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Thüringer Waldbote
Ausgabe 17/2023
Aus der Stadt Ohrdruf
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Tanzen wie bei Hofe und ein Orgelkonzert mit Hingabe

Tänzerinnen und Tänzer der Barocktanzgruppe des FK „Vive la danse“ bei ihrem Auftritt am 13. August 2023 in der Gräfenhainer Kirche …

… und im Kirchgarten

Bastian Uhlig und die Thielemann-Orgel am 13. August 2023

Zahlreiche Gäste durften an einem strahlenden Sonntag einen besonderen Abend erleben. Die im frühabendlichen Sonnenschein in ihrer historischen Ausmalung glänzende Gräfenhainer Kirche wurde mit zusätzlicher barocker Pracht erfüllt.

Zum Konzertabend am 13. August präsentierten Tänzerinnen und Tänzer des Freundeskreises „Vive la danse“ höfische Tänze der verschiedenen Perioden des Barock. Nach den Worten von Molière „Nichts ist dem Menschen so unentbehrlich wie der Tanz“ boten sie in ihren prachtvollen Gewandungen einen Einblick in die Welt der Gesellschaftstänze am englischen, französischen und sächsischen Hof vom frühen 17. bis zum späten 18. Jahrhundert.

Den Auftakt bildeten zwei Tänze des Frühbarock aus der „Dancing Master“ - Sammlung des englischen Verlegers John Playford. Dem ruhigeren „Hole in the Wall“ folgte mit „Argeers“ ein etwas zügigerer Tanz.

Ein Menuett durfte bei den legendären Bällen am französischen Hof von Ludwig XIV. nie fehlen. Mit „Le Menuett de Chevalier“ wurde bei diesem Auftritt eine feine „Kostprobe kredenzt“.

Frische Cembaloklänge begleiteten „Le Petit rien“, ein Tanz, der von Francois Delpech aus der Zeit um 1770 stammt. Auch der Dresdner Hof von August dem Starken war für seine Feste berühmt. Aus der handschriftlichen Sammlung des Hofes führten die Tanzfreunde den eleganten „La Brandobourgeoise“ auf. Für ihre in barocken Gewandungen dargebotenen Tänze erhielten sie lang anhaltenden Beifall, für den sich die Freunde des „Vive la danse“ mit einer Zugabe beim Publikum bedankten.

Im zweiten Teil dieses Veranstaltungsabends ließ der erstmals in Gräfenhain gastierende Organist Bastian Uhlig die Thielemann-Orgel unter seinen Händen erklingen. Mit dem Programm „Mikrokosmos“ bot der junge Organist ein anspruchsvolles und kontrastreiches Programm, das die Gäste musikalisch durch Europa von Spanien bis nach Böhmen führte; es enthielt Kompositionen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert.

Die freie Form der spanischen Orgelmusik präsentierte Bastian Uhlig zu Beginn mit „Tiento de mano izquierda“ von Pablo Bruna (1611-1679), dem zwei Stücke von José Lidón (1748-1827) folgten. Für seine Bewerbung zum Hoforganisten in Madrid komponierte Lidón das zu Herzen gehende „Passo de Primero Tono“. Mit der anschließenden Fuge zu „Ave Maris Stella“ ließ Bastian Uhlig die Orgel prächtig erklingen und setzte die Cymbelsterne effektvoll ein. Musik von Béla Bartók (1881-1945) war von der Thielemann-Orgel bisher noch nie zu hören - Bastian Uhlig ließ sie erklingen. Die drei Stücke „Variationen“, „Gebrochene Akkorde“ und „Melodie“ - letzteres spielte er lediglich unter Nutzung zweier Register - waren eingeflochten in das Programm barocker Kompositionen. Nach der abwechslungsreichen „Suite du Premier Ton“ des französischen Komponisten Louis- Nicolas Clérambault (1676-1749) glänzte Bastian Uhlig mit Johann Pachelbels (1653-1706) „Präludium in d-Moll“, das in einem großartigen Finale gipfelte. Der junge Organist, der während seines Konzerts den Gästen immer wieder Erläuterungen zu den von ihm ausgewählten Stücken gab, bezeichnete dieses Präludium „als das große

Stück von Pachelbel schlechthin“. Insbesondere das ausgedehnte Pedalsolo sei untypisch für Pachelbels Kompositionen, wobei er dieses Stück vermutlich komponierte, als sein Sohn das Orgelspielen bei Dietrich

Buxtehude lernen sollte. Für den Abschluss seiner musikalischen Reise durch Europa hatte Bastian Uhlig ein „Präludium und Fuge in D-Dur“ eines unbekannten böhmischen Komponisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgewählt. Mit seiner ganzen Begeisterung für diese Orgel verzauberte er die Konzertgäste auch bei diesem Stück mit der Klangvielfalt der historischen Thielemann-Orgel.

Für den überwältigenden Applaus, den Bastian Uhlig für sein mit Begeisterung und Leidenschaft gespieltes Konzert erhielt, bedankte er sich mit einer „Toccata e-Moll“ von Johann Pachelbel als Zugabe.

Zu unserem nächsten Konzert am 10. September dürfen sich die Gäste wieder auf ein außergewöhnliches Klangerlebnis in der für ihre wunderbare Akustik bekannten Gräfenhainer Kirche freuen. Mit seinem Programm „Bach & Barrios“ stellt Roger Tristao Adao die Musik J. S. Bachs auf der Gitarre vor und zeigt den Einfluss auf einen der wichtigsten Komponisten Südamerikas für dieses Instrument, Agostin Barrios. Reizvolle Gitarrenstücke bieten einen faszinierenden Einblick in die lebendige Musiktradition der spanisch sprechenden Länder.

Alle noch folgenden Konzerttermine entnehmen Sie bitte dem unten angefügten Überblick.

Wir freuen uns, Sie wieder als Gäste begrüßen zu können.

Jürgen Seeber

Freundeskreis Thielemann-Orgel

im Verein „Kulturpflege Gräfenhain - Nauendorf“ e.V.

Konzerttermine - „Gräfenhainer Musiksommer 2023“:

Sonntag, 10. September

17.00 Uhr

„Bach & Barrios“ (Klassisches Gitarrenkonzert)

Roger Tristao Adao, Gitarre

(Friedrichsrode / Deutschland)

Sonntag, 24. September

17.00 Uhr

Thorsten Pech, Orgel (Wuppertal / Deutschland)

(Änderungen vorbehalten)

Weitere Informationen unter: www.thielemannorgel.de