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Neustädter Kreisbote
Ausgabe 7/2024
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Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not

Maria Pawlowna (1786–1859), Großfürstin von Russland und seit 1828 Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, war die Stifterin und Schirmherrin der Neustädter Sparkasse.

Im Gründungsjahr der Sparkasse befand sich im so genannten Kursächsischen Palais auf dem Markt (links im Bild) noch die Neustädter Apotheke. Nach dem Erwerb der Immobilie 1857 verlegte die Neustädter Sparkasse 1865 ihre Geschäftsräume in dieses Gebäude.

Das Sparkassengebäude 1938

Zum 55. Historischen Vortragsabend spricht Prof. Dr. Werner Greiling über die 1823 gegründete Neustädter Sparkasse

„Unter den Mitteln, welche die neuere und neueste Zeit angeregt hat, den gesunkenen Wohlstand zu heben, und durch weise Beschränkung der erkünstelten Bedürfnisse und sorgsamen Blick in die Zukunft künftiger Verarmung vorzubeugen, hat sich keines mehr bewährt, als die Errichtung einer Sparkasse.“

Mit dieser Ankündigung wurden im Januar 1823 die Gründung einer Sparkasse in Neustadt an der Orla und die damit verbundenen Ziele öffentlich gemacht. Neustadt war nach Weimar und Eisenach der dritte Standort einer solchen Institution in Thüringen überhaupt, noch vor Erfurt und Jena. Mit Hilfe einer Sparkasse wollte man in den schweren Jahren nach der napoleonischen Ära der Armut und sozialen Not in großen Teilen der Bevölkerung entgegen treten. Die Anregung dazu kam von höchster Stelle, von der Erbgroßherzogin Maria Pawlowna, der Schwiegertochter von Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Die Sparkassen-Idee lag vor mehr als 200 Jahren gewissermaßen in der Luft und trat einen deutschlandweiten Siegeszug an. Mit der Sparkasse, auch „Ersparungskasse“ genannt, sollten „unbemittelte Personen ihre kleinen Ersparungen zinstragend niederlegen, und sich so für die Zeit der Noth ein Kapital sammeln und zugleich zu einer heilsamen Sparsamkeit gewöhnen“. Hilfe zur Selbsthilfe sollte also gewährt werden, was in Deutschland millionenfach auch gelang. Für die Sparkasseninstitute war dies zudem mit großen wirtschaftlichen Gewinnen verbunden. Neustadt ist dabei nicht nur wegen des sehr frühen Gründungsdatums 1823 interessant. Bemerkenswert ist auch, dass die Neustädter Sparkasse nicht nur für die Stadt, sondern für einen ganzen Amtsbezirk zuständig war, nämlich für alle umliegenden Dörfer sowie für die Städte Auma und Triptis. Damit ist sie auch ein frühes Beispiel für eine deutsche Kreissparkasse.

Der Historische Vortrag konzentriert sich auf das erste Jahrhundert nach der Gründung. Gezeigt werden die Entwicklung der Kunden, der Spareinlagen und Zinsen sowie die wirtschaftliche und gemeinnützige Tätigkeit der Neustädter Sparkasse. Vor allem in der Zeit um 1900 waren viele städtische Bauvorhaben sowie die Arbeit von sozialen Trägern, Schulen, Vereinen und der Feuerwehr ohne die Unterstützung der Sparkasse kaum denkbar gewesen. Und völlig zu Recht wird Neustadt als Keimzelle der heutigen Kreissparkasse Saale-Orla betrachtet, denn alle Geldinstitute im heutigen Saale-Orla-Kreis wurden erst deutlich später gegründet.

Zum Vortragsabend am 26. April 2024 laden der „Förderverein für Stadtgeschichte e.V.“ und die Stadtverwaltung gemeinsam ein. Referent ist der Vorsitzende des Fördervereins Prof. Dr. Werner Greiling. Beginn ist um 19.30 Uhr im Rathaussaal, Markt 1. Der Eintritt ist frei.