Stefano Bertuletti
Ein Programm, musikalisch so abwechslungsreich, wie das Leben in fünf Jahrhunderten sein kann, bot der aus dem norditalienischen Bergamo angereiste Organist Stefano Bertuletti am 13. Juli an der Thielemann-Orgel in Gräfenhain.
Mit einem Werk des von Geburt an blinden Komponisten Antonio Valente (ca. 1520-1601) begann eine musikalische Italien-Reise durch die Jahrhunderte. Der Auftakt des Stückes „La Romanesca“ erinnerte an hell klingende Cembalomusik, die dann in den prächtigen Orgelklang überging. Flotte Tonfolgen und zierliche Elemente wechselten sich bei der „Toccata Decima settima“ von Agostino Tinazzoli (ca. 1660-1725) ab, einem Komponisten, der einmal aufgrund seiner an die Gefängnismauer geschriebenen Kantate sofort aus dem Gefängnis entlassen wurde. Die unterschiedlichsten Klangfarben der Thielemann-Orgel brachte Stefano Bertuletti mit den „Folias“-Variationen von Domenico Zipoli (1688-1726) zu Gehör, einem italienischen Komponisten, der als Jesuitenpater nach Südamerika auswanderte und dort mit seinen barocken Kompositionen große Berühmtheit erlangte. Nach einer Transkription von Johann Gottfried Walther folgte Antonio Vivaldis (1678-1741) „Concerto h-Moll“ (RV 430), bei dem Bertuletti die „Adagio - Allegro - Adagio“ im typischen Vivaldi-Stil mit Klangphantasie und virtuoser Leichtigkeit präsentierte. Seine Virtuosität kam sofort in der anschließend gespielten „Sonata II op. 1“ (Andantino) von Gaetano Valerj (1760-1822) nochmals zum Ausdruck, die der Organist durchweg mit den hellen Klängen der Orgel zügig und schön verziert präsentierte. Zur anschließenden „Sonata XII op. 1“ (Fuga) von Valerj kam die prächtige, voluminöse Klangvielfalt der Barockorgel bestens zum Ausdruck. Von Beginn an brachte Stefano Bertuletti in Giuseppe Gherardeschi’s (1759-1815) „Rondò I G-dur“ anmutig klingendem Werk wiederholt effektvoll das Glockenspiel der Orgel zum Einsatz. Ebenso wie beim vorangegangenen Komponisten folgte auch von Gherardeschi mit der „Offertorio I C-Dur“ ein weiteres Werk, deren eher zierlich klingende Passagen sich mit umfassender Klangfülle abwechselten.
Mit der im alten Stil vom jungen Pietro Cattaneo (*1998) komponierten „Miniature suite in Ancient style“ wechselte Stefano Bertuletti zu Kompositionen der jüngeren Epochen. Von Renato Grisoni (1922-2012) folgte der „Rondellus Op. LVI pro antiquis organis italicis“, der zum Ende mit dem Einsatz der Cymbelsterne verziert wurde. Mit den „Würzbrunnen Variationen“ von Grimoaldo Macchia (*1972) präsentierte der Organist wiederum verschiedene Klangbilder der Barockorgel bis hin zu einem klangintensiven Finale.
Als Abschluss seines Konzertes hatte sich Stefano Bertuletti nochmals zeitlich zurück orientiert. Die „Sinfonia C-Dur“ von Ferdinando Provesi (1770-1833), der als wichtigster Musiklehrer Verdis gilt, war ein durchweg mit hohem Tempo sowie abwechselnden Klangfarben und voluminöser Klangpracht dieser Orgel präsentiertes Finale eines hingebungsvollen Organisten für alte Orgeln, das er ausklingend mit dem Einsatz der Cymbelsterne abrundete.
Nach einem grandios gespielten Konzert abwechslungsreicher italienischer Musik erhielt Stefano Bertuletti begeisterten Applaus von den erfreuten Gästen. Der Organist verabschiedete sich mit einem „Präludium und Fuge“ von Johann Sebastian Bach als Zugabe, was ihm nochmals umfänglichen Applaus bescherte.
Das nächste Konzert wird am 10. August 2025 um 17.00 Uhr stattfinden.
Mit Bastian Uhlig begrüßen wir einen Organisten, der die Gäste hier bereits 2023 verzauberte. Mit Michael Hochreither, dem 1. Solocellisten der Thüringen Philharmonie, hat er sich dieses Mal einen Konzertpartner mitgebracht, der auch in den verschiedensten Ensembles national wie international von Klassik bis Jazz musikalisch unterwegs ist.
Alle folgenden Konzerttermine haben wir Ihnen in einer Übersicht zu diesem Artikel unten angefügt.
Wir informieren Sie auch unter www.thielemannorgel.de, auf Facebook und Instagram und freuen uns, wenn Sie unsere kommenden Konzerte besuchen.
Jürgen Seeber
Sonntag, 10. August | |
| 17.00 Uhr | Bastian Uhlig, Orgel; Michael Hochreither, Cello (Gotha, D) |
Sonntag, 24. August | |
| 17.00 Uhr | Stefan Donner, Orgel (Wien, AT) |
Sonntag, 7. September | |
| 17.00 Uhr | Luca Gorla, Orgel (Mailand, IT) |
Sonntag, 28. September | |
| 17.00 Uhr | Eszter Sedmák, Orgel; János Mátyás Stark, Violine (Budapest, HU//Weimar,D) |
(Änderungen vorbehalten)