Titel Logo
Vogtei-Echo - Amtsblatt der Gemeinde "Vogtei"
Ausgabe 13/2025
Kammerforst
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Die „Leute aus Kammerforst“...

so lautet der Titel des neuen Buches des Heimathistorikers Dr. Gerd Kley

Mit 19 Biographien von Männern, die in und mit Kammerforst unterschiedlich bekannt gewordener Leistungen in dem langen Zeitraum von 1560 bis in unsere heutige Zeit, regionale und überregionale Bedeutung erlangten.

Erschienen ist das Buch im Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2024 mit 350 Seiten, im A 5-Format mit ungezählten Fotos und Abbildungen (39,95 €).

Die vom Autor vorgelegte Sammlung der Biographien ehemaliger Männer von Kammerforst wurden in unregelmäßigen Abständen in den Amtsblättern der Vogtei, beginnend im Jahr 2007, schon einmal veröffentlicht.

Auf der vorderen Umschlagseite des Buches befinden sich die Porträts der Protagonisten und auf der rückwärtigen Umschlagseite erklärt der Autor seine Intensionen zur Veröffentlichung der interessanten Sammlung in einer Monographie.

Das Inhaltsverzeichnis beginnt mit der Einleitung, die auch eine Aufforderung bzw. Aufruf an die folgende Generation ist, die Heimatforschung zu übernehmen und weiter zu führen.

Es folgen die 19 Biographien in der Reihenfolge des Geburtsjahres der einzelnen Personen, die aus Kammerforst stammen, bzw. längere Zeit da gelebt und gewirkt haben, beginnend mit dem Lehrer und Poeten Johann Bertesius im 16. Jahrhundert, mit interessanten Fotos der Buchtitel die dieser Lehrer-Poet der Nachwelt hinterlassen hat, und endend mit Pfarrer Horst Walter, der in unserer Zeit lebte und 2013 starb.

Ein Anhang mit zwei Kapiteln – die nichts mit Einzelpersonen zu tun haben, das eine zum Bau des Sportplatzes und das andere über die Orgel in der Andreaskirche, schließen die „Kammerforster Leute“ ab. Jede Biographie hat ein spezielles Literaturverzeichnis und verdeutlicht die immensen Recherchen.

Die zwei letzten Seiten beinhalten die Danksagung des Autors und eine Darstellung zum Lebensweg von Dr. Gerd Kley, der seinen Heimatort trotz seines beruflichen und familiären Weggangs im Geiste nie verlassen hat.

Betrachten wir insgesamt die Berufsstruktur dieser Leute, so führen die Pastoren und Lehrer, die in der ländlichen Bevölkerung über Jahrhunderte bis in die Zeit unserer Väter das „Sagen“ hatten. Auch Beamte, sogar ein Botschafter, sowie Handwerker und Landwirte sind vertreten, wie die Kunst, besonders die Malerei. Ohne auf die einzelnen Leute tiefer einzugehen, zeigen diese Biographien, dass die ländliche Bevölkerung nicht einseitig orientiert war und ist, sie hatten mit ihrer beruflichen Stellung, bzw. mit ihren ausgewählten Tätigkeiten, die durch den Autor äußerst geschickt recherchiert und dokumentiert sind, in ihrer Zeit und ihrem Umfeld hervorragendes geleistet.

Mit diesem Buch hat der Ort Kammerforst ein Sammelwerk über eine Reihe von Männern ihres Heimatdorfes die über mehrere Jahrhunderte das Leben mit prägten, bzw. die durch ihre Tätigkeit über den Ort hinaus wirkten, und tiefe Spuren hinterlassen haben. Das betrifft nicht nur den heimatlichen Raum im Bereich des Hainichs, reicht über deutsche Gebiete bis in Länder wie Argentinien, Brasilien und Südafrika.

So sollte diese Broschüre in allen Haushalten heimatbewußter „Kammerforster“ griffbereit im Bücherschrank zu finden sein, aber auch darüber hinaus ist dieses Buch beispielgebend für traditionsorientierte große und kleine Ortschaften, die ihre bodenständigen Traditionen, ihr Brauchtum pflegen und auf ihre Altfordern zurückblicken, deren Leistungen in Ihrer Zeit würdigen und der Leute die in jener Zeit mitbestimmend waren gedenken.

Leider ist das gewählte Buchformat zu klein. Die dadurch insgesamt zu kleine Schrift und kleinen Bilder sind für den Leser ungeeignet, besonders für ältere Leute, die eher ein Buch in die Hand nehmen als die Jugend. Die Wirkung der interessanten und informativen Bilder hätte in größerem Format erheblich höher sein können.

Das Querlesen des Inhaltsverzeichnisses lässt den Leser sofort eine alt eingesessene Familie dominieren, das Geschlecht Rettelbusch. Die Rettelbuschs treten in dieser Sammlung mit sieben Leuten in Erscheinung, also mehr als ein Drittel aller, deren Tätigkeitsbereiche einen breiten beruflichen Rahmen einnehmen und nicht etwa auf einer Linie verlaufen. Da gibt es den Stallmeister des Prinzen Carl, in Berlin, Johann Ludwig Rettelbusch (1824-1894); den Lehrer Georg Christian Rettelbusch (1848-1925) in Merseburg; den Innenarchitekt und Verleger, auch Autor und Unternehmer Ernst Jacob Rettelbusch (1854-1915); den Maler und Kunstgewerbelehrer Johann Adolf Rettelbusch (1858-1934), der „Brocken-Maler“; nicht zu verwechseln mit den Lehrer und Maler Georg Christian Rettelbusch (1874-1921) in Stettin; den Soldaten, einen „Afrikaner“, Carl Martin Rettelbusch (1882-1954) und einen Elektroingenieur und Farmer in Brasilien, Ernst Eduard Rettelbusch (1903-1981).

Zu einem Vertreter der Familie Rettelbusch, dem „Brocken-Maler“ (Johann Adolf R.) gibt es außerdem eine Einzelpublikation unseres Autors (Vom Hainich zum Brocken: Stationen im Leben des Magdeburger Malers Professor Adolf Rettelbusch, Bad Langensalza 2010).

Auch zu einem weiteren der in dieser Sammlung aufgeführten hat Gerd Kley eine Einzelpublikation verfasst; über den Dorfschulmeister, Schuldirektor, Schulrat und beliebten Schriftsteller seiner Zeit, Friedrich Polack, der neun Jahre als Lehrer, Dorfschreiber und Cantor in Cammerforst wirkte, außerdem familiäre Bindungen zu Kammerforst hatte, dessen Wiege nebenan im Nachbarort Flarchheim stand (Friedrich Polack [1835-1915]. Der Pestalozzi des Eichsfeldes, Bad Langensalza, 2021.).

Siehe dazu auch die Buchbesprechung im Vogtei-Echo vom 10.12.2021 (Jg. 3, Nr.24/ 2021).

Alle 19 Männer hatten unmittelbar und mittelbar mit Kammerforst zu tun und beruflich meist herausgehobene Stellungen. 19 Männer sagt uns aber auch etwas zur gesellschaftlichen Stellung der Frauen jener Zeit! Auch wenn es bei den meisten Biographien ungeschrieben steht, neben jedem dieser erfolgreichen Männer stand meist eine starke Frau.

Außer den schon genannten Persönlichkeiten sollen, um der Vollständigkeit zu genügen, auch die anderen aufgeführt werden, deren Lebenswege von Gerd Kley durchforscht und veröffentlicht wurden:

Der Lehrer und Schriftsteller Carl Rümpler (1796-1860), der Maurer und langjährige Kirchenälteste Michael Ludwig Mey (1830-1912), der Pfarrer Ernst Graupner (1863-1960), der Pfarrer Paul Gotthold Schulze (1865-1942), der Pfarrer Curt Merker (1859-1956), der Lehrer Heinrich Todt (1880-1947), der in Kammerforst und dann in Argentinien tätig war, der Pfarrer Karl Fiedler (1883-1969), der Rechtsanwalt, Botschafter und Besitzer des Unterguts Dr. jur. Hans Hermann Völker, der Landwirt und Heimatkundler Walter Kley (1919-2007) – von dem der Autor Gerd K. wohl die Liebe zur Heimat geerbt hat, und der Pfarrer Horst Walter (1921-2013).

Der Autor hat mit intensiver Recherche den Lebensweg dieser Leute zusammengestellt; Daten, Fakten, Bilder u.a. „ausgekramt“, Familien befragt, Archive besucht und Akten studiert u.v.a., um für jeden eine umfassende Biographie zu erstellen und lesenswert für die Allgemeinheit zu machen. Zumindest war das seine erste Zielsetzung bei jeder Veröffentlichung im Vogteier „Heimatblatt“ oder anderswo.

Bei der Recherche zu seinem ersten Probanden, Ernst Jacob Rettelbusch im Jahr 2007 hat Gerd Kley mit Sicherheit nicht daran gedacht, dass nach fast 20 Jahren dabei eine solch stattliche Zahl zusammenkommt und mit deren Biographien daraus ein Buch, auch mit einem höchst ideellen Nachschlagegehalt entstehen würde. Dieser Sachverhalt ist es Wert herausgestellt zu werden, besonders seine „Kammerforster“ dürften es ihm danken. Und so zeigt es auch der Autor auf der vorletzten Seite, dass u.a. die Bevölkerung, der Heimatverein Kammerforst und viele Einzelpersonen es wünschten dieses Buch entstehen zu lassen.

Peter-J. Klippstein

Erfurt, Gotterscher Gemeindehistoriker