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Neustädter Kreisbote
Ausgabe 18/2025
Aus dem Stadtgeschehen
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Rege Unterhaltung folgt auf Lesung mit Nora Bossong

Die Berliner Autorin stellte ihren Roman „Reichskanzlerplatz“ in der Stadtbibliothek vor

Von einer anderen Seite wollte sich Nora Bossong der Person Magda Goebbels widmen, erzählt sie auf die Frage aus dem Neustädter Publikum, warum in ihrem Roman „Reichskanzlerplatz“ die erste Frau in Nazideutschland lang im Zentrum der Handlung steht. Das abgrundtief Böse, zu dem die Frau des Propagandaministers gern personifiziert wird, erschien ihr zu kurz gegriffen, so die Berliner Autorin, die am 20. August in der Stadtbibliothek Neustadt zu Gast gewesen ist. Dort stellte sie ihren 2024 für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman vor. Bereits zum zweiten Mal nach 2019 war ihr diese Ehre zuteilgeworden - nur eine Auszeichnung unter vielen.

Ihre Geschichte erzählt Nora Bossong aus der Perspektive des Geliebten von Magda Goebbels, wodurch es ihr gelingt, deren Leben schon zu schildern, als die Protagonistin noch Magda Quandt geheißen hat und mit einem Großindustriellen verheiratet gewesen war. Mit dem Erstarken der Nazis wandelt sich auch das Verhältnis der Hauptfiguren, wobei klar wird, dass beide auf ihre eigene Weise Schuld auf sich laden. Die eine als Fanatikerin, die zum Ende des Dritten Reiches ihre Kinder tötet (oder töten lässt), der andere als Opportunist im diplomatischen Dienst.

Eine Stunde folgte das Publikum den Ausführungen von Nora Bossong, die mit ihrer angenehmen Vorlesestimme und ihrer unaufgeregten Person die Sympathien der Besucher schnell gewonnen hatte. Es entwickelte sich im Anschluss eine rege Diskussion, die den gelungenen Abend wunderbar komplettierte.

Die Lesung ist Teil der Lesereihe „Begreifen, was geschieht“ und wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie im Saale-Orla-Kreis.