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Neustädter Kreisbote
Ausgabe 7/2025
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Neues Buch zum Bismarckturm

Bismarckturm bei Neustadt an der Orla mit Thüringenfahne

Dieser Entwurf für einen Aussichtsturm auf dem Kesselberg von 1898 unterschied sich noch deutlich von der späteren Bauausführung. Abbildung: Stadt Neustadt (Orla), Historische Sammlungen

Feierliche Weihe des Bismarckturms am 1. April 1915;

Werner Greiling, Der Bismarckturm bei Neustadt an der Orla, Leipziger Universitätsverlag 2025, ISBN: 978-3-96023-619-1; 15,00 €.

Vor 110 Jahren wurde auf dem Kesselberg der Neustädter Bismarckturm eröffnet

Am 1. April 1915 wurde auf dem Kesselberg bei Neustadt an der Orla jener Turm eingeweiht, der bis heute den Namen Otto von Bismarcks (1815-1898) trägt. Bismarck wäre 1915 einhundert Jahre alt geworden. Die Würdigung wurde Teil eines gigantischen Kultes, der sich am Ende des 19. Jahrhunderts um die Person und das politische Werk des ersten deutschen Reichskanzlers entfaltet hatte. Zur Erinnerung an Bismarck - so die damalige Absicht - sollten in allen Gegenden Türme und Gedenksteine errichtet werden, um von der Größe und Stärke des 1871 geeinten Deutschlands zu künden. Dass es sich bei Bismarck um eine durchaus widersprüchliche Figur handelt, störte die Mehrzahl der Zeitgenossen nicht. Der Altkanzler schien ohnehin längst ins Mythische entrückt.

Da das Standardwerk zum Neustädter Turm (2003) seit Langem vergriffen ist, gab es den Wunsch nach einer Neuauflage. Nun wird - pünktlich zum Jubiläum - eine komplett überarbeitete und deutlich erweiterte Version vorgelegt. Das Buch mit fast 70 meist farbigen Abbildungen, Graphiken und Tabellen betrachtet die Aktivitäten der Neustädter Bürger, die architektonischen Planungen, die beeindruckend zügige, nämlich nur zehnmonatige Bauausführung und das Schicksal des Bismarckturms in fünf politischen Systemen. Dabei erweist sich das Bauwerk als ein markantes Beispiel für die Erinnerungs- und Denkmalkultur in Deutschland überhaupt, weshalb auch die typischen Elemente des Neustädter Projekts beleuchtet und in übergreifende Erörterungen zur Bismarckdenkmalbewegung in Deutschland eingebettet werden.

Die Bemühungen zur Errichtung eines Aussichtsturms reichen bis in die 1880er Jahre zurück, erhielten nach Gründung der „Turmbaugesellschaft Kesselberg“ seit 1898 aber neuen Schwung. Zu den Besonderheiten des Turms bei Neustadt gehören die vom allgemein empfohlenen Typus „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis deutlich abweichende Gestaltung sowie der späte Zeitpunkt der Fertigstellung und Weihe.

Nach 1915 wurde der Turm zu einem Wahrzeichen der Stadt und ist bis heute ein Zeugnis für den Bürgersinn und die Heimatverbundenheit der Neustädter. Seit dem 3. Oktober 1991 trägt der Turm, der zwischenzeitlich nach seinem Erbauer Adolf Elle (1857-1916) genannt worden war, wieder den alten Namen. Er befindet sich in der Obhut des Bismarckturm-Vereins Molbitz e.V. / Neustadt (Orla), der auch die Öffnungszeiten absichert.

Das Buch im Umfang von 167 Seiten ist in der Tourist-Information im Lutherhaus, am Bismarckturm und im Buchhandel erhältlich.

Prof. Dr. Werner Greiling