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Oppurger Anzeiger
Ausgabe 10/2024
Kirchliche Nachrichten
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Kirchliche Nachrichten

Nacht der Offenen Kirchen in Rehmen. Stefan Peißker am Flügelhorn.

Zahlreiche Gäste nutzten die Gelegenheit für einen Besuch. Zur Ausstellung siehe auch den Artikel in dieser Ausgabe unter der Rubrik ‚Historisches‘.

Unsere Kirchen, das sind Kulturgüter und Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen. ‚Die Kirche im Dorf‘ ist für viele, unabhängig von einer konfessionellen Bindung, eine feste Landmarke - nicht nur in der als Heimat empfundenen Kulturlandschaft, sondern auch als seelisch und emotional relevanter Ort in der Landschaft unserer Erinnerungen. Vor allem aber sind die Kirchen Orte der Begegnung und des christlichen Lebens. Menschen kehren hier ein, um Kraft zu tanken, um Stille und Orientierung zu suchen, aber auch um gemeinschaftlich zu feiern.

Unsere Kirchen sind Orte von langer Dauer. Es sind die kulturellen Schatzhäuser und spirituellen Kraftorte unser Dörfer. Sie enthalten jahrhundertealte, von unseren Vorfahren erbaute, kontinuierlich erhaltene und durchbetete Räume. In Ihren Bildern und Inschriften, in ihrem gesamten Gewordensein, erzählen Sie die großen Geschichten der Wege Gottes mit den Menschen und zugleich unsere ganz eigenen Geschichten: die Geschichten unserer Dörfer und Familien, geschlossener Verbindungen, von Taufen und Begräbnissen. Sie erinnern uns an die vermeintlich profanen Geschichten ebenso, wie die existenziellen: vom Ende und von neuen Anfängen, von Kriegsverlusten und Friedensgebeten, Geschichten von Höhepunkten und Niederlagen, vom Zweifeln, Hoffen und Vertrauen, von Schuld und Erlösung, vom Fallen und Getragensein.

In den vergangenen Jahren sind unsere Dorfkirchen allerdings zunehmend aus dem Bewusstsein der sie umgebenden Gemeinschaften gerückt, schrumpfende Gemeinden, schwindende Pfarrstellen, mangelnde Nutzung bedrohen bereits viele Kirchen mit einer dauerhaften Schließung. Zentrale Großdepots für die sichere Einlagerung kulturell relevanter Ausstattungen werden von mehreren Landeskirchen bereits geplant und realisiert. Eine traurige Entwicklung, der man zusehen muss, solange man tatenlos bleibt.

Die Lange Nacht der Kirchen ist eine gemeinsame Aktion verschiedener Landeskirchen, die an unterschiedlichen Orten seit etwa 2003 alljährlich im Sommer durchgeführt wird. Sie will die Aufgaben, den Wert und die Vielfalt der Möglichkeiten neu bewusstmachen, welche die Kirchenräume in der Mitte unserer Gemeinschaften bieten. Sie ermöglicht neue, ungewohnte und kreative Formate, vergessene Kirchenbauten mit ihren kulturellen Schätzen und ihrer jeweils ganz besonderen Atmosphäre für unsere Gemeinschaften neu zu entdecken, zu beleben und angemessen für die Zukunft zu erschließen.

Auch in diesem Jahr beteiligte sich die Kirchgemeinde Rehmen an diesem Format. Am 7. September ab 19:00 Uhr öffnete sie die Türen ihres Gotteshauses und lud ein zum „Hören, Schmecken und Schauen“. Die Möglichkeit geführter Besichtigungen in der Rokokokirche aus dem Jahr 1786 verband sich dabei mit kulinarischen und musikalischen Impulsen. Letztere setzte Stefan Peißker aus Langendembach auf dem Flügelhorn. Nicht zuletzt ist wurde an diesem Abend die Ausstellung „LAND LEBEN. Historische Fotografien aus dem Orlatal“ eröffnet. Die Kirchgemeinde Rehmen freute sich über rund 110 an diesem Abend gezählte Besucher und über einen vielfältigen anregenden Austausch. Sie bedankt sich bei allen aktiv gewordenen Helfenden sowie für die zum Erhalt des Gotteshauses eingegangenen Spenden.

Anderen Gemeinden sei hiermit zugleich ein Signal der Ermutigung gesendet: Öffnen Sie Ihre Kirchenräume, zünden Sie die Kerzen an, tragen Sie Leben und ein paar frische Ideen mit hinein, vergessen Sie dabei die jüngere Generation nicht und beginnen Sie etwas Kleines, was den Kräften und Talenten ihrer Gemeinschaft entspricht und aktivieren Sie das Gotteshaus in Ihrer Dorfmitte - es lohnt sich!

S. D.