„Der Sommer ist gekommen,
Kuckuck singe laut!“
Mit diesem Kanon aus dem 13. Jahrhundert (!!!) eröffnete die Jugendmusiziergruppe „Michael Praetorius“ aus Leipzig ihr Konzert in der St. Johanneskirche zu Niederdorla.
Die jungen Musiker hatten sich zunächst hinter der Kanzel versteckt und entfachten mit ihren Vogelpfeifen ein munteres Gezwitscher. Dann verließen sie ihr Versteck und zogen singend in den Altarraum.
Nun folgte geistliche Musik aus dem 14. Jahrhundert, die auf historischen Instrumenten vorgetragen wurde. Einige dieser Instrumente kannten die Zuhörer nur vom Hörensagen, z.B. das Psalter.
Dann stand eine Komposition des gebürtigen Niederdorlaer Komponisten Matthias Weckmann auf dem Programm, dessen 350. Todestag sich jährte und der mit diesem Konzert besonders geehrt werden sollte. Es erklang eine instrumentale Bearbeitung seiner Motette „Weine nicht“ nach einem Trostwort aus der „Offenbarung des Johannes“.
In einem Gespräch mit den jungen Musikern erfuhren wir, dass die Weckmann-Motette das schwierigste Stück gewesen sei, an dem sie hart proben mussten.
Ein berühmter Zeitgenosse Weckmanns war der französische Komponist Jean Baptiste Lully. Er war der Hofkompositeur des französischen Königs Ludwigs IV. und wirkte am Hofe zu Versaille. Die Jugendmusiziergruppe bot mehre tänzerische Sätze aus Lullys Ballettmusiken und Opern.
Zum Abschluss erklangen instrumentale Bearbeitungen dänischer und schwedischer Volkslieder.
Da die Jugendmusiziergruppe auch Konzerte im Ausland gibt, nimmt sie populäre Melodien aus den jeweiligen Ländern in ihre Programme auf.
Die Musiker verabschiedeten sich mit einem niederländischen Volkslied aus dem 16. Jahrhundert: „Ik zeg Adieu“ (Ich sag Adieu) und stellten damit auch ihre gesanglichen Qualitäten unter Beweis.
Die Konzertbesucher konnten sich davon überzeugen, mit welcher Ernsthaftigkeit und Leidenschaft sich die 30 jungen Musiker der „alten“ Musik hingeben.
Den beiden Dirigenten Judith Gerhardt und Andreas Künzel ist es gelungen, ein auf hohem künstlerischen Niveau spielendes Ensemble zu formen.
Die Orgelfreunde Niederdorla möchten sich nochmals bei allen bedanken, welche zum Gelingen dieses besonderen Konzertes beitrugen: bei den großzügigen Sponsoren sowie den fleißigen Helferinnen und Helfern.
Günter Schlaffke