„Pößnecker Heimatblätter“ Heft 4 / 2023

Mit einem Rückblick auf die chaotischen politischen und wirtschaftlichen Ereignisse im Herbst 1923 schließt die stadtgeschichtliche Retrospektive auf das Inflationsjahr vor 100 Jahren ab. Im Mittelpunk stehen ein Schusswechsel zwischen Kartoffeldieben und der Polizei sowie der Selbstmord von Julius Neumann, einem der wohlhabendsten Pößnecker Bürger und Inhaber der Schokoladenfabrik Berger. Ende September 1923 verhängte die Reichsregierung zudem den Ausnahmenzustand als Mittel gegen einen gewaltsamen Umsturz der jungen Weimarer Republik. Der darauf erfolgte Einmarsch der Reichswehr in Pößneck verschärfte die politischen Auseinandersetzungen in der Stadt.

In der Fortsetzungsreihe zu Skelettfunden in Pößneck beschreibt Hans Walter Enkelmann ausführlich solche Entdeckungen bei Bauarbeiten innerhalb der Stadt rund um die Klosterkirche und in der Stadt- und Gottesackerkirche sowie die Begräbnissituation auf dem uralten Pößnecker Kirchhofplatz, dem Friedhof rund um die Stadtkirche, und in diesem Zusammenhang den Umgang mit den Skeletten der Bestatteten entsprechend den religiösen Vorstellungen der vorreformatorischen Zeit.

Immer wieder erstaunlich sind die Berichte und Entdeckungen zu Pößnecker Auswanderern. Den Spuren einer solchen Gruppe und ihrem Schicksal geht ein Bericht von Karl Ernst nach. Die hiesigen Familien Bock, Schirner und Riebel u. a. gehörten einst zu den Pionieren der Ortsgründung von Grove City / Ohio im Amerika des 19. Jahrhunderts. Sie kamen zu Besitz und Ansehen. Tragisch verlief jedoch ausgerechnet eine Besuchsreise zu den Verwandten in die Thüringer Heimat, wie die Pößnecker Zeitung im Mai 1875 berichtete. Der „Untergang der Schiller“ zeugt von den Unwägbarkeiten der Atlantiküberquerung jener Jahre und bewegte die Menschen in vielen Ländern. Nicht nur in Pößneck, sondern auch in Grove City wurden die Recherchen zum Bericht mit Interesse unterstützt.

Wie in jedem Heft stellt Marion Damm wichtige kommunale und kulturelle Ereignisse in Pößneck während der letzten vergangenen Monate dar. Sie beschreibt einige Überlegungen der Stadtverwaltung zur Erhaltung bedeutsamer Gebäude in der Stadt und der Verbesserung des Stadtbildes sowie der damit verbundenen Lebensqualität der Einwohner am Beispiel des Brüderlein‘schen Kontorgebäudes in der Saalfelder Straße, des Malzhauses und des „Speeddatings“ zur Stadtentwicklung. Ein Querschnitt wichtiger Kulturereignisse und Informationen aus dem Gewerbe runden die aktuellen Informationen ab.

Die „Pößnecker Heimatblätter“ sind in der Stadtinformation, in den Geschäften des Pößnecker Buchhandels, bei Foto Peterlein und dem Schuh- und Schlüsseldienst von Katrin Lösche, Malmsgelänge 2 (Gewerbegebäude Rewe), zu erwerben.

Karl Ernst