oft schon habe ich diese Worte als Einleitung gewählt, um auf Dinge hinzuweisen, die mir wichtig erschienen. Nur, dass es diesmal etwas anders ist.
Am 01.07.2024 werde ich nach 18 Jahren hauptamtlicher Bürgermeister dieser Stadt sagen: Es waren 18 spannende, oft anstrengende Jahre, die für mich nun zu Ende gehen und mein Nachfolger Daniel Fischer wird uns alle begrüßen mit den Worten: Ich bin Ihr neuer Bürgermeister und möchte die nächsten Jahre mit Ihnen allen gemeinsam an der weiteren Entwicklung dieser Stadt arbeiten!
So soll es sein!
Ich werde seit Monaten immer wieder gefragt, ob ich nicht etwas vermissen werde, ob es nicht schwer fällt, loszulassen. Ob das Loslassen schwerfallen wird, das kann ich noch nicht einschätzen. Es ist ja mein erstes Mal.
Aber ich bin überzeugt, unser neu gewählter Bürgermeister wird die Dinge gut überlegt angehen, ihm steht eine erfahrene Rathausmannschaft zur Seite und auch die Mitglieder des Stadtrates haben stets die Interessen des Ortes im Blick. Das war immer so und das wird sich ganz sicher nicht ändern!
In den vielen Jahren lernt man interessante Menschen kennen, die Vorbild sind und den eigenen Horizont erweitern. Man lernt, vieles auch aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Diese Erfahrungen sind wahrscheinlich das größte Gut, welches man zeitlebens mit sich führen kann. Man lernt auch wie Politik tickt, welchen Einfluss Medien haben und wie dieser Einfluss genutzt wird. Es ist oft ernüchternd zu erleben, wie sehr sich die Realität des „normalen Lebens‘‘ und die Welt mancher Berufspolitiker voneinander entfernt haben. Die Folgen spürt man allerorten.
Nach der Wende haben viele Orte die Chancen der damaligen Zeit genutzt, um sich zu wandeln, ihre Infrastruktur zu modernisieren. Orte wie Bad Langensalza sind da ein gutes Beispiel. Unser Oberhof war seit jeher ein Ort, der starken Abhängigkeiten unterworfen war. Zu DDR Zeiten wurde aus einem typischen Thüringer Dorf ein kleines Städtchen, in welchem große Hotels und Wohnblöcke die alte Bausubstanz verdrängten. Das hatte natürlich Folgen. Gute, wie auch schlechte. Nach der Wende konnten viele der alten Hotels offensichtlich nicht erfolgreich in seriöse Hände überführt werden. Das Hotel Glück Auf, das Hotel am Schützenberg, das Rennsteighotel, das Hotel Dimitroff, das Hotel Jägerstein und das Thälmannhaus, alles Häuser die markant waren, unser Oberhof prägten, aber eben keine Nachfolge fanden. Mit dem Hotelsterben damals, zogen viele Menschen weg und suchten sich einen neuen Lebensmittelpunkt. Das Ergebnis waren Wohnblöcke mit einem riesigen Leerstand. Allein im Wohnblock am Eckardtskopf, mit über 110 Wohnungen, wohnten am Ende keine 10 Familien mehr.
Das Resultat war hoher Leerstand, eine stets klamme Wohnungsverwaltung. Damit konnte die Stadt damals an ihrem Wohnungsbestand nur das allernotwendigste tun. Die Stadt Oberhof war mit ca. 8.000,00 Euro pro Kopf verschuldet und damit stets abhängig von Bedarfszuweisungen des Landes. Das machte alles schwer, vieles unmöglich.
Dann, schon in Vorbereitung der Biathlon WM 2004, wurden viele dieser Brachen abgerissen. Das war erst einmal gut, war doch ein Teil der Ruinen weg. Aber dort wo einst Hotels standen, waren dann Baulücken und ein Ort voller solcher Baugruben wirkt ganz sicher nicht anziehend, auch wenn sich etliche scheinbar an den Anblick gewöhnt hatten. Und das die Gäste sich immer öfter für andere Urlaubsorte entscheiden, mussten wir seit 2004 jedes Jahr ein großes Stück zur Kenntnis nehmen. Andere Mittelgebirgsregionen legten jährlich zu, wir verloren 25%!
Oberhof lebt in erster Linie vom Tourismus! Ohne Gäste wäre fast alles anders. Ob sich ohne Gäste Apotheke, Einkaufsmarkt, Ärzte und Geschäfte halten könnten, würde ich bezweifeln. Insofern war es überaus wichtig, den Tourismus wieder anzukurbeln und für die nächsten Jahrzehnte wettbewerbsfähig zu machen. Und so haben wir 2007 angefangen, uns mit aller Kraft diesem Sog entgegen zu stellen. Leicht war das nicht und wenn man damals gewusst hätte, welche Schwierigkeiten noch auftreten werden, hätten manche sicher resigniert. Aber, immer wieder haben viele Oberhofer, an ganz unterschiedlichen Stellen, mit angepackt und unterstützt. Und wir hatten zum Glück auch lange Zeit gute Partner! Ich kann mich noch gut erinnern, wie pragmatisch unser damaliger Landrat Ralf Luther sich einem Vorschlag von uns anschloss und damit die Grundschule eben nicht geschlossen wurde! Ich bin nicht sicher, ob es heute so viele junge Familien in Oberhof gäbe, wäre damals der Beschluss des Kreistages, die Schule zu schließen, auch so umgesetzt worden.
Als in der Stadt kein Stein auf dem anderen blieb, überall gebaut wurde, hatte das auch Folgen. Natürlich wünschten sich die allermeisten, dass Oberhof sich moderner aufstellt, das Gefühl des Niederganges überwindet. Aber wenn dann die ersten Arbeiten beginnen, Lärm, Dreck und halbfertige Baustellen über lange Zeit das Ortsbild dominieren, das sorgt dann schon für Verdruss! Man ist eben einfach nur noch genervt.
Diese Emotionen habe ich natürlich gespürt und manchmal tauchte auch die Frage auf, ob der Kurs richtig war? Aber heute betrachtet denke ich, er war richtig! Und, was wäre denn die Alternative gewesen?
Zur letzten Wahl 2018 standen noch etliche Dinge an, die begonnen, aber nicht fertig gestellt waren. Ich bin sehr dankbar und möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, das Angefangene zu Ende zu bringen. Ich bin überzeugt, und die Zahlen drücken das auch aus, Oberhof steht heute auf festen Füßen, wir können uns Selbstbewusstsein und Stolz leisten! Uns allen stehen Apotheke, Ärzte, ein guter ÖPNV, ein Vollversorger, Kita und Grundschule sowie Top moderne Hotels und Gaststätten zur Verfügung. Mag sein, dass das Eine oder Andere noch fehlt, aber es muss ja auch für die Zukunft Pläne geben.
Warum sage ich das alles? Weil ich der Meinung bin, dass man sich von Zeit zu Zeit darauf besinnen muss, wo man herkommt, wo man steht, was richtig war und was besser gemacht werden muss. Man vergisst zu schnell und nimmt Erreichtes als Selbstverständlichkeit wahr. Dieses Denken ist aber trügerisch! Wenn man nicht ständig das Erreichte verteidigt und sich weiterentwickelt, wird man von anderen überholt und wenn man das bemerkt, ist es oft zu spät.
Apropos Zukunft: Ein Bürgermeister alleine vermag garnichts! Bürgermeister ist nur ein Begriff. Stärke bekommt diese Funktion, dieses Amt, erst mit der Unterstützung derjenigen, die man vertritt. Nichts ist schlimmer, als wenn die Mehrheit sagt: „Na der…„.
Ich hatte das große Glück, dass ich immer Menschen um mich hatte, die für Oberhof standen und auch bereit waren, mit anzupacken. Diese Stärke hat mir, uns, oft geholfen. Wir wären nicht so weit gekommen, wäre es anders gewesen.
Wir alle, davon gehe ich aus, möchten in unserem Oberhof auch in Zukunft gut leben und wenn wir Gäste begrüßen auch sicher sein, dass wir uns nicht verstecken müssen! Die Grundlagen sind gelegt und derzeit sind wir auch alle auf genau diesem Weg.
Ich würde mir wünschen, dass wir alle diese Unterstützung auch unserem neuen Bürgermeister Daniel Fischer entgegenbringen. Sein Erfolg wird unser aller Erfolg sein und deshalb lohnt es sich, ihm zur Seite zu stehen!
Ich möchte mich ganz herzlich für Ihr Vertrauen bis hierher bedanken. Danke an alle Vereine bei uns im Ort, unseren Chor, danke an die Vertreter des Stadtrates die mehrheitlich stets das Wohl des Ortes im Fokus hatten. Danke an alle die in unser Oberhof investierten und damit geholfen haben, dass es eine touristische Zukunft gibt und ganz herzlichen Dank auch an alle, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu ihrem Ort stehen und sich eingebracht haben.
Herzlichst
Ihr Bürgermeister
Thomas Schulz