Der Architekt und ehemalige Hochschullehrer Heinrich Tessenow (1876-1950) zählt bis heute zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Reformarchitektur. Dabei engagierte er sich besonders für die Reformierung des Wohnungsbaus. Zahlreiche Gartenstadtentwürfe, Wohnhäuser und Schulen gehören zu seinen Arbeiten u. a. auch das bekannte Festspielhaus in Hellerau.
Ebenso wie in größeren deutschen Städten hat Tessenow auch in Pößneck seine Spuren hinterlassen. Dazu zählen 74 Gebäude mit Wohnungen in den drei Siedlungen - Am Gruneberg, Am Gries und in Mietshäusern in der Neustädter Straße/Saalbahnstraße. Das Besondere in Pößneck ist, dass dieser Bautenbestand den größten Anteil des Architekten Tessenow überhaupt darstellt!
Im Zuge eines Doppelausstellungsprojekts der Stadt Pößneck - anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums 2019 - entstand in dem Gebäude in der Neustädter Straße 101 die „Schauwohnung Tessenow - Wohnkultur um 1920“. Ergänzend zur Tessenow-Sonderausstellung „Handwerk und Kleinstadt. Architektur der Moderne in Pößneck 1920 bis 1923“, die zeitgleich im Museum642 gezeigt wurde, diente diese Wohneinheit als Musterwohnung.
Anlass waren die in dieser Wohnung bei deren Sanierung im Frühjahr 2017 entdeckten, originalen und farbintensiven Wandfassungen, die unter anderem im Wohn- und Schlafzimmer sowie im Flur freigelegt wurden und eine Seltenheit darstellen.
Entsprechend des Ausstellungskonzepts des Kurators und Innenarchitekten Elia Schneider aus Lugano wurde die Schauwohnung mit originalen, aber auch nach Entwürfen Tessenows gestalteten Möbeln ausgestattet und um eine zeitgemäße Kocheinheit im Stil der - im Jahre 1913 für die Deutschen Werkstätten in Hellerau - entworfenen praktikablen Küche - ergänzt.
Spätestens nach dem Ende des Ausstellungsprojekts verstetigte sich von Seiten der Denkmalschutzbehörde als auch bei der Stadt und im Stadtrat der Wunsch, die Schauwohnung künftig als Ferienwohnung mit Übernachtungsmöglichkeit weiterzuentwickeln und als besonderes Highlight für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Seit Mitte November 2023 ist es endlich soweit!
Die Möglichkeit, in die Wohnung in der Neustädter Straße 101 zeitweise einzuziehen, kann während des Aufenthaltes mit bereits vorhandenen Angeboten zum Thema Tessenow kombiniert werden. Dazu gehören eine Stadtführung zum Erbe des Architekten und die Tessenow-Themenroute, die mit einem Flyer selbständig unternommen werden kann.
Die Stadt Pößneck wünscht der GWG bzw. der AWO, die die Betreuung der Wohnung übernimmt, viele interessierte Besucher, die gerne einmal zu Gast bei Tessenow in Pößneck sein möchten!
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