Kneipen-Inszenierung mit Fahne des sogenannten Turnvereins Phoenix, um 1900
Vereine sind von zentraler Bedeutung für das gemeinsame gesellige Leben und Zentrum für bürgerschaftliches Engagement. Das zeigen auch die heute mehr als 600.000 Vereine in der deutschsprachigen Landschaft. Erste standesübergreifende Vereinigungen entstanden bereits während des 18. Jahrhunderts mit der Herausbildung eines Bildungsbürgertums. Durch die Industrialisierung veränderte sich das Leben der Stadtbevölkerung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts beträchtlich. Erstmals verfügen Industriearbeiter und Angestellte über einen Anteil an frei verfügbarer Zeit. Grund für diesen Aufschwung war das Reichsgesetz von 1848, das die Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit garantierte. Überall im Land entstanden Vereine mit den unterschiedlichsten Ausrichtungen. In Pößneck wurden die ersten Vereine in den 1850er Jahren gegründet, darunter zahlreiche Musikvereine, Verschönerungsvereine, Turnvereine und ein Frauenverein. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 kamen auch Kriegervereine hinzu. 1907 existieren in Pößneck fast 80 Vereine.
Das Vereinsleben wird zu einem Mittelpunkt des bürgerlichen Lebens und die Kneipe zum beliebten Treffpunkt. Eine Kneipe gab es auch im Haus Klosterplatz 6. Daran erinnert heute eine Inszenierung im Museum642 - Pößnecker Stadtgeschichte. Wie in anderen Städten gehörte auch in Pößneck der Turnverein zu den zahlenmäßig stärksten Organisationen mit mehreren Hundert Mitgliedern, die aus allen Schichten der Bevölkerung kamen und ein eigenes Vereinshaus mit Turnhalle in der Phoenixstraße besaßen.