Vortrag von Dr. Egon Freitag, Weimar
Johann Gottfried Herder gehört zu den bedeutendsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Weimarer Klassik. Während seines Aufenthalts in Straßburg lernte er den 21-jährigen Jurastudenten Goethe kennen und wurde gewissermaßen sein Mentor. Durch Goethes Vermittlung kam Herder 1776 nach Weimar und wurde mit 32 Jahren Generalsuperintendent. Er wollte aber „kein langweiliger klassischer Heiliger sein“ und bezeichnete sich selbst als „sinnlichen Menschen“. In seinen Schriften finden sich erotische Texte, die man bei einem Theologen nicht vermutet. So schrieb er an seine Verlobte Caroline Flachsland Briefe von „höchster Sinnlichkeit“. Schwärmerisch nannte er sie „Freudegöttin“, „süße Liebesgöttin“, „Frühlingsunschuldsblume“ und meinte, „nichts in der Welt sei so gut und weich, … als der Schoß und Busen einer Freundin.“ Herder wünschte sie bald wieder zu besuchen, um sie zu sehen, zu sprechen und „zum Wiedersehen und Abschiede“ auf seinem „Schoße zu haben.“ Im Mai 1772 teilte er ihr mit: „Ich winde mich um Deinen Schoß und Busen.“ Der Herausgeber Heinrich Düntzer und Herders Enkel Ferdinand Gottfried veränderten später diese „anstößige“ Stelle. Bei ihnen heißt sie: „Ich greife nach Deinem weisen Herzen“. Am 02. Mai 1773 fand in Darmstadt Herders Hochzeit mit Caroline Flachsland statt. Goethe nahm daran teil.
Caroline Herder brachte acht Kinder zur Welt, sieben Söhne und eine Tochter. 1778 veröffentlichte Herder „Lieder der Liebe, die ältesten und schönsten aus dem Morgenlande“. Es sind seine freien Nachdichtungen des Hohen Liedes Salomons. Herders Wahlspruch lautet „Licht - Liebe - Leben“.
Dieser Vortrag soll vor allem die heitere Seite des Weimarer Superintendenten zeigen. Mit dem Referenten Dr. Egon Freitag aus Weimar wird das auf jeden Fall gelingen. Alle Interessenten sind sehr herzlich eingeladen - am Donnerstag, dem 20. März 2025, um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums am Weißen Turm.