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Orlamünder Nachrichten
Ausgabe 6/2025
Nichtamtlicher Teil
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Wissenswertes

Thomas Müntzer (geboren um 1489) war ein Theologe, Reformator und Revolutionär in der Zeit des Deutschen Bauernkrieges, der am 27.05.1525 öffentlich in Mühlhausen enthauptet wurde.

Ich habe 2 Dokumente in Kopie vom Museumsverein in Bad Frankenhausen bekommen, die in den 1950iger Jahren angefertigt wurden, weil die Originale nach Moskau gingen.

Das erste Dokument ist ein Bestellzettel, geschrieben in Orlamünde im Juni 1519. Wie wir heute wissen, wurde Thomas Müntzer im Mai 1519 von Karlstadt (Andreas Rudolff Bodenstein 1486-1541 und einst Pfarrer in Orlamünde) nach Orlamünde geschickt. Hier betrieb Müntzer Literaturstudium. Aus dem Inhalt entnommen ging es um Karlstadts Weingarten, der bestellt ist, der Zins bezahlt, und wenn er beabsichtige zu verkaufen, er versucht einen Käufer zu finden der bereit ist 12 alte Schock zu bezahlen. Es wurde auch Geld vom Weinberg gebracht und es kam auch Geld durch den Weinverkauf. Die eigentliche Bestellung zur Leipziger Messe sind 2 Sägen, 1 Hacke, 1 Eber, für den Schulmeister 1 Lot Safran und Schrauben, verschiedene Kräutersamen und Bücher. Termin der Zahlung, entweder zu Petri und Paulus (Ende Juni) oder zur Leipziger Messe nach Futtern (kulinarisches großes Essen zum Ende des Markttreibens).

Das erste erhaltene Dokument aus Müntzers Hand ist ein Brief an Franz Günther datiert auf den 01.01.1520. Vergleicht man die Schrift mit Briefen Müntzers, dann sind hier einige Parallelen, die die Annahme verstärken, daß der hiesige Bestellzettel auch von Müntzer stammen könnte. Durchaus denkbar, zumal hier auch Bücher bzw. Lektüren gewünscht werden, wie die Predigt von Martin Luther über die dreifache Gerechtigkeit.

Mit dem Brief vom 19.07.1524 aus Orlamünde, der wissenschaftlich durch Frau S. Fraedrich-Nowag behandelt wurde und der sich im Original in der Rossijskaja Gosudarstvennaja Biblioteka (russische Staatsbibliothek) in Moskau befindet, antwortete Karlstadt auf ein heute verschollenes Schreiben Müntzers, der ihn eventuell darin aufgefordert hatte für ein christliches Bündnis (Allstedter Bund) zu werben, wo Karlstadt anschließend den benachbarten Pleban (Pfarrer) in Heilingen, Bonifatius von Roda (um 1480-1560) um Rat gefragt hatte.

So entstand dieser Brief in Latein, um Müntzer eine scharfe Antwort zu geben und Karlstadt erteilte ihm eine klare Absage dem Bündnis beizutreten - es widerspreche Gottes Willen. Bei allen Differenzen zwischen ihm und Müntzer sei er weiterhin freundschaftlich verbunden und hoffte Müntzer vom falschen Weg abzubringen. Am Ende des Briefes läßt Karlstadt Thomas Müntzers Frau (Ottilie von Gersen - vermutliche Eheschließung 1523) grüßen und bittet um Erklärung, warum Müntzer "Abraham" als Namen für Karlstadts Sohn Andreas vorziehen würde. Müntzer bezog sich wahrscheinlich auf den erstgeborenen Sohn von Karlstadt, Andreas - der bereits 1524/25 verstarb. Anna von Mochau (Karlstadts Frau) war zu diesem Zeitpunkt bereits erneut Schwanger.

Parallel zum Brief erging auch eine Antwort der Orlamünder an die Allstedter. Sie folgten Karlstadts Argumentation in einem öffentlichen Sendbrief und antworteten somit auf einen Brief der Allstedter, wo ebenfalls ersucht wurde dem Bündnis beizutreten.

Marcel Schreiber

archiv@stadt-orlamünde.de