Was der Neustädter Kreisbote vor 100 Jahren berichtete

Januar 1925

Da in den Historischen Sammlungen der Stadt Neustadt an der Orla die Ausgaben des Neustädter Kreisbote des Jahrgangs 1924 nicht vorliegen und auch sonst in keinem anderen Archiv hinterlegt sind, pausierte die Reihe „Der Neustädter Kreisbote vor 100 Jahren“ im Jahr 2024. Mit der vorliegenden Ausgabe wird der monatliche Blick in die Berichterstattung vor einem Centennium fortgesetzt. Aus diesem Anlass zitiert das aktuelle Titelblatt eine Zeichnung, die im Kreisboten vom 2. Januar 1925 abgedruckt wurde. Es handelt sich um die Jubiläumsausgabe zum 125-jährigen Bestehen der Wagnerschen Buchdruckerei. Das abgedruckte Bild ist wie folgt untertitelt:

Mit allen denen die sich hier zur feierlichen Oration zusammengefunden haben, rufe auch ich begeistert aus: „Die J.K.G. Wagnersche Buchdruckerei, sie lebe hoch, hoch und nochmal hooooch!“

Zur 125jährigen Jubelfeier der J.K.G. Wagnerschen Buchdruckerei - Der Fackelzug / Eine mysteriöse Neujahrsgeschichte

„[…] am Vorabend traten die Buchstaben in großen Scharen an und zogen in einem imposanten Fackelzug am Hause der Wagnerschen Buchdruckerei vorüber. Zahlreiche Neugierige eilten von allen Seiten herbei. Es stand mit weit aufgerissenem Maul der Reklamemann aus seiner Werbetrommel, ihm zur Seite gesellte sich die Druckerschwärze, um mit lautem Gejohle ihr Dasein zu bekunden. Begeistert schwangen die Lehrjungen ihre Walzen im Taktschritt des marschierenden Festzuges. Aber einer, der war, seinem Wesen entsprechend, ganz frech! Der sprang flugs auf die Laterne, löschte das Licht aus und drehte von seiner sicheren Höhe aus den Buchstaben eine lange Nase - und das war der Druckfehlerteufel! Als die Flammen der Fackeln gegen den dunklen Nachthimmel lohten und das Haus der Firma grell beleuchteten, schaute erstaunt der Besitzer zum Fenster heraus. Da brandete tosender Jubel empor und auch die heraneilenden Zeitungsjungen mit dem ‚Kreisboten‘ und ‚Der Philatelie‘, sowie die Akzidenzdruckerei brüllten ihr hoch-hurra in den Lärm, und der ‚Stift‘ mit den Drucksachen hob den Stecken und ließ seine losen Blätter triumphierend über den Häuptern der Zuschauer flattern. Vom nahen Kirchturm dröhnte mit tiefem Glockenschlag die erste Morgenstunde in den Nachtspuk hinaus - da erloschen die Fackeln und das Geschrei verstummte - die Geisterzeit war vorüber und nur durch die Antenne klapperten Töne und formten die aus nah und fern gesandten Glückwünsche zu herzlichen Worten einer neuen blühenden hundertjährigen Epoche der J.K.G. Wagnerschen Buchdruckerei.“

14. Januar

Buffalo Bill im Gasthaus Böttcher

„Im Lichtspieltheater im Gasthaus Böttcher wird heute Mittwoch abend [sic], der dritte Teil des Episodenfilms ‚Aus den Tagen Buffalo Bills‘ gezeigt. Er führt den Untertitel ‚Heimatlos‘. Wie die vorhergehenden Teile wird auch dieser mit seinem fesselnden Inhalt die Gäste wieder ganz in seinen Bann ziehen. Diesmal werden auch die Freunde des Humors wieder auf ihre Rechnung kommen, da auf dem Spielplan die Groteske ‚Fir und Far‘ mit ihrer derben Komik steht. Die Vorstellung findet nur diesen einen Tag statt, eine Wiederholung ist ausgeschlossen.“

21. Januar

Gefährliches Aufeinandertreffen

„Die Ortsgruppe Neustadt (Orla) des Vereins weidgerechter Jäger Triptis und Umgegend, die zur Bekämpfung des Wilderer-Unwesens Kontrollgänge durch ihre Mitglieder eingerichtet hat, stellten gestern drei Wilderer aus Neustadt (Orla), die mit Frettchen ausgerüstet waren. Die Wilderer hatten bereits Beute gemacht, und nahmen auf Anruf drohende Haltung ein. Die Kontrolleure, leider unbewaffnet, mußten von der sofortigen Festnahme Abstand nehmen, um sich nicht eigener Lebensgefahr auszusetzen. Da die Wilderer bewaffnet waren, konnte sofortige Anzeige erfolgen.“

23. Januar

Vortragsreihe zum Bauernkrieg

„Am kommenden Montag, den 26. Januar, abends 8 Uhr wird im Saale der Bürgerschule Herr Kirchenrath R. Herrmann eine Reihe von 4-5 Vorträgen über ‚Den Deutschen Bauernkrieg von 1525‘ beginnen. Die einzelnen Vorträge werden behandeln: 1. Der Neustädter Bauernkrieg, 2. Vorgeschichte und allgemeiner Verlauf, 3. Luther und der Bauernkrieg, 4. Die Triebkräfte. […]“