: Denn ob Jugendweihe, Omas 70. Geburtstag oder ein Leichenschmaus zu Ehren der kürzlich verstorbenen letzten Dorfpolizistin, unausgesprochen werden Herbergen und Gasthäuser seit Generationen zu klassenübergreifenden Begegnungsstätten. Sie sind Zeitkapseln, die uns sowohl über die Vergangenheit, als auch über den gesellschaftlichen Wandel zu berichten wissen. Oder, wie es Goethe seinerzeit zum jungen Schiller im Verwinkelten Zipfel zu Weimar gesagt haben soll: “Wer hat in diesem Bettchen welchen Brummer schon gebügelt, wer hat von diesem Tellerchen den Tafelspitz genascht, in dieses Schüsselchen Geschäftchen schon geschissen?”
Durch die wie ein Karussell ewig rotierende Drehtür des Theaters sollen skurrile und kauzige Figuren ins Foyer gespült werden, die an der Rezeption, im Besenschrank oder in der Sauna aufeinandertreffen - denn das Rumpel Pumpel Theater fühlt sich dem modernen Volkstheater verpflichtet und legt größten Wert auf progressive, niederschwellige und rasante Unterhaltung. Nicht nur der Ostthüringer Zeitung gefiel schon die letzte Produktion des Kollektivs als sie schrieb: „Das also ist, mit reichlich Musik und Songs gespickt, das mobile Rumpel Pumpel Theater, das seinem Namen alle Ehre macht. Sie stellen ihr Stück mit voller Absicht unsauber und rumpelig in den Stadtraum und rotzen es uns mit Lust und Laune vor die Füße, dass es eine helle Freude ist. (...) Lauter schöne Schnapsideen. Wildes Stadttheater ohne soziale Türschwelle.“
Das Rumpel Pumpel Theater macht am Montag, den 26. August um 19.30 Uhr halt vor dem Lutherhaus auf der Rodaer Straße. Der Eintritt ist frei.