Der Traditions- und Heimatverein Plothen weihte am Zweiten November 2025 das "Grenzdenkmal Plothenbach" ein. Das Denkmal erinnert an die Zeit der Kleinstaaterei in Thüringen, denn der Plothenbach war die Grenze zwischen dem Fürstentum Reuss ältere Linie, zu dem Plothen gehörte und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, zu dem Neudeck gehörte. Aus dieser Tatsache heraus ergab sich, dass die beiden Dörfer unterschiedlichen Gesetzen, Steuern und Gerichtsbarkeiten unterstanden. Ja, sogar die Staatsbürgerschaften waren unterschiedlich.
Aus einem alten Dokument von 1897 wissen wir, dass der Neudecker Bürgermeister den Großherzoglichen Verwaltungsdirektor von Neustadt/Orla darum gebeten hat, die Bürgermeisterwahlen zu verschieben, weil 5 Einwohner von Neudeck ihre Weimaerische Staatsbürgerschaft noch nicht erhalten haben und somit nicht an der Wahl teilnehmen durften.
1866 im "Deutschen Krieg" standen sich die beiden Dörfer wegen verschiedener Verbündeter ihrer jeweiligen Fürsten auf einmal feindlich gegenüber. Die Sache ging jedoch gut aus, denn es gab keine Kämpfe.
Neudeck war nach Plothen eingepfarrt, sodass die Neudecker in Plothen zur Kirche und zur Schule gingen. Die Toten wurden auf dem Plothener Friedhof beigesetzt. Sie zahlten dafür aber auch höhere Kirchen- und Schulabgaben. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen führten immer wieder zu Streitereien untereinander.
Im Zuge der Gebietsreform im Jahr 1922 wurden die beiden Dörfer unter dem Ortsnamen Plothen zusammengeschlossen; nicht ganz freiwillig, wie aus alten Schriften zu erfahren ist.
Mit dem Denkmal wird ein Stück Geschichte für Einwohner und Gäste von Plothen wieder sichtbar gemacht.
Text und Foto: Heimatverein Plothen